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Geschichte von Kloster Heilsbronn/Abdias Wickner

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Johann Mehlführer »
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4. Abdias Wickner,

der vierte Titularabt von 1602 bis 1608, Rektorssohn aus Rothenburg an der Tauber, erzogen in Ansbach, studirte in Wittenberg, wurde Pfarrer in Kolmberg, Leutershausen, Konsistorialrath in Ansbach, dann Abt in Heilsbronn: ein recht kenntnißreicher Mann, daher sehr geschätzt, besonders vom Markgrafen Georg Friedrich, wie aus Folgendem erhellt:

Philipp Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog zu Bayern, lutherisch gesinnt, war bemüht, den katholisch gesinnten Herzog Maximilian von Bayern zu überzeugen, daß die lutherische Anschauung richtig, die katholische irrig sei. Er glaubte, seinen Zweck zu erreichen durch ein Religionsgespräch, bei welchem Theologen beider Konfessionen in Gegenwart Maximilians und Philipp Ludwig’s ihre oppositionellen Ansichten darlegen und darüber disputiren sollten. Die beiden Fürsten fanden sich mit großem Gefolge am 14. Nov. 1601 in Regensburg ein, ingleichen die beiderseits kommittirten Theologen. Maximilian hatte sich seine Disputatoren aus München und aus der Universität Ingolstadt erbeten, Philipp Ludwig die seinigen von Wittenberg und von lutherischen Fürsten, namentlich vom Markgrafen Georg Friedrich, und dieser kommittirte nach Regensburg seinen Konsistorialrath Wickner in Ansbach und den Pfarrer Lälius, gleichfalls in Ansbach, nachmals Gymnasialrektor in Heilsbronn. [11] Der Kampfplatz war das Rathhaus, wo man bis Ende Novembers täglich und meist sehr heftig disputirte über Schrift und Tradition, Kirche, Taufe und Glaube auch der Kinder, Unfehlbarkeit in Glaubenssachen schon der Hohenpriester im alten Testament, ob der Schächer am Kreuz ein Märtyrer war etc. Die Fürsten folgten mit gespannter Aufmerksamkeit den Disputationen und redeten auch bisweilen darein. Allein das gewünschte Ziel wurde nicht erreicht. Maximilian wurde für die lutherische Anschauung nicht gewonnen. Er rief zum Schluß der Verhandlungen, als während der dreizehnten Sitzung lutherischerseits behauptet wurde: der Papst sei der Antichrist. Wickner und Lälius berichteten während ihres vierzehntägigen Aufenthalts in Regensburg fleißig an ihren Markgrafen (s. Hocker, Sup. S. 195–208). Gleich nach seiner Rückkehr von Regensburg wurde Wickner Abt in Heilsbronn: ein angehender Vierziger, aber bereits kränklich. Er hielt am 14. Juni 1603 bei der Beerdigung seines Gönners, des Markgrafen Georg Friedrich, die Leichenpredigt, welche gedruckt wurde mit einem Bericht über das außerordentlich glänzende Leichenbegängniß, dem Hoch und Niedrig beiwohnte: Kurfürst Joachim von Brandenburg, dessen Brüder Christian und Joachim Ernst (Letzterer in Heilsbronn begraben), Grafen, Adelige, Abgeordnete aus allen Gauen, Fahnen- und Fackelträger etc. Die vorgetragenen Fahnen und Wappen sind in Heilsbronn meist noch vorhanden. Näheres über die Bestattung berichtet Hocker. (Antiq. S. 155–171.)

Wickner starb, erst 48 Jahre alt, am 15. Dez. 1608 und wurde in der Klosterkirche nahe bei der Kanzel neben dem 30. Abt Wirsing begraben. Sein Leichenstein[1] wurde beschriftet wie folgt:

Quem sincera Dei pandentem oracula. Georgi
Friderici coluit principis aula virum,
Quoque sed heu totos non septem Heilspronna per annos
Nostra salutares praesule fudit aquas,

[12]

Abdias jacet hic, qui vir? cui nostra tulerunt
Secula perpaucos arte fideque pares.

An der Wand neben der Sakristeithür hing Wickners Gedächtnißbild, die Verklärung Christi darstellend, darunter die Portraitbilder Wickners, seiner beiden Frauen und seiner Kinder. Ueber dem Bilde zehn lateinische Verszeilen, hinweisend auf die Verklärung Christi. Unter dem Bilde sieben lateinische Verszeilen zum Gedächtniß Wickners. Rechts von dem Bilde Lebenslauf in lateinischer Sprache, unter Hervorhebung seiner ausgezeichneten Eigenschaften. Links von dem Bilde die Namen seiner beiden Frauen: Elisabetha, geborene Kalteis, gestorben 1593, und die noch lebende: Justina, geborene Oberländer, Spitalmeisterstochter aus Ansbach; ferner, daß er 4 Söhne und 5 Töchter hatte. Dann folgen in deutscher Sprache zwanzig gereimte Zeilen, worin die Wittwe ausspricht, was der Verlebte ihr und ihren Kindern war. Die Wittwe kaufte ein Anwesen für 553 fl., verkaufte es aber gegen den Anfang des 30jährigen Krieges. Das ebenbeschriebene Gedächtnißbild war nach dem Dafürhalten und Geschmack eines der oftgedachten Kopisten „ein recht schönes“.



  1. Dieser Leichenstein wurde, wie der des 30. Abts Wirsing, um Frauenstühle anbringen zu können, neuerlich in das nordöstliche Seitenschiff verbracht.
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