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F. G. Lehmann in Böhrigen bei Roßwein, Fabrik wollener Waren

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: F. G. Lehmann in Böhrigen bei Roßwein, Fabrik wollener Waren
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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F. G. Lehmann in Böhrigen bei Roßwein,
Fabrik wollener Waren.


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F. G. Lehmann in Böhrigen bei Roßwein,
Fabrik wollener Waren.

Die Fabrik wurde im Jahre 1829 von Herrn Friedrich Gottlob Lehmann in Hainichen i. S. gegründet und im Jahre 1837 nach Böhrigen verlegt.

Diese jetzt zu den leistungsfähigsten und bedeutendsten Etablissements der sächsischen Textilindustrie zählende Fabrik ist unter sehr bescheidenen Verhältnissen eröffnet worden. Der Energie und geschäftlichen Routine des Begründers, sowie der strengen Verfolgung des Prinzips: nur Fabrikate vorzüglicher Qualität zu liefern, ist es zu danken, daß sich die Letzteren sehr bald ein bedeutendes Absatzgebiet errangen, infolge dessen eine entsprechende Erweiterung der Fabrikanlagen sich nötig machte.

Als der Begründer der Firma Herr Friedrich Gottlob Lehmann im Jahre 1869 verstarb, konnte er seinen beiden Söhnen, den jetzigen Inhabern der Firma, Robert und Wilhelm Lehmann (zwei andere Söhne Emil und Otto waren dem Vater im Tode gefolgt) ein Etablissement hinterlassen, das in bezug auf Geschäftsumfang, Leistungsfähigkeit und Solidität sich einen geachteten Namen erworben hatte.

Was der Verstorbene geschaffen, wurde durch die frische Thatkraft der jetzigen Inhaber mit doppeltem Eifer gepflegt. Mit freudiger Genugthuung dürfen dieselben heute auf die Erfolge ihrer 21jährigen Thätigkeit zurückblicken. Der Geschäftsumfang ist jetzt ein sehr beträchtlicher, denn er umfaßt Wollwäscherei, 15 Assortimente Streichgarnspinnerei, mechanische und Handweberei von insgesammt 250 Stühlen, Walkerei, Färberei und Appretur-Einrichtung. Vier Dampfmaschinen und drei Wasserräder sind als Betriebsmittel in Thätigkeit und gegen 600 Arbeiter finden bei der genannten Firma lohnende Beschäftigung.

Die Fabrik fertigt wollene Waren speziell Flanelle, wozu hauptsächlich Schafwolle, doch auch Baumwolle und Seide, als Rohmaterialien dienen.

Das Absatzgebiet der Fabrikate erstreckt sich auf alle Länder der Erde, in welchen das Bedürfnis für Bekleidung vorhanden ist.

Bei der soliden Qualität der Fabrikate ist es selbstverständlich, daß die Firma mehrfache Auszeichnungen erhalten hat. Unter Anderem wurden die Erzeugnisse der Firma auf den Ausstellungen zu Paris, London, Wien etc. durch silberne Medaillen prämiiert. Auch dem Beamten- und Arbeiter-Personal sind mehrfache Auszeichnungen zu teil geworden. Anläßlich der Feier des 50jährigen Bestehens der Fabrik wurden in Anerkennung langjähriger treuer Dienste durch die Huld Sr. Majestät des Königs ausgezeichnet: Der Spinnereidirektor Herr Walther, welcher der Fabrik seit der Gründung als Beamter angehörte, durch Verleihung des Albrechtskreuzes, ferner 6 Arbeiter durch Verleihung der großen silbernen Medaille für Treue in der Arbeit. Von dem Central-Verein deutscher Wollwarenfabrikanten wurden außerdem 74 Arbeiter, welche in der Fabrik 25–40 Jahre ununterbrochen thätig waren, mit je einem Diplom ausgestattet und durch Spendung eines Geldgeschenkes geehrt.

Von der Fürsorge der Besitzer für ihr Arbeitspersonal zeugen mehrere wohlthätige Einrichtungen und reiche Zuwendungen, von welchen wir die nachstehend verzeichneten erwähnen.

Die Fabrik besitzt ihre eigene Krankenkasse und einen Consumverein mit einem Jahresumsatz von 70 000 Mark. Eine Anzahl der Arbeiter bewohnt die mit dem Etablissement vereinigten 16 Wohnhäuser. Eine zur Fabrik gehörige größere Ökonomie liefert den Arbeitern landwirtschaftliche und Gartenprodukte.

Ferner stiftete der Begründer der Firma folgende Legate: 6000 Mark für die Unterstützung alter erwerbsunfähiger Arbeiter in Böhrigen, 3000 Mark für dergleichen in Hainichen, 9000 Mark für Subventionierung einer Ortsschule.

Zu erwähnen wollen wir hier nicht unterlassen, daß im Jahre 1861 Se. Majestät König Johann von Sachsen geruhte, das Etablissement eingehend zu besichtigen, und daß der Begründer der Firma von 1863–66 der Ständeversammlung des Königsreichs Sachsen angehörte.

Die Entwickelungsgeschichte des Etablissements der Firma F. G. Lehmann ist ein leuchtendes Beispiel, mit welchen Erfolgen ein zielbewußtes Streben und eine reelle gediegene Geschäftsleitung gekrönt zu werden vermag! –