Frühlingswehen
In wolkenverdunkelten Dämmertagen
Durch feuchte Luft ein Hasten, ein Jagen:
Durch kahles Gezweig, über thauenden Schnee
Mit Flügelschlagen ringt sich die Bö.
Das flimmernde Wasser
Die Wimpern zuckt,
Ruhlos der Vogel
Wandert und duckt.
In öder Runde geisterhaft Leben –
Was wird’s geben?
Wer weiß Kunde?
Frage den Keim im Wurzelgrunde!
Morgen verrieselt ist all’ der Schnee,
Maigrün steht um den blauen See,
Und die Sonne lacht,
Und die springenden Knospen blinzeln sacht;
Und der Heerzug des Sturms ist reizend zergangen;
Spielende Geistchen mit Kinderwangen
Tupfen an Blüthen, haschen Libellen –
Kaum zittert der Zweig und keimen Wellen – –
Mein Herz – und mein Herz –
Was verdrießt dich’s heut im Sturm zu gehn?
’S ist Frühlingswehn!
Victor Blüthgen.