Erinnerung an Hammonia
Erinnerung an Hammonia.
Waisenkinder, zwei und zwei,
Wallen fromm und froh vorbei,
Tragen alle blaue Röckchen,
Haben alle rothe Bäckchen –
Jeder sieht sie an gerührt,
Und die Büchse klingelirt;
Von geheimen Vaterhänden
Fließen ihnen reiche Spenden –
Frauen, die gefühlvoll sind,
Küssen manchem armen Kind
Sein Rotznäschen und sein Schnütchen,
Schenken ihm ein Zuckerdütchen –
Schmuhlchen wirft verschämten Blicks
Einen Thaler in die Büchs –
Denn er hat ein Herz – und heiter
Schleppt er seinen Zwerchsack weiter.
Einen goldnen Louisd’or
Giebt ein frommer Herr; zuvor
Guckt er in die Himmelshöhe,
Ob der liebe Gott ihn sähe?
Litzenbrüder, Arbeitsleut’,
Hausknecht’, Küper, feiern heut;
Werden manche Flasche leeren
Auf das Wohlsein dieser Gören –
Schutzgöttin Hammonia
Folgt dem Zug incognita,
Stolz bewegt sie die enormen
Massen ihrer hintern Formen –
Vor dem Thor, auf grünem Feld,
Rauscht Musik im hohen Zelt,
Das bewimpelt und beflittert;
Dorten werden abgefüttert
Sitzen dort in langer Reih,
Schmausen gütlich süßen Brei,
Torten, Kuchen, leckre Speischen,
Und sie knuspern wie die Mäuschen,
Leider kommt mir in den Sinn
Jetzt ein Waisenhaus, worin
Kein so fröhliches Gastiren;
Gar elendig lamentiren
Die Montur ist nicht egal,
Manchem fehlt das Mittagsmahl;
Keiner geht dort mit dem andern,
Einsam, kummervoll dort wandern