Erstes Fragment
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Erstes Fragment.
Wie am Abendhimmel die goldenen Wolken dahinfliehn,
Wie des Zephyrus Hauch lispelt im zitternden Busch,
Wie die Saaten sich beugen und heben, wie freundliche Blumen
Steigen, vom Lenze gelockt, aus dem belebten Gefild,
So ertöne, Gesang, lieblich ertöne von ihr.
Ihr allein nur gefalle, wie du ihr einzig geweiht bist,
Wie dich ihr schmeichelnder Laut rief aus der liebenden Brust.
Singe der Liebe Beginnen, das zarte, schüchterne Schmachten,
[108] Singe, wie nach und nach zum mächtigen Strome sie anwuchs,
Der das fühlende Herz selber dem Fremden bewegt,
Wie er mich Glücklichen nun auf seinen Fluthen dahin trägt,
Die bald spiegelhell schlummern im bunten Gefild,
Wie sich des Schaumes Getös wieder in Ruhe verliert.
Nimmer vermindert sich der Wellen Reichthum — am fernen
Ufer nimmt ihn einst auf das unendliche Meer.
Keine Freude vergiß, die mir Cytheräus gesendet,
Athme der Wonne Gefühl, und flöß’ es jeglicher Brust ein,
Doch sie fühlet allein, wie sie den Sänger beglückt.
[109] In uns glühet die Sonne, der Iris Bogen erscheint nur
Auf der düsteren Brust, die nicht die Liebe entwölkt;
Wandelt in himmlischer Pracht Phöbus, der hehre, daher.
In dir lodere hoch des Genius heilige Flamme —
Heilig sey sie, und stets sey ihr das Höchste verhüllt.
Immer das Lieblichste wird von waltendem Dunkel verborgen,
Süßes Lispeln des Quells entgleitet dem Dunkel des Felsen,
Und das Taubenpaar girret im Laube versteckt.
So in ambrosische Nacht verhülle der Liebe Geheimniß,
Daß es, verborgen dem Sinn, sey nur vom Herzen belauscht.