Zum Inhalt springen

Erinnerungen aus meinem Leben/Bischof Willibrord und sein Klerus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
<<< Bischof Willibrord und sein Klerus >>>
{{{UNTERTITEL}}}
aus: Erinnerungen aus meinem Leben
Seite: {{{SEITE}}}
von: Willibrord Benzler
Zusammenfassung:
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
[[Bild:{{{BILD}}}|250px]]
[[w:{{{WIKIPEDIA}}}|Artikel in der Wikipedia]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wikisource-Indexseite
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[152]
Bischof Willibrord und sein Klerus


Was Bischof Willibrord am Tage seiner Weihe versprochen hatte, seinen Priestern ein Vater sein zu wollen, hat er treu gehalten. Er wußte ja, daß er ohne deren Mitarbeit sein Amt nicht verwalten könne. Der Klerus war ihm in Verehrung und Liebe ergeben; das zeigten besonders die letzten schweren Zeiten. Freilich machte es auch die Herzlichkeit, Einfachheit und Freundlichkeit des Bischofs nicht schwer, mit ihm zu verkehren. Wie sehr Bischof Willibrord die Sorge für seine Priester am Herzen lag, zeigt sich u. a. auch darin, daß er öfters, besonders jeweils während der Priesterexerzitien, für sie das heilige Meßopfer darbrachte.

Gerne benützte er jede Gelegenheit, die sich ihm darbot, an seine Priester Worte väterlicher Ermahnung zu richten, so z.B. bei den Diözesansynoden, die bis zum Inkrafttreten des neuen kirch­lichen Gesetzbuches, abgesehen von den Kriegsjahren, in Metz jed­jährlich, meist in der Osterwoche, an zwei Tagen stattfanden. Daran nahmen die fünfunddreißig Erzpriester (Dekane) teil. Es wurde dabei über wichtige kirchliche Fragen beraten, auch wurden Entscheidungen der römischen Kongregationen und Anordnungen der bischöflichen Behörde eingeführt. Die Erzpriester hatten dann nach­her die Anregungen und Beschlüsse der Synode den Priestern ihrer Bezirke mitzuteilen. So waren die Synoden ein ausgezeichnetes Mittel für den Bischof nicht bloß für die Leitung der Diözese, sondern auch zur Förderung und Festigung des echten priesterlichen Geistes.

Letzteres bezweckten die Ansprachen, die der Oberhirte jeweils beim Beginn der Synode hielt. Er sprach dabei mit warmen Worten über alles, was ihm am Herzen lag. Auf der ersten Synode, die er im Jahre 1902 abhielt, betonte er zunächst, er wolle sich an die alten, guten Traditionen des Metzer Bistums halten. Er sei von Ehrfurcht erfüllt vor den verdienten, in der Seelsorge ergrauten Priestern, vor denen er rede; er müsse staunen über das Walten der göttlichen [153] Vorsehung, die ihn trotz seiner Schwäche und Unwürdigkeit auf diesen Posten berufen habe. Die Synode sollte das Band der Ein­heit festigen zwischen dem Bischof und seinem Klerus. »In dieser Einheit wollen wir verharren bis zum Tode. Ja wir wollen eins sein.« Hernach sprach er über den Priester als Stellvertreter Christi.

Auf jeder der folgenden Synoden führte er dem Klerus einen Punkt des priesterlichen Ideals vor die Seele. So redete er im Jahre 1903 über das heiligste Herz Jesu und den Priester, 1904 über die aller­seligste Jungfrau als das Vorbild der Priester, 1905 über die Pflicht, den Sterbenden beizustehen, 1906 über die heilige Messe, 1907 und 1908 über die Verwaltung des Bußsakramentes, 1909 über die öftere Beichte des Priesters, 1910 im Anschluß an den Fastenhirtenbrief von 1909 über den Kampf des Priesters gegen den Alkohol, 1911 über die Andacht zum heiligsten Altarsakrament, 1912 über die Haus­besuche der Pfarrer, 1913 über den priesterlichen Opfergeist und 1914 über die sogenannte liturgische Bewegung. Auf der letzten Versammlung der Erzpriester am 23. April 1919 betonte der Bischof, der Priester sei berufen, den Frieden Christi zu predigen und zu fördern und gab dann noch verschiedene Weisungen, wie sie die damalige Zeitlage nahelegte. Wie viel herrliche, wahrhaft väterliche Ermahnungen kamen bei diesen Gelegenheiten über die Lippen des eifrigen Oberhirten! Wieviel guten Samen streute er dabei aus, Samen, der gewiß Frucht brachte!

Auch bei anderen Gelegenheiten redete der Bischof zu seinen Priestern. Eine Reihe von Rundschreiben ist eigens an sie gerichtet. Auch hielt Bischof Willibrord jedesmal am Schlusse der beiden Kurse der Priesterexerzitien, die im Sommer im Priesterseminar zu Metz abgehalten wurden, eine Ansprache und legte seinem Klerus manche Wünsche nahe, die sein Herz bewegten. Ferner boten ihm die Firmungs- und Visitationsreisen erwünschte Gelegenheit, auf seinen Klerus einzuwirken.

Als der Weltkrieg viele der jungen Priester und Kleriker ihrem Berufe entriß, sandte er ihnen herrliche Mahnschreiben über das [154] heiligste Altarsakrament und die Verehrung der allerseligsten Jung­frau ins Feld und in die Garnisonen.

Wie um seine Priester, nahm sich Bischof Willibrord auch um den Nachwuchs[1] des Klerus an. Schrieb er doch in einem Briefe: »Die Erziehung von tüchtigen Priestern ist meine erste und größte Hirtensorge.«

Häufig kam der Oberhirte ins Große Seminar zu Metz. Jeden Sonntag abend bis zum Kriegsbeginn hielt er den Alumnen einen aszetischen Vortrag, entweder im Anschluß an den Römerbrief oder über einen Punkt des geistlichen Lebens und priesterlichen Geistes.[2]

Von mancher Seite hat man es Bischof Willibrord verübelt, daß er seine Theologen nicht auf der Universität zu Straßburg aus­bilden ließ. Auch der Statthalter Hohenlohe hatte ein solches Ver­langen geäußert. Der Bischof überließ die Entscheidung darüber Rom. Der heilige Stuhl trug den Metzer Verhältnissen Rechnung und ging den Mittelweg: er wünschte, daß einige Kleriker die Uni­versität besuchen. Daran hielt sich der Bischof; er sandte von da an einige Priester zur Weiterbildung an die Universität, während die Kleriker ihre Ausbildung wie immer in Metz oder Rom erhielten.

Auch den bischöflichen Gymnasialkonvikten wandte er väter­liche Liebe und Sorgfalt zu. Entsprechend einer Bestimmung des Konzils von Trient setzte er am 6. April 1906 zwei kanonische Kom­missionen ein, die ihn bei der Verwaltung der Diözesanseminare unterstützen sollten; die eine Kommission hatte das geistliche, die andere das zeitliche Wohl der Seminare zu überwachen und zu fördern. Für das Kolleg zu Bitsch erlangte er im Jahre 1911 von der obersten Schulbehörde das Recht der staatlichen Reifeprüfung, das andere zu Montigny, eine Gründung des Bischofs du Pont des Loges, [155] besaß dieses Recht schon früher. Auf der Diözesansynode von 1913 bestimmte Bischof Willibrord, daß vom Herbst 1914 an niemand mehr ins Große Seminar aufgenommen werden dürfe, wer nicht die staatliche Reifeprüfung bestanden habe.

Ein großes Anliegen war dem Bischof der Neubau des Kollegs St. Augustin zu Bitsch. Jedes Jahr führte dieses Kolleg zehn bis fünfzehn Aspiranten des Priesterstandes dem Großen Seminar zu. Der Zudrang von Studenten zu diesem Kolleg war so stark, daß ein empfindlicher Platzmangel eintrat. Deshalb hatte der Bischof schon im Jahre 1903 einen Bauplatz in der Nähe der Stadt erworben. Aber wie die gewaltig hohe Summe für den Bau aufbringen?

Am 27. November 1904 erhielt er auf sein Ansuchen von der rö­mischen Kongregation für drei Jahre das Privileg, daß die Priester für Binationsmessen Stipendien annehmen und für diesen Neubau bestimmen durften. In einem Schreiben an seinen Klerus vom 2. Juli 1911 empfahl er dringend eine Sammlung für den Neubau. Schon am 24. Januar 1912 wandte er sich wieder um milde Gaben an die Priester; es sei bisher erst ein Sechstel der Bausumme (hundertfünfundsechzigtausend Mark) zusammengekommen. Nachdem er auf der Diözesansynode des gleichen Jahres dieses Anliegen noch einmal seinem Klerus ans Herz gelegt hatte, ordnete er in einem Hirten­schreiben vom 28. Oktober 1913 in der ganzen Diözese eine all­gemeine Kirchenkollekte für den Neubau an und mahnte die Gläu­bigen, dem Beispiele der Priester zu folgen, die reichlich gegeben hätten. Es war ein Herzenswunsch des Bischofs[3], diesen Neubau noch erstehen zu sehen. Bei seinem letzten Besuche in Bitsch sagte er zum Direktor des Seminars: »Das neue Gymnasium möchte ich Ihnen noch bauen, die Kapelle konsekrieren und dann mein 'Nunc dimittis' singen.« Gott hat seinen Wunsch nicht erfüllt. Es kam der Krieg und zerstörte diese wie so manche andere Hoffnung.


  1. Vgl. oben S. 95.
  2. In den letzten Monaten seiner Krankheit schrieb Bischof Willibrord »Pastorale Unterweisungen« nieder, die alles zusammenfassen soll­ten, was er in den langen Jahren seines Hirtenamtes den Seminaristen und Priestern ans Herz gelegt hatte. Leider wurde diese Arbeit nicht ganz druckfertig.
  3. Vgl. am Schlusse seiner Erinnerungen, S. 132. Über das Große und die Klei­nen Seminare der Diözese vgl. Kalender der Unbefleckten Empfängnis Mariä, Königin des Klerus (Metz 1922).