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Graf Adolf IV. als Mönch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Graf Adolf IV. als Mönch
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 68–70
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[68]
26. Graf Adolf IV. als Mönch.
(1239–1261.)

Als nun Alles vollbracht war, was Graf Adolf noch zur Erfüllung seines weltlichen Berufes nothwendig fand, da that er noch zum Beschluß, ehe er ins Kloster ging, einen ritterlichen Kriegszug nach den Ufern der Düna, um den Deutschen Schwert-Rittern in ihrer Bedrängniß beizustehen (1238). Dann aber, heimgekehrt, nahm er Abschied von aller irdischen Pracht und Herrlichkeit, von Fürstenthum und Ritterehre, von Macht und Ansehen, sogar von Haus und Hof, von Weib und Kind. Manch großer Herr in damaliger Zeit, dem das Gelübde einer bangen Stunde zu erfüllen lästig wurde, ließ sich von dem päbstlichen Schlüssel, der nach König Waldemar’s Eid gelöset, der Last entbinden, und glaubte durch sonstige gute Werke sein Versprechen zu erfüllen. Aber das Schauenburger Geschlecht hielt von jeher unverbrüchlich am Wort und Gelöbniß. Und seine Gemahlin folgte seinem Beispiel und wählte das Klosterleben.

Seinen Söhnen Johann I. und Gerhard I. (den Grafen Hans und Gerd, wie die Holsteinischen Volkssagen sie nennen) übergab er im Sommer 1239 seine Lande zur gerechten und [69] segensreichen Regierung. Dann, am 13. August desselben Jahres, trat er mit zweien getreuen Rittern, Herren von Ghikow, in das von ihm gestiftete Marien-Magdalenen-Kloster zu Hamburg (in derselben Stadt, vor deren Thoren er als Fürst und gebietender Herr gestanden, bei deren Domstift sein Bruder Bruno die höchste geistliche Würde als Probst bekleidete), als Laie, als dienender Bruder ein; denn seine Demuth verschmähete es, durch die Vorzüge seiner hohen Geburt gleich die höheren Grade eines Priesters zu erlangen. Als armer dienender Bruder der armen Minoriten-Mönche ging er täglich vor die Häuser der Hamburger, um Pfennige und Brodt von ihnen zu erbitten. Und als er einstmals auf solchem Wege vom Millernthore (damals am heutigen Graskeller belegen) über den Münchendamm (Mönkedamm) heim gehen will, da begegnet er seinen Söhnen, die in voller fürstlicher Herrlichkeit mit Rittergefolge beim Schmettern der Trompeten in die Stadt reiten, und natürlich des armen Klosterbruders keine Acht haben, der doch ihr Vater ist. Und es heißt, da habe er von einer verzeihlichen Anwandlung weltlicher Schaam überrascht, den Topf mit Milch, den er grade getragen, unter seinem Rocke versteckt, bis seine Söhne vorüber geritten, alsbald aber, um sich selbst wegen der eiteln Regung zu strafen, über sein Haupt ausgeschüttet.

So hat er sein Gelübde treulich erfüllt, hat Almosen erbettelt, um davon neue Klöster und Kirchen zu bauen, – er hatte ja nichts mehr zu verschenken, – ist (1244) zu Fuße nach Rom gepilgert, dann heimgekehrt, vom Bischofe von Lübeck zum Priester geweiht; und seine erste Messe hat er in der Kapelle gelesen, die aus seinem vormaligen Siegesfelde bei Bornhövede von den Franziskanern erbaut worden war; die zweite aber in der Hamburgischen Marien-Magdalenen-Klosterkirche. Gestorben ist der hochgeborene [70] Mönch am 8. Juli 1261 zu Kiel, und in dortiger Klosterkirche ist er bestattet vor dem Altare.

Ein altes Bild in unserm Kloster stellt ihn als Leiche, von Engeln umschwebt, im offnen Sarge liegend, dar; das härene Mönchsgewand, von dem Strick umgürtet, deutet, mit dem Ritterhelm und fürstlichen Wappenschilde im Hintergrunde, den ganzen Umfang seiner Größe an.

Anmerkungen

[377] Der Schauplatz der Geschichte mit dem Milchtopf wird nach Heimreich’s Chronik von den meisten Erzählern nach Kiel verlegt. So auch (nach dem Presbyter Brem. bei Westphalen Monum. ined. III. 49) von Müllenhoff Schlesw. Holst. Sagen 16. 17, welcher jedoch in der Anmerkung nach Hamburg hinweist. – Das erwähnte Bild ist in den älteren Hamb. Geschichtsbüchern gewöhnlich beigegeben – Unbegreiflich unrichtig ist Adolph IV. übrigens von von Heß aufgefaßt (Topographie I. 286. 87). Besser schildert ihn Zimmermann, Chronik 129–134, woselbst die Inschrift, welche E. Oberalten dem Bilde des Grafen im Klostersaale etwa 1818 beifügen ließen.