Fern der Heimat
[892] Fern der Heimat. (Zu dem Bilde S. 880 u. 881) Es ist ein Kind des Südens, das hier fern der Heimat seine Weisen ertönen läßt, und die schönen Zuhörerinnen, welche die arme Straßensängerin in den Park einließen, sind im deutschen Norden daheim. Aber die Empfindung, welche den Gesang der Italienerin beseelt, ist ihnen wohl vertraut. Zu den Klängen der Mandoline singt jene das Lob der Heimat; die Sehnsucht nach dem sonnigen Süden bebt in dem schwermütigen Liede. Ergriffen lauschen ihm beide. Die jüngere, die in Gedanken versunken auf den Stufen sitzt, weilt selber hier fern der Heimat; und wenn auch Liebe und Freundschaft ihr genug frohe Stunden bereiten, so hat doch auch ihr Herz in diesen Tagen die Macht des Heimwehs erfahren. Die andre aber muß gleich der Sängerin voll Sehnsucht des fernen Südens gedenken. Wohl ist Italien nicht ihre wirkliche Heimat; aber seit sie an der Seite des geliebten Gatten die Wunder seiner Schönheit geschaut hat, hegt sie die Erinnerung daran wie einen Schatz und das Land, „wo die Citronen blüh’n“, ist ihr zur zweiten Heimat geworden.