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Fische, die nicht stumm sind

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: H. Belka
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Titel: Fische, die nicht stumm sind
Untertitel:
aus: Die Burg. Illustrierte Zeitschrift für die studierende Jugend, 2. Jahrgang, S. 198–199
Herausgeber: Prof. J. Hartorius und Oberlehrer K. Faustmann, Mainz.
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Verlag der Paulinus Druckerei
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Erscheinungsort: Trier
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Quelle: Commons
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[198] Fische, die nicht stumm sind. Von H. Belka.

Stumm wie ein Fisch – eine Redensart, die sich als nicht ganz berechtigt erwiesen hat. Heute kennt man eine ganze Anzahl von Fischen, die gewisse Töne von sich geben, wenn diese auch nicht gerade wie bei den Säugetieren durch besondere Organe hervorgerufen werden. So lebt in der Nord- und Ostsee ein etwa 50–60 cm langer Fisch mit ungewöhnlich großem, gepanzertem und gestacheltem Kopf, der Knurrhahn, der seinen eigenartigen Namen nur deswegen führt, weil er außerhalb des Wassers einen grunzenden, knurrenden Laut ausstößt.

Der Laut komm durch Anneinanderreiben der Kiemendeckelknochen zustande und ist auf 5–10 Meter deutlich zu hören.

Im Baikalsee – dieses Wasserbecken ist ja überhaupt wegen seiner sonst nirgends wieder vorkommenden Fischarten berühmt – entdeckte man einen braun und weiß gestreiften Fisch von gedrungener Gestalt, der an der Bauchseite vier schrägstehende, sehr feste Flossenpaare und einen stark entwickelten Kehlsack besitzt. Mit Hilfe dieser besonderen Eigentümlichkeiten vermag der Fisch weite Strecken über Land zu wandern, indem er den Kehlsack voll Wasser füllt und aus diesem Behälter seine Kiemen speist, die Bauchflossen aber zur Vorwärtsbewegung benutzt.

Läßt man diesen merkwürdigen Wasserbewohner so lange an freier Luft, bis das Wasser aus dem Kehlsack verbraucht ist, so bläst der Fisch diesen auf und gibt dabei pfeifende Laute von sich.

Ein Gelehrter hat durch Versuche festgestellt, daß dieser Fisch mit Hilfe seines natürlichen Wasserbehälters bis zu zwei Stunden regelrecht atmen kann und sich oft mehrere hundert Meter vom Seeufer landeinwärts entfernt, – zu welchem Zweck, konnte bisher nicht aufgeklärt werden.

Einen ähnlichen Fisch holte der Fürst von Monaco, der ein eifriger Meeresforscher ist, mit dem Schleppnetz aus 1800 m Tiefe heraus.

Auch dieser Meeresbewohner besitzt einen Kehlsack, dessen Bestimmung hier jedoch die eines Luftbehälters ist; auch er vermag pfeifende Töne auszustoßen.

In der Südsee wieder fand die deutsche Tiefsee-Expedition 1907 einen bisher unbekannten Fisch von über 1/2 m Länge, der ebenfalls nicht stumm ist. Er wurde in einen Behälter mit Meereswasser gesetzt. Sobald er nun seinen abgeplatteten, [199] schlangenähnlichen Kopf aus dem Wasser herausstreckte, gab er zum allgemeinen Erstaunen Töne von sich, die dem lauten Knurren eines Hundes auffallend glichen.

So täuschend klang das Hundeknurren, daß der an Bord des Schiffes gehaltene Pudel jedesmal in ein wütendes Gebell ausbrach, wenn er diese anscheinend von einem Rivalen herrührenden Töne hörte.

Leider ging der Fisch, der an die größeren Meerestiefen gewöhnt war, sehr bald ein. Die Knurrtöne erzeugte er wie unser Knurrhahn durch die Kiemendeckelknochen.