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Friede?

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Theobald Tiger
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Titel: Friede?
Untertitel:
aus: Ulk Jahrgang 48. Nummer 21. Seite 74
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 23. Mai 1919
Verlag: Rudolf Mosse
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: UB Heidelberg und Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
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Bearbeitungsstand
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[74]
 Friede?

 Von Theobald Tiger

Ihr schlagt den Besiegten kurz und klein
und laßt ihn verdorren und sticken.
Ihr raubt an der Weichsel und am Rhein,
wir sollen ein Amen euch nicken.

5
     Ihr sprecht vom Säbel und seiner Gefahr,

     von teuflischen deutschen Listen,
     die Schuld am Kriege sei klipp und klar –
     Und ihr?
     Die dicksten Imperialisten!

10
Ihr gebt den Polen, wie ihr sagt, ihr Recht.

Ihr beglückt sogar noch die Dänen.
Ihr rechnet nach bis ins sechste Geschlecht.
Ihr handelt in Kühen und Kähnen.
     Den andern gebt ihr, was ihnen gebührt,

15
     zum Heile wohl für Pazifisten …

     Ihr wollt nicht, daß je einer Kriege führt –
     Und ihr?
     Die dicksten Annexionisten!

Und ihr? Ihr spracht vom Völkerbund.

20
Wir trauten den vierzehn Punkten.

Wir dachten, ihr machtet Europa gesund,
als wir Waffenstillstand funkten.
     Jetzt hetzt ihr aufs neue Nation auf Nation
     und schiebt unglaubliche Kisten …

25
     Friede? Das ist der blanke Hohn!

     Und ihr?
     Die fettesten Nationalisten!