Für Badereisende nach Wildungen
[320] Eine Volkswaffe gegen Rom. Als eine solche bezeichnen wir die bei Otto Wigand soeben erschienene Flugschrift: „Papstthum und Concil. Antwort auf die einundzwanzig Canones als Mahnruf an das deutsche Volk zur Abschüttelung des Jochs römischer Herrsch- und Habsucht“, welche die unleugbaren Krebsschäden der katholischen Kirche rücksichtslos aufdeckt, ohne jedoch eine vernünftige religiöse Ueberzeugung anzugreifen oder zu verletzen. In der Einleitung giebt sich Verfasser als Katholik zu erkennen: daß er von einem ebenso gebildeten als wohlwollenden Geiste beseelt ist, zeigt jede Seite des trefflichen Schriftchens, namentlich aber sein Ausspruch: „Wer für Verbreitung der Humanität arbeitet, der darf sich am wenigsten der Inhumanität schuldig machen, dem Lahmen seine Krücke zu entreißen, ohne ihm eine bessere Stütze geben zu können.“ Sein bester Zeuge gegen die Ansprüche von Papst und Concil ist die Geschichte. Wenn er erzählt, wie viele Päpste sich in Glaubenssachen gegenseitig und nacheinander verdammt, wie viele Päpste in ihrem Leben wahrhafte Scheusale von Unsittlichkeit, ja Verbrecher der furchtbarsten Art gewesen, so hört doch wohl „die Unfehlbarkeit“ solcher Menschen auf, der Gegenstand einer ernsten Unterhaltung zu sein. Wir lesen die kleine handliche Flugschrift vom Anfange bis zum Ende mit steigendem Interesse und werden Schritt vor Schritt geführt durch eine Reihe von Fragen dieser aufgeregten Zeit, deren wichtigste sind: Ziele der gegenwärtigen Kirchenversammlung, Päpstliche Unfehlbarkeit, Wichtigkeit der wissenschaftlichen Forschung, Sittliche Zustände zur Zeit der größten Gläubigkeit, Geistliche Art der Gütererwerbung, Schamlosigkeit in der Erfindung von Reliquien, Käuflichkeit gottesdienstlicher Handlungen, Päpstliche Erfindung und Einträglichkeit der Jubeljahre, Päpstlicher Pallium-, Annaten- und Aemterhandel, Erträglichkeit der päpstlichen Bannflüche.
Diese Volkswaffe ist auch billig und darum geeignet, in recht viele Hände zu kommen, was im Interesse der Erhaltung der geistigen Gesundheit der Nation nur zu wünschen ist.