Gespenster des Palatin
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Gespenster des Palatin.
Wenn blitzend durch die Nacht die Sterne gehen,
Dann steigt aus kühlem Marmorsarkophag
Augustus – und ein Traum läßt ihm erstehen
Das stolze Rom, das ihm zu Füßen lag.
Und Fesseln dringt sein leuchtend Augenpaar,
Nach allen Meeren schweift es, allen Landen,
Die goldig einst umkreist der Römeraar.
Der Ocean wiegt stöhnend seine Flotten,
Und selbst der Cimbern ungezähmte Rotten
Bedräut gewaltig des Erob’rers Land!
Doch ob, was er mit so viel Blut gekittet
Auch dauern wird, so festgefügt wie nun?
„Laßt in die Zukunft einen Blick mich thun!
Laßt einen meiner spätern Throngenossen
Mich sehen und damit auch Rom’s Geschick,
Ja, einen künftigen Cäsarensprossen,
Augustus ruft’s: und sieh, mit einem Male
Erglänzt vor ihm am stillen Tiberstrom
Geheimnisvoll im blauen Mondesstrahle
Die hehre, künft’ge Marmorfürstin Rom!
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Das Forum selbst ein leuchtend Gürtelband,
Und wenn am Esquilin auch Helden trauern,
Noch blickt der Palatin wie einst in’s Land!
Wie einst? Ha nein! Wohl ist’s der alte Hügel,
Als Führer dient die Pracht mit gold’nem Flügel,
Doch ewig neu, gönnt kaum dem Blick sie Rast.
Ein schimmernd Labyrinth von Säulenhallen
Wächst vor dem Aug’ des Staunenden empor,
Da schallt ein dumpfes Stöhnen an sein Ohr,
Und knirschend rast aus einem Schlafgemache
Ein Jüngling, zerrt den Purpur schnöd’ nach sich,
Sein gläsern Auge führt des Thieres Sprache,
Caligula!
„Ha, blutbefleckte Schatten,“
Ergrimmt er – „laßt ihr noch nicht ab von mir?
Ihr könnt mich hetzen, aber nicht ermatten –
Hihi, du Priester, laß das grause Nicken,
Mein Beil traf dich und nicht den Opferstier, –
Ich that es mit Bedacht: aus Menschenblicken
Klagt Schmerz und Geist – zu blöd stirbt nur das Thier!
Und Grausamkeit zugleich genoß – o Spott!
Was droht auch ihr so wimmernd, blaß und trübe?
Nicht ungestraft umarmt man einen Gott!
Ja, könnten sie mich jetzt mit Händen fassen,
All’ meine Opfer, all’ die blut’gen Massen,
Die ich gethürmt – sie zerrten mich in’s Grab
Allein das fasle ich als Thor: unsterblich
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Dem Tode unerreichbar, unverderblich
Und immer wach als Cäsar – doch – o nein!
Was sag’ ich wieder? Nimmermehr! Beim Namen
Des Stir! ich will ja eine einz’ge Nacht
Des Schlummers, o erquick’ mich! lös’ die Pracht
Und faule Götterwürd’ von meinen Gliedern,
Und dir allein will ich Altäre weihn,
Und knechtisch Traumgott mich vor dir ermiedern,
Er heult’s, aus seinen Augen stürzen Thränen,
Er schluchzt und klagt, doch nimmer wird ihm Ruh,
Und keine Nacht erfüllt sein brennend Sehnen;
Da stürzt er schäumend seinen Gärten zu,
Sich beugend, schreit er nach der Flammengluth
Des Morgenrothes, nach der Taumelspende
Des Mohns und dem, was Rom gekittet: Blut! –
Entsetzt und bebend steht der Heldenschatten
Nicht ließ es seinen edlen Stolz ermatten,
Und heißer, inniger nur tönt sein Fleh’n:
„Ihr Ewigen! wenn reine Opfergaben
Euch je erfreut im Lauf des Zeitenstroms,
Noch eines mir: Den letzten Cäsar Rom’s!“
Und sieh, da wächst mit leuchtendem Gefunkel
Ein riesenhaftes Kreuz zu ihn hinan,
Gleich einer Sonne strahlt es durch das Dunkel
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Mit einem Schrei des Wahnsinns und der Trauer
Zerfließt des Cäsars bleiche Spukgestalt,
Um Roma’s Hügel wehn die Morgenschauer,
Ein wundersamer Glockenchor erschallt;
Des Tages naht, vom Rand des Weltendoms:
Zertrümmert liegen ringsum die Paläste,
Und sieghaft glühn die tausend Kreuze Rom’s!