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Feuerjagd auf Hyänen

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Textdaten
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Autor: Friedrich Gerstäcker
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Titel: Feuerjagd auf Hyänen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 220–223
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Feuerjagd auf Hyänen.
Von Fr. Gerstäcker.

Seit ich in Amerika vor vielen vielen Jahren die Feuerjagd getrieben und wieder nach Europa zurückgekehrt war, hatte ich stets den Wunsch gehegt, den Versuch mit der Pfanne auch einmal in anderen Ländern zu machen – aber immer vergebens. Entweder war bei sonst günstiger Gelegenheit keine Pfanne oder kein Kien da, oder irgend ein anderes Hinderniß bot sich, und es blieb stets bei dem guten Willen. In Deutschland versuchte ich es ein einziges Mal in der Nähe von Leipzig auf Enten. Als ich eines Tages aber, vollständig ausgerüstet, mit dem Bahnzug an Ort und Stelle fuhr und meine Experimente beginnen wollte, erhob sich ein furchtbarer Wind, daß ich unverrichteter Sache wieder heimkehren mußte. Es unterblieb also auch diesmal, und erst hier in Cairo, wo ich vortrefflichen Kien fand, erwachte auf’s Neue die Lust in mir, diese wundervolle Jagd, die bis jetzt nur allein in Nordamerika getrieben wird, auch in Afrika anzuwenden.

Ich habe die Feuerjagd allerdings in meinen „Streif- und Jagdzügen“ genau genug beschrieben, darf aber nicht voraussetzen, daß die Beschreibung dem, der jene wirklich gelesen, noch geläufig ist, und es wird deshalb nöthig sein, vorher ein paar Worte zur Erläuterung beizufügen. In Nordamerika, besonders in den westlichen Wäldern dieses wildreichen Landes, ist die Feuerjagd etwas ganz Allgewöhnliches, und trotzdem schüttelt der deutsche Jäger gewöhnlich dazu den Kopf, weil er gewohnt ist, aus alten Jagdbüchern – leider ist das jetzt bei uns nicht mehr nöthig – gelesen zu haben, daß man das Wild gerade durch Feuer abhält und verscheucht; er hält also eine Jagd damit für unmöglich. In Afrika ist dasselbe der Fall. Die Raubthiere werden durch angezündete Feuer abgehalten, und trotzdem habe ich eine glückliche Jagd gerade auf Raubthiere und mit Feuer gemacht.

In Nordamerika ist das Wild allerdings die Feuer gewöhnt, denn überall im Westen werden, besonders im Frühjahr, die Wälder angezündet, um das dürre Gras und die Dornen abzubrennen, und Wild und Heerden frische und freie Weiden zu bieten. Eine Menge von alten Stämmen glimmen und brennen dann noch Monate lang nach, und besonders im April, wo die Insecten dem Wild am schärfsten zusetzen, stellen sich die Hirsche außerordentlich gern in den Rauch eines solchen alten Baumes, um hier etwas mehr vor den Bissen der Mosquitos und Fliegen geschützt zu sein. Geht nun der Jäger mit seiner Fackel oder Pfanne, in welcher Kien brennt, in den Wald, so darf man nicht etwa glauben, daß das Wild zum Feuer kommt und gewissermaßen heran gelockt wird, aber es scheut sich wenigstens nicht davor, oder es wird von der plötzlichen Erscheinung der hellen, sich bewegenden Flamme so überrascht, daß es staunend stehen bleibt und den Jäger dadurch in Schußnähe kommen läßt.

In Nordamerika wird die Feuerjagd auf zwei verschiedene Arten betrieben. Bei der einen errichtet sich der Jäger an irgend einer der zahlreichen natürlichen Salzlecken, die sich dort überall im Walde finden, ein Gestell, auf das er vier bis fünf Zoll Erde legt und auf diesem die gespaltenen Kienspähne entzündet. Die Hirsche, die gewohnt sind, die Salzlecke zu besuchen, kehren sich nicht im Geringsten an das Feuer, sondern kommen zu der Lecke wie gewöhnlich, wo sie den unter dem Gestell sitzenden Schützen nicht sehen können und von diesem leicht erlegt werden. Der Jäger sitzt nämlich vollkommen im Schatten, und das Wild wird, wenn es nach ihm hinschaut, durch die über ihm lodernde Flamme geblendet. Der Wind scheint hierbei auch nicht von großem Einfluß zu sein, wenn man besonders die Flammen gut in Brand hält, weil der Geruch des Kiens die Witterung des Menschen ziemlich zerstört; wenigstens ist mir Wild an der Salzlecke von allen Seiten und selbst mit schlechtem Winde angekommen.

Viel vorsichtiger muß man dagegen sein – wofür ich eigentlich keinen Grund anzugeben weiß – wenn man mit der Pfanne oder Fackel in den Wald geht. Möglich, daß das Wild durch das sich bewegende Licht und die Gestalt des Jägers (wenn es diese auch nur sehr undeutlich sehen kann) scheuer und vorsichtiger gemacht wird, aber Thatsache ist, daß man mit schlechtem Wind Nachts nie an ein Stück Wild hinan kommt.

Zu der Fackeljagd gehört eine eiserne, langstielige Bratpfanne, deren Stiel auf ein etwa vier Fuß langes und etwa vier Zoll breites Bret so fest als irgend möglich aufgebunden wird. Vorn in das Bret wird dann ein Loch eingebohrt und eine Holzgabel eingesteckt, um darein beim Schießen die Büchse zu legen, und in der Pfanne selbst der Kien entzündet, daß er seine helle Flamme weit umher wirft.

Die Eigenthümlichkeit bei der Feuerjagd ist aber die, daß man [221] nicht etwa das Wild bei dem Schein der Fackel zu sehen bekommt, denn dazu müßte man ihm schon wenigstens bis auf 30 Schritt genaht sein, sondern nur die Augen oder „Lichter“ des Wildes leuchten sieht. Ist das Stück Wild noch weit entfernt, so bilden die beiden Augen ein einziges Licht. Kommt man näher, so trennen sich diese langsam, und man ist in Schußnähe, wenn man sie in der richtigen und natürlichen Entfernung vor sich sieht. Nicht immer kommt man auch nahe genug, selbst nur die Umrisse des Körpers – der bei dem Fackellicht fast vollkommen weiß erscheint – unterscheiden zu können, und es bleibt dann nichts übrig, als mit der Kugel nur zwischen die Augen hinein zu halten. Es schießt sich überdies bei Fackellicht vortrefflich und sicher, denn die Büchse liegt fest in der Gabel vorn, und das Licht der Flamme wirft seinen Schein so deutlich auf das helle Korn gerade von hinten, daß man es klar und genau im Visier unterscheiden kann. Beim Angehen beobachte man aber ja, daß man nie direct auf das Wild zugeht, sobald man erst in dessen Nähe ist, sondern immer etwas seitwärts davon abhält. Es wird in dem Fall viel eher stehen bleiben und in die Flamme schauen. Geht man zu scharf darauf zu, so erschrickt es schon an und für sich vor der sich nähernden Flamme und entflieht oder weicht wenigstens eine weite Strecke zurück, so daß man von vorn beginnen muß. Auch davor muß man sich ganz besonders hüten, daß man nicht auf dürres Holz tritt oder sonst ein Geräusch macht. Sobald das Wild nur Verdacht schöpft, daß ein Mensch mit dem Feuer in Verbindung steht, ist es spurlos verschwunden und zeigt seine Lichter nicht wieder. Sind die Lichter des Wildes nach dem Schuß verschwunden und hört man gar nichts sich entfernen, so kann man ziemlich fest annehmen, daß man gefehlt hat. Ist das Wild dagegen getroffen, so verschwinden die Lichter allerdings ebenfalls, aber man hört es hastig und wild davon poltern, und in dem Fall kann man fest darauf rechnen, daß man auf dem Anschuß Schweiß findet.

Gerstäcker’s nächtliche Feuerjagd auf Hyänen.
Originalzeichnung von Robert Kretschmer.

Unbedingt nothwendig zu einer Feuerjagd ist aber eine vollkommen dunkle und ruhige Nacht, mit eben Luftzug genug, den Rauch zurück zu treiben. Je offener die Gegend dabei ist, desto besser, denn desto weiter ist man in dem Fall im Stande, die Lichter zu erkennen.

Als wir nach Mensa, in die Hochgebirge Abyssiniens und in ein vortrefflich zu dieser Jagd geeignetes Plateau gekommen waren, stellten sich ihr zwei Hindernisse entgegen. Erstlich war Mondschein, und dann – gab es kein Wild, auf das man hätte in der ganzen weiten Ebene jagen können. In Nordamerika wenigstens gelang es uns nie, einen Panther – bei Fackellicht und mit der Pfanne – zu schießen, denn der amerikanische Panther sieht wohl einen Moment scheu in die Flamme, wendet aber dann rasch wieder den Kopf und umkreist den Jäger, der die Fackel trägt, so lange, bis er Wind von ihm bekommt und dann entflieht. Nur ein einziges Mal, in den langen Jahren, glückte es mir, einen Panther bei Feuerlicht an der Salzlecke, unter einem Gestell sitzend, zu schießen. Der Panther war an die ziemlich hochausgewaschene Salzlecke gekommen, [222] um nachzusehen, ob er nicht vielleicht einen Hirsch darin fände und ihn anspringen könnte.

Aus diesem Grund machte ich gar keinen Versuch, mit der Pfanne hinauszugehen, und erst den letzten Abend, als wir vergebens die mondhellen Nächte auf dem Anstand gesessen, und durch die ganze Gesellschaft erst eine einzige Hyäne erlegt war, holte ich den mitgenommenen Kien vor. An dem nämlichen Morgen war überdies ein Stück Vieh nicht weit hinter unserem Lager gefallen, und es ließ sich denken, daß sich die Bestien rasch darüber hermachen würden. Der Mond war jetzt ebenfalls im Abnehmen und ging erst etwa um elf Uhr auf – Zeit genug also bis dahin, um einen Versuch zu machen.

Dicht hinter unserem Lager befand sich ein mit rauhen Granitblöcken von allen Größen wild überstreuter Platz, den ich passiren mußte, um zu der Stelle zu kommen, wo das gefallene Rind lag. Hier war mir der Wind auch nicht günstig; ich achtete aber nicht darauf, weil ich die Raubthiere alle an jener Stelle glaubte. Mit der Pfanne, in welcher der brennende Kien loderte, auf dem Rücken, einen Sack mit gespaltenem Kien zum Nachlegen umgehängt, die Büchse in der Hand, stieg ich langsam in die Felsen hinein, und „suchte“ noch nicht einmal.

Man „sucht“ nämlich bei der Fackeljagd dadurch, daß man den Schatten des eigenen Kopfes – der durch die hinten getragene Flamme nach vorn fällt – überall langsam im Kreis umhergleiten läßt, denn nur in diesem Schatten oder unmittelbar daneben leuchten die Lichter des Wildes (der Jagdausdruck „Licht“ paßt bei dieser Jagd wirklich vortrefflich). Der Boden war hier auch sehr rauh, und ich hatte genug zu thun auf den Weg zu sehen, als ich, kaum fünfzig Schritt vom Lager entfernt, zufällig einmal emporschaute und dicht vor mir nicht allein die blitzenden Augen einer Hyäne leuchten sah, sondern sogar die ganze ekle, in der Flamme lichtgelb aussehende Gestalt der Bestie erkannte. Sie stand kaum zehn Schritt vor mir und hatte mich wahrscheinlich schon eine ganze Weile betrachtet.

Ueberrascht fuhr ich mit der Büchse in die Höhe; die Bestie war aber zu nah, in dieser Entfernung lange auszuhalten. Ehe ich zielen konnte, glitt der helle Körper zwischen die Felsbrocken hinein, und eine halbe Minute später vielleicht sah ich auf etwa fünfzig Schritt Entfernung erst die Lichter wieder scheinen.

Hätt’ ich mir Zeit genommen, so mußte ich ihr die Kugel jetzt mitten dazwischen hineinsetzen, so aber war ich zu hitzig geworden, zielte rasch und drückte ab, und mit dem Knall war die Bestie verschwunden. Jedenfalls schoß ich zu hoch. Ich hatte in der That gar nicht darauf gerechnet, zum Schuß zu kommen, und deshalb meine Kugeltasche sogar im Zelt gelassen. Jetzt sprang ich rasch genug zurück, sie zu holen und den abgeschossenen Lauf wieder zu laden, und umging diesmal den steinigen Platz, um mit besserem Wind der Hyäne in den Rücken zu kommen.

Der Platz, wo der gefallene Stier gelegen – denn seit Dunkelwerden hatten ihn diese gefräßigen Bestien schon total verzehrt oder zerrissen und in das Dickicht geschleppt – war eine kleine offene Wiese, von vielleicht zweihundert Schritt im Durchmesser, und hier begegnete ich zuerst einem der keinen Schakals, die kaum etwas größer als ein starker Fuchs sind. Er sah mich mit den kleinen brennenden Lichtern einen Moment scharf an, verschwand dann aber im Nu und ließ sich, obgleich ich überall aufmerksam absuchte, nirgends wieder blicken. Er hatte die Flamme außerordentlich übel genommen. Weiter durch die Büsche gehend traf ich wieder auf die Lichter einer Hyäne, die mich lange und aufmerksam anglotzte. Die Lichter standen aber noch zu nah zusammen; sie war zu weit entfernt, und als ich sie angehen wollte, wich sie furchtsam zurück, verschwand für wenige Minuten und tauchte viel weiter zurück wieder auf. Ich folgte ihr auch dahin, aber sie kreuzte jetzt eine dicht mit Dornbüschen bewachsene Schlucht, und dahin konnte ich ihr nicht mit der Pfanne nachgehen, denn die stachligen Zweige hätten mir die brennenden Kienspähne bei jedem Schritt hinabgeworfen. Ich suchte nachher noch einen großen Theil der Hochebene ab, ob sich nicht vielleicht ein anderes Raubthier in die Nähe der menschlichen Wohnungen gezogen hätte, aber es blieb Alles leer und dunkel, und ich mußte endlich, als mein mitgenommener Kienvorrath verbrannt war, unverrichteter Sache wieder umkehren.

Am nächsten Morgen brachen wir zurück nach Munkullo auf. Ich hatte aber doch jetzt den Beweis bekommen, daß es in Afrika möglich sei, auf Raubthiere mit Feuer auszugehen, und wenn unsere Zeit dort auch nur auf zwei Nächte beschränkt war, wollte ich doch noch wenigstens einen Versuch machen.

Am ersten Abend war ich zu erschöpft, denn ich hatte den ganzen Tag durch die glühende Samhera gepirscht und kam erst etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang mit einem tüchtigen Semaringibock in Munkullo an. Am nächsten Tag bereitete ich aber Alles vor, und da Fürst Hohenlohe der nächtlichen Suche gern einmal beiwohnen wollte, holte ich ihn etwa elf Uhr Nachts ab, wo die Hunde zum ersten Mal anschlugen, und ich also wußte, daß sich unsere nächtlichen Besucher wieder eingefunden.

Schon als ich mit der Fackel nach den nächsten Gebäuden hinüberging, sah ich die Lichter von zwei Hyänen scheinen, die etwa zweihundert Schritt entfernt sein mochten und die Flamme erstaunt anstarrten. Ich ließ sie aber noch unbelästigt stehen und suchte dann, etwa zehn Minuten später, mit dem Fürsten zusammen, und jetzt mit gutem Winde, den Platz wieder ab, ohne sie gleich wieder zu finden. Etwas weiter hin trafen wir aber eine andere Hyäne, der wir jetzt mit aller Vorsicht und gutem Winde anzukommen suchten – umsonst. Die Bestie wich scheu vor uns zurück, hielt bis auf etwa hundert Schritt und drehte dann den Kopf ab, um nach einer Weile wieder eine Strecke entfernt auf’s Neue herüber zu starren.

Um das Lager herum machten wir jetzt einen Bogen und trafen nach kaum einer Viertelstunde wieder eine Hyäne, die uns gerade so behandelte. Sie ließ sich das Licht nicht gefallen, obgleich nichts auf dieser Jagd Nöthiges versäumt und jede Regel befolgt wurde. Allerdings ging der Fürst vor mir her, weil ich mit der Flamme hinter ihm bleiben mußte, damit er die Augen konnte leuchten sehen, und es mag vielleicht sein, daß die Bestien dadurch die Umrisse der von der Flamme erleuchteten Gestalt zu deutlich sahen, aber anderthalb Stunden wanderten wir etwa herum, ohne zum Schuß zu kommen, und gaben die Jagd endlich in Verzweiflung auf.

Ich begleitete den Fürsten mit der Fackel bis zu seiner Wohnung, denn die Nacht war stockdunkel, und kehrte dann nach meinem eigenen Zelt zurück, um mich ebenfalls schlafen zu legen.

Die Entfernung zwischen den beiden Häusergruppen betrug etwa vier- bis fünfhundert Schritt – vielleicht etwas mehr durch die vollkommen flache, nur mit einzelnen niedrigen Büschen bewachsene Ebene, und gleich dicht an den Häusern traf ich wieder einen der keinen Schakals, der aber ebenfalls nicht Stand hielt und im Nu verschwand. Ich hatte nur für einen Moment seine Lichter blitzen sehen. Ich kümmerte mich auch weiter nicht um ihn, sondern legte nur frischen Kien auf, um meinen Weg zurück zu finden, und schritt dann rasch den andern Häusern zu. Noch hundertundfunfzig Schritt mochte ich etwa davon entfernt sein, als ich plötzlich wieder die zwei Paar Lichter vor mir sah, die ich schon früher einmal getroffen. Ich hatte nun heute Abend nur meine Zündnadelflinte mitgenommen und grobe Hasenschrotpatronen darin, weil ich den Fürsten zum Schuß zu bringen hoffte. Die Patronen halten aber tüchtig zusammen, und ich suchte an die jetzt stehenden Hyänen heranzukommen. So wie ich aber die Flinte mit der rechten Hand in die Höhe hob, setzten sich die Thiere wieder in Bewegung, und so dicht war ich jetzt an die eine Hyäne herangekommen, daß ich den lichten Schein ihres Körpers erkannte, wie sie, den Kopf mir zugedreht, etwa funfzig Schritt fortgaloppirte. Dort blieb sie wieder stehen, die beiden großen Lichter leuchteten wie ein Paar glühende Kohlen, der Wind war ebenfalls günstig; ich hielt rechts von ihr ab, als ob ich mit der Fackel an ihr vorübergehen wollte, die Flinte dabei schon vorn in die Gabel des Brets gelegt, und als ich mich jetzt, selbst für einen Schrotschuß, nah genug wußte, drückte ich ab.

Fast mit dem Schuß verschwanden die Lichter, aber ich sah für einen Moment den glühenden Schein am Boden, und als ich rasch darauf zuging, lag die Hyäne, ein großes, ekles Weibchen, mit blutigem, schäumenden Gebiß verendet am Boden. Sie zuckte wenigstens nicht einmal mehr. Die Augen blitzten mich aber noch so tückisch an, daß ich, um ganz sicher zu sein, ihr auch noch den zweiten Schrotlauf gab und sie dann liegen ließ und zu Bett ging. Die zweite Hyäne war nach dem Schuß verschwunden.

Irgend ein anderes erlegtes Thier wäre nun von diesen Bestien schon vor Tagesanbruch vollständig zerrissen und verzehrt gewesen. Ihr eigenes Geschlecht rühren sie aber nicht an, bis es wirklich in Verwesung übergeht und den ihm eigenthümlichen Geruch [223] verloren hat – dann fressen sie es ebenfalls. Es war eine gefleckte Hyäne gewesen, die in dieser Gegend ausschließlich vorzukommen scheint; alle wenigstens, die unsere Gesellschaft gesehen oder erlegt hatte, gehörten dieser Gattung an. Am nächsten Morgen kamen aber schon die Aasgeier in Schwärmen herbei, und gleich nach Sonnenaufgang, als sie nur die erste Scheu überwunden hatten, fielen sie darüber her, ihr ekles Mahl zu halten.

Ueber die Farbe der verschiedenen Augen der Thiere bei Feuerlicht möchte ich nur noch ein paar Worte erwähnen. Am schärfsten leuchten natürlich und glühen mit rothem Licht die Augen sämmtlicher Raubthiere, vorzüglich der Katzenarten. Die Lichter der Hyäne strahlten ebenfalls groß und roth, aber schienen nicht so concentrirt. Das Rothwild hat einen prächtigen rothen Feuerschein, aber ebenso Pferd und Hund, und wo diese frei draußen herumlaufen, muß man sich in Acht nehmen, sie für ein Wild zu halten. In Nordamerika hat schon mancher Farmer Nachts aus Versehen sein eigenes Füllen erschossen, das er für einen Hirsch hielt. Die Augen des Rindviehs dagegen leuchten mit einem sehr matten, grünlichen Licht, das man nur auf geringe Entfernung sieht. Ebenso ist es mit dem Hasen der Fall. Der Alligator hat Augen, die wie rothglühende Kohlen leuchten, Wiesel und Marder wie helle Johanniskäfer.