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Franciscas Abendlied

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Frank Wedekind
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Titel: Franciscas Abendlied
Untertitel:
aus: Die vier Jahreszeiten
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans dieser Ausgabe auf Commons
S. 106–107
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus Herbst.
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Bearbeitungsstand
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[106] Franciscas Abendlied

Weiß die Mutter doch so gut,
Wann die Äpfel reifen,
Und ihr eigen Fleisch und Blut
Will sie nicht begreifen!

5
Wenn ich nicht so trostlos wär’,

Ging’s mir wohl um Treue;
Kommt das Glück von Ungefähr,
Folgt ihm keine Reue.

Seht euch nur dies Leben an,

10
Hühner, Enten, Gänse –

Drüben schwingt der Schnittersmann
Schon die blanke Sense.

Baut’ ich auf den lieben Gott,
Baut’ auf meine Karten,

15
Ward’ bei Beiden mir zum Spott,

Lernte fleißig warten!

Zwanzig Sommer sind vorbei,
Armes kurzes Leben –
Hast nun einen süßen Mai

20
Heimlich doch gegeben!


[107] Ist die Nacht nicht gar so still,
Stiller wird’s am Tage;
Weiß man einmal, was man will,
Scheut man keine Plage.

25
Mütterchen zergrübelt sich,

Streicht die weißen Haare,
Träumt so mancherlei für mich,
Träumt sich nicht das Wahre.

Schrecklich ist die Einsamkeit

30
Nur auf Gottes Erden.

Schön ist auch ein Glück zu Zweit,
Will’s zu Dritt nicht werden.

Kommen viele Jahre noch,
Langes kaltes Sterben;

35
Durft’ ein einzig Mal ich doch

Um mein Schicksal werben!

Not und Schande, Angst und Pein,
Alles will ich tragen.
Wird es nur kein Mägdelein,

40
Will ich gar nicht klagen.