Friedrich Barbarossa und Konradin
In des Berges tiefstem Raume
Kayser Barbarossa sitzt,
Und aus einem schweren Traume
Hebt er seine Augen itzt.
Ist noch die Erlösung fern?
Muß mich das Gekrächz erreichen
Mitten in der Erde Kern?
Nie hab’ ich den Laut vernommen
Will von oben Botschaft kommen?
Ist auch Gela dort erwacht?“
Als er kaum das Wort gesprochen,
Tritt ein Heldenjüngling ein;
Doch umgiebt ihn heller Schein.
Um des Jünglings Halse zeiget
Sich ein Streiflein, roth wie Blut,
Und vor Barbarossa neiget
„Jüngling, bringst mir aus dem Leben
Ein gar liebes Bild zurück!
Kannst du gute Botschaft geben?
Blüht noch meines Hauses Glück?“
Siehst du nicht die blut’ge Spur?
Einsam blieben in den Hallen
Unsre stummen Bilder nur.
Nicht im schönen Siegeslaufe
Ach, der letzte Hohenstaufe
Sank am dunkeln Hochgericht.
Jetzt an deiner Seite schlafen
Muß ich eine lange Nacht,
Deutschlands Volk dereinst erwacht;
Bis die Enkel niedertreten,
Was der Erbfeind ausgesät,
Bis die Kinder stammelnd beten,
Dann erwachen wir und ziehen
Froh voran im Siegesthal,
Und die Raben draussen stieben
Hinter uns zum Leichenmahl.“
In den Schooß zur langen Ruh,
Und die müden Augenlieder
Schliessen beide lächelnd zu.
- ↑ Die Sage vom schlafenden K. Barbarossa ist bekannt genug, weniger aber seine Liebschaft mit Gela, deren Name sich in dem Namen der Stadt Gelnhausen erhalten.