Graf Hohenstein
1.
Der junge Graf von Hohenstein
War sonst kein Waidgeselle,
Was hält sein Roß tagaus, tagein
Jetzt an des Försters Schwelle?
Was will der Graf erjagen?
Ihr müßt des Försters junges Weib,
Die schöne Gertrud fragen.
Durch ihre Brust zieht, Hand in Hand,
Ein Bangen und Erwarten;
Da schallt ein Huf, der Hund schlägt an,
Sie spricht: „Gott, hab Erbarmen!“
Hält sie der Graf in Armen.
Er spricht: „nun halt’ es endlich mir,
Was Du mir oft versprochen,
Mir ist die Zeit seit Monden schier
Sprich nicht, auf’s Neue, hin und her
Von Schwur, Altar und Treue, –
Die Treu’ ist eine alte Mähr’,
Und Schwachheit ist die Reue.“
Da hat das Spiel ein Ende,
Fortjagt der Graf, Schön-Gertrud weint,
Und ringt die sündgen Hände;
Ihr Mann kehrt heim mit Gruß und Kuß,
Sie heuchelt, weil sie heucheln muß,
Und heißt ihn froh willkommen. –
Ein Jahr und wenig Tage sind’s,
Der Graf zieht andre Fährte,
‘nen Becher Wein er leerte.
Der Wein war nüchtern wie die Leut’,
Und konnt ihn wenig laben,
Nur mocht an Försters Vaterfreud’
Manch Jahr, in immer schnellrer Flucht,
Ist hin in’s Land gegangen,
Längst hält der Graf, in Sitt’ und Zucht,
Ein jung Gemahl umfangen;
Wie Lieb und Treu zu schauen,
Doch keinem Engelsangesicht
Vermöcht er zu vertrauen.
Er schläft: – auffährt er aus dem Traum,
Todblaß, die Füße wollen kaum,
Schleicht er zu seinem Weibe;
Er lauscht, und als er vor ihr steht,
Was hört er? seinen Namen;
Vernehmlich sprach sie: Amen!
Und sinnt, und – muß erbleichen:
Er drückt dem Renner allsobald
Er fliegt nach Haus, auf seinem Roß,
Im Wettlauf mit dem Winde, –
Und findet – spielend vor dem Schloß,
Sein Weib mit seinem Kinde.
Den hübschen Blondkopf schaukeln,
Bis plötzlich tolle Bilder ihn,
Wie hergeweht, umgaukeln:
Des Kindes Augen sind so blau,
Er stößt es fort, und murmelt rauh:
„Was kümmert mich sein Weinen?“
Gar alten Weg genommen,
Der Graf vorbeigekommen;
Er sprach: „die Treu ist keine Mähr’; –
Ich hab ihr Band zerrissen,
Nun treibt mich ruhelos umher