Ergo Bibamus (1810)
[186] Ergo Bibamus
Ein Spätling zum 10. März.
Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun,
Drum Brüderchen Ergo Bibamus!
Die Gläser sie klingen, Gespräche sie ruhn,
Beherziget Ergo Bibamus!
Es passet zum ersten und passet so fort,
Und schallet ein Echo vom festlichen Ort,
Ein herrliches Ergo Bibamus.
Ich hatte mein freundliches Liebchen gesehn,
Und nahte mich traulich, da lies sie mich stehn,
Ich half mir und dachte Bibamus.
Und wenn sie versöhnet Euch herzet und küsst,
Und wenn ihr das Herzen und Küssen vermisst,
Beym tröstlichen Ergo Bibamus.
[187] Mich ruft das Geschick von den Freunden hinweg
Ihr Redlichen Ergo Bibamus.
Ich scheide von hinnen mit leichtem Gepäck,
Vnd was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt
So bleibt für den Heitren doch immer gesorgt
Weil immer dem Frohen der Frölige borgt.
Nun Brüderchen Ergo Bibamus.
Ich dächte nur Ergo Bibamus.
Es ist nun einmal von besonderem Schlag,
Drum immer aufs neue Bibamus.
Er führet die Freunde durchs offene Thor,
Da leuchtet ein Bildchen ein göttliches vor
Wir klingen und singen Bibamus.
Anmerkungen (Wikisource)
Goethe schickte am 26. März 1810 das Gedicht an Carl Friedrich Zelter für die von diesem begründete Berliner Liedertafel. Der 10. März bezieht sich auf den (letzten) Geburtstag der preussischen Königin Luise, deren göttliches Bild in der letzten Strophe sichtbar wird.
Zur Entstehung siehe außer dem Aufsatz von Steig auch den von Arnhold, S. 354f. PDF wiedergegebenen Brief.