Geschichte des Marktfleckens Grönenbach/Vorwort
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Grönenbach im Allgäu liegt zwischen Memmingen und Kempten an der Illertalbahn, eine halbe Stunde ostwärts der Iller, in einer Gegend, die die Reize des Tieflandes mit denen der Alpenvorlande harmonisch vereint, und bildet so recht eigentlich den Eingang ins Allgäu. Die zwei hervorspringenden Hügel, um welche sich der Marktflecken malerisch gruppiert, krönen die monumentalen Bauwerke, einerseits die ehemalige Stifts- und Kollegiatkirche und das ehemalige Kollegiatstift, jetzt kath. Pfarrkirche und kath. Pfarrhaus, anderseits das gewaltige Schloßgebäude mit dem ehemaligen fürstabtlichen Bräuhause. Der Ort selbst ist Marktflecken seit dem Jahre 1485 mit dem Rechte, daß ein Wochenmarkt und ein bis zwei Jahrmärkte abgehalten werden dürfen. Kaiser Friedrich III. verlieh überdies Grönenbach auch eigenes Dorfgericht. Es gehört zum Sprengel des k. b. Bezirksamtes Memmingen, hat distriktive Sparkasse, katholisches und reformiertes Pfarramt, k. Forstamt, k. Steueramt 2. Klasse, Gendarmeriestation, Bahnstation 3. Klasse mit Postagentur, k. Postamt
[VI] 3. Klasse, Telegraph und Ortstelephonnetz, Omnibus zwischen Bahnstation und Marktflecken, Kariolpost nach Wolfertschwenden, einen Arzt und eine Apotheke. Der Marktflecken selbst zählt 624 Katholiken und 205 Reformierte; die ganze Gemeinde Grönenbach 1397 Katholiken, 358 Reformierte und 162 Protestanten A. C. nach Zählung vom 1. Dezember 1905. Der Marktflecken hat eine Höhenlage von 718 m über der Nordsee und überaus reine, gute Luft, wozu auch die prächtigen, in nächster Nähe liegenden Waldungen sehr viel beitragen; die Bodenunterlage ist meist Kiesgeröll und Nagelfluhfelsen. Getreide wird im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten nur mehr sehr wenig gebaut, kaum wird noch der Selbsteigenbedarf mehr gedeckt. Der landwirtschaftliche Betrieb ist daher großteils Viehzucht und Milch- und Käse-Produktion. Der freundliche Marktflecken hat ansehnliche Kaufhäuser und sind alle Handwerke vertreten. Das Wappen von Grönenbach ist ein weißer Bach im grünen Felde. Der Bach führt den Namen Urach und entspringt am Fuße des Kirchberges. Die zwei Konfessionen leben schiedlich-friedlich nebeneinander in ziviler, bürgerlicher Toleranz; die Konfessionen haben ihre eigenen Schulen und sind, was gewiß nicht zu beklagen, sog. Mischehen äußerst selten. Im Nachfolgenden bietet der Verfasser einen Beitrag zur Lokalgeschichte von Grönenbach, das eine reiche und ziemlich bewegte Geschichte aufzuweisen hat. Die Geschichte von Großdeutschland spielt sich im kleinen Format auch hier in Grönenbach ab: Adelsgeschlechter, Kollegiat- oder Chorherrenstift, Einführung der Reformation, Restitutio in integrum, annus normalis 1. Januar 1624, Säkularisation 1803; um diese inhaltsschweren Worte kreist auch in Grönenbach die Ortsgeschichte in folgeschwerem Wechsel.
Der Abschnitt, welcher in diesem Buche die teilweise Einführung der Reformation hier behandelt, war für den Verfasser ein mühselig Stück Arbeit; wiederholt und wiederholt legte er die Feder zur Seite, erholte sich unter Vorlage und Unterbreitung dieser Partien das Gutachten unparteiischer Männer, deren Urteil dahin lautete, daß diese Partien, der Vergangenheit zugehörend und [VII] aus Akten geschöpft, die Veröffentlichung und das Urteil der Gegenwart nicht zu scheuen brauchen, und so mußte er sich immer wieder sagen: Zur Vollständigkeit des Werkleins gehört dieser Abschnitt „wesentlich“. Darum ist er auch verfaßt – niemand zu Leide – niemand zur Freude – nur auf Grund zeitgenössischer Akten und will beschauen lassen die traurigen Wirrnisse und Vorkommnisse vergangener Tage.
Das Material ist quellenmäßig bearbeitet und stützt sich durchwegs auf Akten, teils dem Pfarrarchiv, teils dem Kreisarchiv in Neuburg und dem Ordinariatsarchiv in Augsburg entnommen; auch das Grönenbacher Gemeindearchiv blieb nicht unbenützt.
Grönenbach im Advent 1908.
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