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Friedrich Spielhagen in neuer Ausgabe

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Friedrich Spielhagen in neuer Ausgabe
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 780
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[780] Friedrich Spielhagen in neuer Ausgabe. Anknüpfend an den augenblicklich durch unsere Zeitschrift laufenden neuesten Roman Spielhagen’s „Was die Schwalbe sang“ und zugleich den mehrfach an uns ergangenen Anfragen über die früheren Arbeiten dieses Autors entsprechend, machen wir an dieser Stelle darauf aufmerksam, daß Spielhagen’s „Sämmtliche Werke“ in einer vom Verfasser durchgesehenen billigen Ausgabe (11 Bände, in 56–58 Lieferungen à 6 Ngr.) bei L. Staackmann in Leipzig im Erscheinen begriffen sind. Spielhagen’s hervorragende Bedeutung im Zeit- und Sittenromane ist längst allgemein anerkannt worden. Was ihn vor anderen Schriftstellern gleichen Genres auszeichnet, das ist, wie bereits oft gesagt, in erster Linie seine gründliche Kenntniß der modernen Gesellschaft in allen ihren Schichten, besonders aber der Frauenwelt. Seine Menschen, zumal die der „Problematischen Naturen“ und einiger seiner Novellen, tragen das Roth des wirklichen Lebens auf den Wangen und kennzeichnen sich durch zahlreiche kleine Züge, die der Dichter ihnen gegeben, mit so großer Anschaulichkeit als die Vertreter dieser oder jener Gesellschaftsclasse, daß der Leser sich selbst in die Kreise versetzt glaubt, in denen sie heimisch sind. Namentlich die vornehme Welt – der pommersche und rügensche Adel in erster Linie – mit allen ihren von Alters her überlieferten Standesvorurtheilen und hohlen Gesellschaftsformen weiß der Dichter mit seltener Lebenswahrheit zu schildern.

Spielhagen’s Styl ist ein höchst elastischer, seine Darstellung eine spannende, oft von glühender Sinnlichkeit erfüllte. In Bezug auf ihren geistigen Gehalt beweisen seine Werke stets ein tiefes Verständniß für die das Jahrhundert bewegenden Ideen und zwar sowohl in politischer wie socialer, in sittlicher wie philosophischer Beziehung. Was endlich die technische Composition der Werke Spielhagen’s betrifft, so sind sie meistens künstlerisch abgerundet, leiden aber bezüglich des Zuschnittes der Handlung hier und da an einer gewissen Einförmigkeit der Motive und Situationen. Möge das deutsche Volk in dieser neuen Ausgabe der Spielhagen’schen Werke das zu schätzen wissen, was es in ihnen wirklich besitzt, eine Reihe von geistig bedeutenden Dichtungen aus der modernen Gesellschaft.