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Gruß an Oesterreich

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Textdaten
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Autor: Albert Traeger
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Titel: Gruß an Oesterreich
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 473
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[473]

Gruß an Oesterreich.

Zum dritten deutschen Bundesschießen in Wien.

In Nacht versank des Thales Grund,
In Nacht versank sein Hoffen,
Umgähnt vom finstern Schreckensschlund,
Blieb ihm kein Rückweg offen,

5
Einsam im Todeskampfe stand

Auf ödem Felsensplitter
Der keckste Schütz’ im ganzen Land,
Der letzte deutsche Ritter.

So warst in Deiner höchsten Noth,

10
Mein Oestreich, Du verlassen,

Sahst schon im blut’gen Abendroth
Den letzten Tag erblassen;
Da naht’ auch Dir mit einem Mal,
Von Himmelsglanz umgeben,

15
Ein Engel, der Dich in das Thal

Geführt zu neuem Leben.

Erfaßt hast Du die treue Hand
Und läß’st sie nimmer wieder,
Dein Kaiser von der Martinswand

20
Blickt segnend auf Dich nieder:

Der Engel, den er einst geschaut,
Mit seinem Volk verbündet,
Nun sich’s der Freiheit anvertraut,
Sein Oestreich neubegründet!

25
Die Fahne wallt, die Glocke schallt,

Der Jubel steigt zum Himmel,
Auf allen Straßen wogend ballt
Sich fröhliches Gewimmel;
Ein heller Klang, ein frischer Sang,

30
Der Freiheit wack’re Stützen,

So ziehen sie mit stolzem Gang
Einher, die deutschen Schützen.

Die Herzen und die Arme auf,
Der Bruderkuß verkündigt:

35
Vergessen, was der Zeiten Lauf

Hier hat wie dort gesündigt;
Es soll in unsrer Herzen Bund
Kein schnöder Grenzpfahl ragen,
Allüberall ist deutscher Grund,

40
Wo deutsche Herzen schlagen!


Hat uns getrennt des Schicksals Bann,
Nicht soll’s der Fremde nutzen,
Einhellig schlagen auf ihn an
Die Büchse und der Stutzen;

45
Und wo der Freiheit Feinde droh’n,

Kein Posten stehe einsam,
Ihr schwerer Dienst, doch auch ihr Lohn
Sei Allen uns gemeinsam!

So kämpfe fort an seinem Ort

50
Ein Jeder denn für Alle,

Ein Deutschland! sei das Losungswort,
Das durch die Reihen halle;
Die Herzen glüh’n, die Augen sprüh’n,
Hell strahlt’s aus diesen Flammen:

55
Die Freiheit führt nach harten Müh’n

Auf ewig uns zusammen!

Albert Traeger.