Friedrich der Große vor der Schlacht bei Zorndorf in dem zerstörten Küstrin
[580] Friedrich der Große vor der Schlacht bei Zorndorf in dem zerstörten Küstrin. (Zu dem Bilde S. 576 und 577.) Unter den Schlachten des Siebenjährigen Krieges war die Schlacht bei Zorndorf eine der blutigsten und entscheidungsvollsten; denn der vielbedrängte, so oft siegreiche Preußenkönig warf hier die Russen, welche Ostpreußen besetzt hatten und schon in die Neumark gedrungen waren, nach einem schweren und hartnäckigen Kampfe zurück. Mitte August 1758 belagerte der russische General Fermor die Festung Küstrin, deren Besatzuug durch die Truppen des Generals von Dohna vom rechten Oderufer aus unterstützt wurde. Friedrich, von Schlesien aus in Eilmärschen herbeieilend, vereinigte seine Heeresmacht mit ihnen bei Küstrin und der russische Oberfeldherr hob, sobald er dies erfahren, die Belagerung auf, um mit seinen 50 000 Mann und seinen irregulären Reitertruppen den Angriff der Preußen in möglichst gedeckter Stellung zu erwarten. Das Bild des Malers H. E. Pohle zeigt uns nun Friedrich den Großen in den Straßen des durch die feindlichen Kugeln und Brandgeschosse halbzerstörten Küstrin. Ringsum Häuser in Trümmern, vom Rauch umqualmt, aus dem die Flammen noch emporschlagen; die Bevölkerung, Greise, Frauen, Kinder, elend, von Not und Hunger aufgezehrt, in Verzweiflung, fleht den König um Hilfe an, der nicht ungerührt mit seinen großen Herrscheraugen auf das sein Roß umdrängende Volk blickt. Hinter ihm hält der General von Seydlitz, der tapferste Reiterführer des Königs, der bald zu seinen alten Lorbeeren neue erwerben sollte. Und in der That, einige Tage darauf, am 15. August, verkündete der Kanonendonner von Zorndorf die Entscheidungsschlacht, entschieden durch den zweimaligen großartigen Reiterangriff von Seydlitz – ein neues Ruhmesblatt für den Sieger von Roßbach. †