Evangelien-Postille (Wilhelm Löhe)/Palmarum
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Am Palmensonntage.
- 1. Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen gen Bethphage an den Oelberg, sandte JEsus seiner Jünger zween, 2. Und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir. 3. Und so euch Jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der HErr bedarf ihrer! sobald wird er sie euch laßen. 4. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: 5. Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmüthig, und reitet auf einem Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. 6. Die Jünger giengen hin, und thaten, wie ihnen JEsus befohlen hatte, 7. Und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und setzten ihn darauf. 8. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zweige von den Bäumen, und streuten sie auf den Weg. 9. Das Volk aber, das vorgieng und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohne David! Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn! Hosianna in der Höhe.
GAnz anders erscheint uns dies Mal das verlesene Evangelium, als am ersten Adventsonntage. Es ist nun ganz Geschichte des heutigen Tages, und ganz in dem Zusammenhang sehen wir es, in welchem die Geschichte, die es erzählt, erfolgt ist.
Am Sonntag vor Seinem Leiden stellt sich der HErr zu diesem Leiden ein. Wie man vier Tage vor dem Passafeste das Osterlamm einzustellen pflegte, welches geschlachtet werden sollte, so stellt Sich Gottes Lamm vier Tage vor Seiner Aufopferung selbst ein. Zum Leiden stellt Er Sich: das ist der Sinn Seines Kommens, das Seine nächste Aussicht in die Zukunft. Wie man ein Opferthier zu schmücken und zu bekränzen pflegte, wenn man es zum Altare führte, so führt man Ihn unter Palmzweigen und Ehren Seinem ernsten Leidens- und Todesberuf entgegen. Die Jünger wißen nicht, was sie thun; es wären ihnen Palmen und Ehren entfallen, hätten sie des vermuthet. Aber so ist es, und ganz im Lichte, welches die untergehende Sonne des Charfreitagabends in die Woche und auf den Sonntag rückwärts wirft, sehen wir den Einzug JEsu. Und je mehr wir die Größe und Tiefe und Wichtigkeit des Leidens JEsu für die Welt erkennen, desto größer und bedeutsamer wird uns auch Sein Einzug. − Weißt du, wie es thut, unschuldig zu leiden? Du wirst sagen: Es ist süßer, unschuldig zu leiden, als schuldig; aber deine Antwort ist nur richtig nach Umständen. Leiden und Leiden ist ein großer Unterschied. Kleines unschuldig leiden, mag zuweilen süß sein. Aber Großes leiden, so Großes, − Erdenstrafen und Höllenstrafen leiden, − aller Sünden, aller Sünder, aller Zeiten Schuld und Strafe leiden,| das ist doch etwas ganz Anderes. Dem Bösen gar nicht verwandt sein, und doch alles Bösen Folge und Strafe auf sich zu nehmen, das kann keine kleine Aufgabe sein. Wir verstehen sie nicht, diese Aufgabe; sie ist weit über unsre Ahnungen: wer will davon reden? Aber groß, sehr groß, größer als jede andere war sie. Der, vor deßen Tod die Sonne den Schein verliert und die Felsen splittern, an dem wir nie eine Furcht sahen, unser HErr und Heiland, zittert und zagt vor Seiner Aufgabe, sinkt unter ihr in des Todes Staub, und Seine blutsaure Arbeit wird von Ereignissen begleitet, aus denen man Beweis genug entnehmen kann, daß auch im Himmel das Werk, welches Er zu vollenden hatte, für schwer und jedem andern unlösbar gehalten wurde. Das wollen wir im Auge behalten, dann wird uns bedeutungsvoller und wichtiger erscheinen, was ich jetzt von dem Eintritt und der Darstellung JEsu zu Seinen Leiden zu sagen habe. Bedeutungsvoller, wichtiger, sage ich, − und ich sage es mit Bedacht und im Gefühle meiner selbst und meiner Worte, die ich sagen will. Ich weiß nicht, meine Brüder, was ihr denket, aber so ist mir: ferner von der großen Woche, die wir heute beginnen, und von dem großen Versöhnungstag der Welt, der nun kommt, wollt ich von JEsu Leiden lauter, mächtiger, reicher reden; aber je näher hinan, desto mehr steigt vor mir zu ungemeßener Größe die That des HErrn, − meine Zunge wird schwer, − die Worte reißen sich mühsam von der Seele ab, ich kann nicht reden und es ist mir, als riefe mir eine gewaltige Stimme zu: „ Stille vor Ihm, alle Welt. “Jedoch sei es versucht, zu lallen, − und den Beginn der großen Woche damit einzuleiten, daß ich euch vom Eingang JEsu zu Seinen Leiden erzähle, wie Er so willig , so voll großer Liebe , voll Kraft und Hilfe gewesen ist. Euch sei mein Wort erträglich, das kleine, winzige, neben der allmächtigen Liebesthat unsers hochgelobten HErrn und Meisters.
Der HErr wußte, was Ihm bevorstand. Schon da Er noch in Galiläa war, am Tage und auf dem Berge der Verklärung redete Er mit Elias und Moses von dem Ausgang, den es mit Ihm in Jerusalem nehmen sollte. Er hatte auch Seinen Jüngern zu mehreren Malen von dem Tode Mittheilung gethan, den Er leiden sollte. Petrus hatte Ihn deshalb abhalten wollen, nach Jerusalem, dem Orte Seiner Leiden, hinaufzugehen. Aber Er wollte nicht zurückbleiben. Er nannte Petrum einen Satan, weil er Ihn hindern wollte, und göttlich nannte Ers, hinaufzugehen. Er gieng auch und strauchelte nicht, gieng über den Jordan nach Jericho, von Jericho nach Bethanien, und nun hinab nach Jerusalem. Er war öfter an Ostern nach Jerusalem gegangen, um Passa zu essen ; aber so war Er nie gekommen, denn Er war nie gekommen, um selber das Passalamm zu werden und zu sein , Sein Blut und Leben zur Erlösung für viele aufzuopfern. Noch in Bethanien hätte Er umkehren können, Er wußte ja, was Er that und was Ihm bevorstand. Aber nein, Er geht und zaudert nicht, Er geht, macht selbst Anstalt zu Seinem Eintritt und ordnet alles an, ohne daß Sein Auge naßt und Seine Stimme bebt. Er reitet hinab, Er sieht im Hinabritt dieses Jerusalem, Seine Todesstätte und Seinen Begräbnisort. Es läßt Ihn stille, Er trägt den Anblick, ohne daß Er zu tragen scheint. Er weint zwar, aber nicht Seinetwegen, sondern um Jerusalem weint Er. Das Wort, welches Er hernach an die jerusalemitischen Frauen richtete: „Weinet über euch und über eure Kinder“ weist alle Mitleidsthränen von Ihm ab. So ganz Sein überdachter, entschloßener Wille ist Sein Kommen! So ganz bereit zu allem Gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze ist Er! Es ist, als schwebte von Seinen Lippen ein heiliges Wort, einst vom Geiste der Weißagung gesprochen: „Opfer und Gaben hast Du nicht gewollt, aber den Leib hast Du Mir bereitet. Siehe, Ich komme, zu thun Deinen Willen. Deinen Willen, mein Gott, thue Ich gerne.“
Erinnert euch, meine Freunde, an alles das, was ihr je und je von der Größe der Leiden JEsu vernommen habet, von der Manchfaltigkeit Seiner Leiden, wie sie Erden- und Höllenleiden gewesen sind, von der sündenbüßenden, versöhnenden, erlösenden Kraft Seiner Leiden; wiederholet euch alles im Geiste, mit eilenden Gedanken; denket dann, JEsus wußte das alles, und wie unendlich viel mehr, − und setzet dann dazu: Das alles zu leiden, war Er willig, zu all dem Leiden stellt Er Sich dar bei Seinem Eintritt! Der Wille des HErrn wird euch alsdann so groß erscheinen, und doch auch so gut und freundlich; ihr werdet alsdann ganz wohl vorbereitet und entflammt sein,
| mir in dem Zweiten beizustimmen, was ich euch vortragen will, nemlich daß JEsu Eingang voll Liebe war. Oder läßt sich Seine Willigkeit zu so vielen, großen, schweren, zuvor wohl erkannten Leiden aus einem andern Grunde herschreiben, als aus einem Herzen voll großer, himmlischer Liebe? Eigentlich gehört es zu der Schwachheit, die mich in der Nähe des großen Feiertags befällt, der uns in dieser Woche bevorsteht, daß ich euch das nur sage: „JEsu Eingang in Jerusalem war voll Liebe.“ Ich könnt es ungesagt laßen: es ist zu kühl und kahl für diese Woche und ihren feierlich ernsten Anfang; es klingt wie nichtssagend vor den himmelschreienden Thaten Seiner Liebe, zu welchen Er Sich anschickt, durch welche Er die Welt aus den Angeln gehoben und in eine neue Bahn einer unsterblichen Hoffnung gebracht hat. Allein so ists mit dem Menschen; ja, es ist wirklich so mit dem Menschen, daß er, an einem großen Lebenspunkte angekommen, vor Gott und Seine strahlende Güte tretend, eine tiefe Regung des Bösen spürt, die sonst, wenn sie eher zu entschuldigen wäre, tief in der Seele schweigt. Da zieht Er einher, das Passalamm der Welt: Liebe ist Er, lautere, mächtige Liebe: Du siehst Ihn, du kannst es nicht leugnen. Und doch, und doch verträgst du die Frage: ob Er aus Liebe kommt? − und die frostige Versicherung, daß Er aus Liebe komme. Arme, staunende, mitten im Staunen angefochtene Seele: laß dich heben, laß dich stärken und aufrichten in deinem Glauben. Was solls denn sein als Liebe, was deinen HErrn nach Jerusalem trieb und führte? Haß wars doch nicht, was Ihn ins Leiden trieb: wer sollte sich nicht schämen, hievon auch nur noch ein Wort zu sprechen? Verzweiflung wars auch nicht; Er hatte ja keine Ursache, zu zweifeln, daß Gottes guter gnädiger Wille noch durchgehen würde, geschweige daß Er verzweifeln sollte. Habsucht wars wieder nicht; denn was hat Er davon gehabt, der arme Menschensohn, als für den nackten Leib ein hartes, schmerzensreiches Kreuz und ein kaltes Grab? Ehrgeiz wars auch nicht, denn zu welcher Schmach und Schande stieg Er hinab, und andererseits, wie gewis war Er, daß Ihn Sein Vater und mit Diesem alle heiligen Creaturen ehrten! Kurz, es mag einer ersinnen und erdenken, welch andern unvollkommeneren Grund er denken wolle: es paßt alles nicht. Die Willigkeit des HErrn zu Seinem Leiden läßt sich einmal nur aus der Liebe recht erklären.
Von der Menschwerdung des Sohnes Gottes an bis herab zum Thale Kidron, durch welches der HErr nach Jerusalem reitet, ist all Sein Thun und Leben nur Eine Leiter der Liebe herab zur gefallenen Creatur. Der König Jerusalems, der König der Juden, der Hochgebenedeite, der da kommt im Namen des HErrn, der Sohn des Allerhöchsten, − was will Er im tiefen Thale des Kidron, was in Jerusalem, was in Gethsemane, was am Kreuze, was in all dem Leiden, was im Grabe Josephs von Arimathia? Lieben will Er, und liebt auch. Denn es ruft Ihn nichts, als der Menschen, der Sünder Vortheil, es treibt Ihn nichts, als der Wunsch, sie ewig selig zumachen; − es ist nur ihr Leiden, das Er trägt, nur ihre Strafe, die Er auf Sich nimmt; es bemüht Ihn gar nichts weiter, als ihr mühseliges, fluchbeladenes Sündenleben − und Erbarmen, Liebe, lauter erbarmungsvolle Liebe ist Sein Kommen. Sie haben es nicht erkannt, denn diese Liebe kam in verborgener Herrlichkeit! Aber erkannten sie Ihn oder nicht; jeden Falls war Liebe jeder Hauch, jeder Pulsschlag von Ihm.
Indes was hälfe Ihm alle Willigkeit und Liebe zu Seinen frommen Absichten und uns zu unserm Heile, wenn mit Willigkeit und Liebe nicht die Macht und Kraft verbunden gewesen wäre, durch welche allein Willigkeit und Liebe fruchtbar wird? Hier hilft Ihm auch die Abkunft von David nicht zum Siege, und daß Er von Rechts wegen ein König Israels auch nach dem Fleische hätte sein sollen, half Ihm gleichfalls nicht. Hieher gehörten andere Kräfte, als die in einer adelichen Abkunft und mit einem Königsscepter gegeben werden. Es gab ja Sünden zu büßen, den Satan zu überwinden, Gott zu versöhnen, eine völlige Genugthuung für die ewige Gerechtigkeit zu leisten: was half da Menschenadel und Menschenmacht? Hieher gehörte ein Adel, zu stammen ohne Manneszuthun von einer unbefleckten Jungfrau, des Weibes heiliger, unschuldiger Same und verbunden zu sein mit der ewigen Gottheit, durch deren Bevollmächtigung allein eine Stärke, eine Kraft in die heilige Menschheit dringen konnte, wie sie zur Besiegung| alles Widerstandes nöthig war. Und da war nun freilich außer dem HErrn niemand, der helfen konnte, und Er ganz allein unter all den Samen Abrahams, zahllos, wie Sand am Meere, war es, dem man entgegen gehen, Kleider auf den Weg breiten, Palmen tragen und den Psalm singen konnte: „Gelobet sei, der da kommt im Namen des HErrn!“
Die Palmen, welche man Ihm entgegenträgt, sind Palmen des großen Sieges, wenn gleich die noch nichts von Krieg und Sieg inne geworden waren, welche sie trugen. Die Kleider auf dem Wege waren königliche Ehrenbezeigungen, obschon Er noch nicht feierlich inthronisirt und eingesetzt war auf Seinem heiligen Berge Zion. All das Gepränge, das Lobgeschrei, die Psalmen, die Begeisterung: sie sind für Ihn nur eine tröstende Hinweisung und kleine Erinnerung an die unaussprechliche, königliche Ehre, welcher Er durch schweres Leid und großen Sieg bei Gott und in Seinen Himmeln entgegengieng; für die Welt sind sie eine zuerst unverstandene, jetzt aber von vielen nicht befolgte Anweisung, wie man Ihm ewig begegnen soll. − Er wirds thun, Er wird vollenden! So sagen wir in lebendiger Zurückversetzung unsrer Seelen in die Zeit Seines Einzugs, bis wir am Charfreitagnachmittage anbetend sprechen werden: „Er hats gethan! Es ist vollbracht!“ „Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn!“ rufen wir heute, − und bereits beginnt sich in uns Stimm und Odem für das Lob und Halleluja zu sammeln, das wir nach wenigen Tagen dem Sieger singen werden, welcher der Welt Friede, Freude und ewiges Leben mit unwiderstehlicher Kraft bereitet! − − −
Als die Juden den HErrn den Oelberg hinabführten, sangen sie Ihm ein Hosianna − und dieß Wort ist seitdem, meine geliebten Brüder, eines jener Worte geworden, welche aus der ebräischen Sprache in die Sprachen der ganzen Welt übergegangen sind, wie „Amen“, wie „Halleluja“. Hosianna ist aus Ps. 118, 25. genommen und heißt auf deutsch „HErr, hilf!“ Die Juden sangen also dem HErrn Christus bei Seinem Einzuge zu: „HErr, hilf! O HErr, laß wohl gelingen!“ Ganz dem entsprechend heißt unser Heiland in der Weißagung Zachariä, welche unser Text anführt, „ein Helfer,“ und zwar ein Helfer, dem geholfen ist, an dem also das Hosiannagebet in Erfüllung gegangen ist, noch ehe es erscholl. Und das wollen wir, liebe Brüder, nicht vergeßen, wenn wir den HErrn zu Seinem heißen Streit einziehen sehen. Die Juden singen Ihm Hosianna und die Himmel auch. Das meinen alle Creaturen, die nicht vom Satan verblendet sind, daß unserm HErrn JEsu zu Seinem Ziele geholfen werden soll − und Gott spricht Amen dazu. Zwar hilft Ihm kein Mensch; denn dem hilflosen Menschen zu helfen, ist Er ja selbst eingetroffen. Auch treten die heiligen Engel zurück, da es gilt, und nach jener Stärkung in Gethsemane, die wir nicht begreifen, werden wir bis zum Auferstehungsmorgen keinen Engel mehr gewahr. Selbst der Vater verläßt Ihn und trennt Sich, vom Heiligen der Heilige, der ewig Gute vom ewig Guten: ein Ereignis, wofür es keine Aufklärung gibt. Es läßt Ihn alles allein, − denn die weinende Jungfrau, der traurige Jünger unterm Kreuze, was wollen, was können die Ihm in Seinen Nöthen helfen? Aber doch ist Ihm geholfen! Denn Er ist Gott und Mensch, und die Fülle der Gottheit, welche in Ihm ist, macht Ihn dem Kampfe gewachsen und genugsam. Auch hat der Vater alles so gefügt und bereitet, daß der HErr, wenn Er nach Seinem Siege als ein Weizenkorn in die Erde fällt, zum Segen von Millionen am dritten Tage wieder auferstehen kann. So groß der Kampf ist, − es ist schon alles bereit, einen Sieger, wie Christus ward, zu empfangen. So schwer die Arbeit ist, es sind doch alle Umstände der Welt von der Art, und der Vater hat alles so geordnet, daß Seine Ersehenen nun bald den Lohn des großen Arbeiters JEsu zu ihrem Segen und Heile hinnehmen können. Gesegnet sei drum der Helfer, dem geholfen ist, dem wir nun in dieser Woche von Stund zu Stunde in die Leiden nachfolgen, durch welche Er zum Tode geht, und dabei die völlige Zuversicht haben, daß Er überwinden wird, daß Er nicht anders kann, als vollenden; denn Ihm ist geholfen. −
Dem willigen, liebevollen, mächtigen, hilfreichen Helfer sei am Anfang der Gedächtniswoche Seiner Todesleiden Lob und Preis gesagt! Er, dem Sein Volk Hosianna gesungen hat, dem nun ewig geholfen ist, bereite uns durch Seinen Geist zum österlichen Halleluja! Und ein Gebet steige von uns zu Ihm auf in dieser Woche, ein Gebet, über dem wir, theure Brüder, eins werden wollen, wie uns der HErr befohlen hat, eins zu werden über allem, das wir bitten wollen. Er| nemlich ist zwar aus der Angst und aus dem Gerichte genommen und Seines Lebens Länge kann niemand ausreden; aber wir stehen im Streit. Das Leben mit allen seinen Versuchungen und Sünden und Lasten, der Tod mit seinen Schrecken, die Ewigkeit mit ihren Schauern stehen vor uns, und alle Teufel sind gewillet und bemüht, das Leiden, Sterben und Auferstehen JEsu für uns nutzlos zu machen, uns vom ewigen Leben zurückzuhalten. Wir haben einen für unsre, sich selbst überlaßenen Kräfte zu schweren und ganz unmöglichen Kampf zu überstehen. Aber Christus ist mit uns, und wir müßen Ihn im Glauben halten, damit Er uns helfe und es Ihm gelinge wie mit Seinem großen Gotteswerke, so mit der Aufnahme und Rettung unsrer armen Seelen zum ewigen Leben. Drum laßt uns alle eins werden über dem Hosianna und unser „HErr, hilf; o HErr, laß wohl gelingen“ steige mit heißer Sehnsucht aus unserm Kidronthal zu Seinen ewigen Höhen auf. Hosianna Ihm − und uns, wenn wir Sein Wort hören! Hosianna, wenn wir zum Sacramente gehen! Hosianna, wenn wir in Versuchung zu Sünden stehen! Hosianna, wenn wir sterben! Hosianna, wenn wir eingehen ins ewige Leben. Hosianna, wenn wir auferstehen und im jüngsten Gericht! −
O HErr, barmherziger, gnädiger Gott! Auch ich, auch meine Seele singt ein Hosianna. Aus den Tiefen rufe ichs zu Dir! Ich will am Tage Deines Fronleichnams zu Deinem heiligen Mahle kommen, meine Sünden ablegen, Deine Gnade faßen, Deinen Frieden empfangen sammt Deinem Leib und Blute. Ich wollte, ich wäre daheim bei Dir und meinem Volke; denn es grauet mir jetzt schon, von Deinem Altare wieder zurückzugehen in meinen Kampf und Strauß. Weil es mir nun hart geht in meinem Leben, gleich viel, ob vor Dir mein Streit und meine Arbeit schwer sei oder nicht; so ruf ich Hosianna! Laß mich ganz nur Deinem Willen leben und wohl und fröhlich vollenden, − und selig! Hosianna! Amen.
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