Fleißige Hände
[471] Fleißige Hände. (Illustration S. 464.) Das ist ein Bild für das Herz. Der Leser wird zum frohen Belauscher des reinsten Glücks, das dem Sterblichen beschieden ist: des Glücks des Seelenfriedens im stillen Fleiß. Ein Blick in die einfache Bauernstube erinnert uns sofort an das Lob, welches selbst der Böse Faust’s Gretchen spendet: „Nicht jedes Mädchen hält so rein.“ Der feste Eichentisch mit der großen Schublade und die Wandbänke sind ebenso Urvätermöbel, wie der Blumenstock und die Katze seit alter Zeit zum Bilde der Häuslichkeit des Landvolks gehören, und zwar nicht blos im Schwarzwald, wo unser Künstler sein Original gefunden, sondern in Deutschland allenthalben. – Der schönste Schmuck der Stube ist aber das Mädchen in seiner einfachen, ruhigen Thätigkeit. Zufrieden folgt ihr Auge jeder Bewegung der emsigen Hand, und wie [472] wunschlos erscheint uns der Ausdruck ihres jugendlich schönen Antlitzes! Ob’s hinter der glatten Stirn wirklich so ruhig steht, ob unter dem Mieder gar kein verdächtiges Pochen sich regt? Eitele Fragen! Das Leben wird auch mit ihr keine Ausnahme machen. Jetzt aber freuen wir uns noch des ungetrübten Anblicks der lieblichen Erscheinung; ist es doch, als ob unsichtbar in diesem Raume die Engel des Glücks und des Friedens weilten und als ob man mit dem Dichter ausrufen müßte:
„Mir ist, als ob ich die Hände
Auf’s Haupt dir legen sollt’,
Betend daß Gott dich erhalte
So schön und rein und hold!“