Guter Rausch
Denken wir jetzt nicht an den Halunken,
Der betrügt, indem er sich besäuft,
Auch nicht an den andern, der betrunken
Schimpft und androht oder Amok läuft,
Noch an den, der morgen früh bereut,
Der am Tag vor Nacht- und Nacktheit scheut.
Was ich meine, gilt für andere Zecher.
Ihrer denk ich. Nach dem sechsten Glase,
Kommen sie – nicht etwa in Ekstase –
Sondern in den variiert ersehnten
Zustand, klar und dennoch mild zu sehn,
Mild zu horchen auf die Andern, Fremden
Sozusagen vor sich selbst zu stehn.
Manchmal schießen sie mit der Pistole
Dann in sich ein ewig tiefes Loch.
Manchmal lächeln sie und trinken noch
Aber immer nehmen sie sich vieles
Vor und nehmen vieles still zurück
Und der Zukunft ihren Weg zum Glück.
Sie beneiden, und man wird sie lieben. –
Wenn sie doch – zu frühem Tod bereit –
Unverändert derart trunken blieben!