Zum Inhalt springen

Fleischfressende Pflanzen im Dienste der Kranken

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Fleischfressende Pflanzen im Dienste der Kranken
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 724
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[724] Fleischfressende Pflanzen im Dienste der Kranken. Als Darwin im Jahre 1875 sein berühmtes Werk über die „insektenfressenden Pflanzen“ veröffentlichte, dachte man kaum daran, daß diese auffallende Entdeckung auch eine nützliche werden könnte. Mit großem Eifer wurde das Leben dieser „Thierfänger“ unter den Kindern der Flora beobachtet, und gegenwärtig kennen wir gegen 500 Pflanzen, die Insekten und anderes Gethier verzehren. Eine derselben wurde neuerdings in den Dienst der Heilkunde gestellt; sie soll so zu sagen Fleisch für kranke Menschen, deren Magen geschwächt ist, verdauen.

Wir wissen, daß die Eiweißstoffe, wenn sie dem Körper einverleibt werden sollen, zunächst verdaut werden müssen. Der Magen besorgt in erster Linie diese Arbeit, indem er Salzsäure und ein Ferment, Pepsin, ausscheidet. Durch diese beiden Stoffe wird ein großer Theil des genossenen Eiweißes in eine lösliche Form, die sogenannten „Peptone“, umgewandelt. Schon seit geraumer Zeit hat man versucht, Peptone künstlich herzustellen, um Kranke, deren Verdauung stark beeinträchtigt ist, zweckmäßig zu ernähren und den Magen zu entlasten oder ihm die Arbeit ganz abzunehmen. Wir haben im Handel eine ganze Anzahl von Peptonen, die sich bald durch diese, bald durch jene Vorzüge auszeichnen, obwohl es uns noch nicht gelungen ist, ein Erzeugniß herzustellen, das allen Anforderungen genügte, gut schmeckte und von den Kranken gern genommen würde. – Man setzt darum die Versuche fort und unter anderem hat man auch daran gedacht, mit Hilfe des Saftes der fleischfressenden Pflanzen Pepton zu erzeugen. Zu diesem Zwecke wurde der Traubenbaum (Carica Papaya), der in den Tropen wächst, gewählt, denn aus dem Safte der Blüthen und der Früchte derselben wurde ein Körper, Papain, abgeschieden, der eine große verdauende Wirkung besitzt. Ein Gramm desselben soll 3 Kilo Fleisch vollkommen lösen. Professor König in Münster war der erste, der die Anregung gab, Pflanzensäfte zur Darstellung von Peptonen zu benutzen, und diesem Winke folgte der bekannte Fleischextraktfabrikant Jaims Eibils. Er machte Versuche mit dem Papain und brachte ein „Papaya-Fleisch-Pepton“ in den Handel. Ueber den Werth desselben sprach sich neuerdings Dr. E. Rüger in der „Gesundheit“ günstig aus; man hatte das Papaya-Pepton Kranken verabreicht und war mit den erzielten Ergebnissen zufrieden; die betreffenden Aerzte bezeugen, daß dieses Pepton besser schmeckte als die bisher bekannten.

Der Zweck dieser Zeilen soll es nicht sein, gerade für dieses Pepton besonders einzutreten. Solche Fragen werden ja am zweckmäßigsten in Fachblättern erledigt. Unsre Leser sollten nur auf die gewiß eigenartige Verwendung der fleischverzehrenden Pflanzen aufmerksam gemacht werden; denn das ist doch eine Thatsache, die entgegen dem Spruche Ben Akibas wohl noch nicht dagewesen ist, wenn duftende Blumen für den kranken Herrn der Schöpfung die Fleischmahlzeit verdauen. *