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Er preiset das Schwarze

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Grob
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Titel: Er preiset das Schwarze
Untertitel:
aus: Reinholds von Freientahl Poetisches Spazierwäldlein, S. 44–46
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Erscheinungsdatum: 1700
Verlag: ohne Verlag
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Erscheinungsort: ohne Ort
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Quelle: Scan der HAB Wolfenbüttel
Kurzbeschreibung:
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[44]
 XVI.
 Er preiset das Schwarze.

Wan ich besingen sol / was mir ergezung bringt /
So ist es Schwarz und Braun / dem dises Lied erklingt.
Erlaubt mir / daß ich mich ein wenig lustig mach’:
Ein jeder preiset gern’ ein’ angeneme Sach’.

5
Ich haft’ an schwarzer farb’ / und bin ihr billich hold:

Ein schwarzes Erdreich ist mehr wert dan rohtes Gold /
Es bringet korn und wein: Gold dienet nur zur pracht /
Durch seinen stolzen glanz wird niemand satt gemacht.

Schwarz ziert des Menschen leib / ein schwarzes Augenpaar

10
Schmükt eine Jungfer wol / deßgleichen schwarze haar:

Helena war ja auch mit solchen ausgeziert;
Sonst hätte Paris sie gewißlich nicht entführt.

[45] Wol mir / und mehr als wol / daß auch mein liebstes Kind
Sich in der schönen zahl des braunen Volks befindt!

15
Ihr schwarzes Augenliecht zündt meine kohlen an /

Daß mir die Liebe stets das herz erwärmen kan.

Schwarz ist durchgehends schön’: ein sauber schwarzes Kleid
Ziert beides Mann und Weib / und führet freüd’ und leid:
Was kan auch schöner sein / dan ein kohlschwarzes Pferd /

20
Die farbe nur allein ist hundert tahler wert.


Die schwarzen Kirschen seind bei ärzten hochgeacht /
Ihr wasser hat die red’ halb todten wiederbracht:
Schwarzbraune Negelein[1] die riechen herrlich wol /
Ach hätt’ ich ihrer nur den ganzen garten voll.

25
Der braun’ und schwarze Wein hat freüdenreiche kraft;

Drum liebt ihn Bacchus sehr samt seiner bruderschaft /
Mars ist den schwarzen auch mit hulden zugetahn /
Dieweil das pulver schwarz / so er nicht missen kan.

[46] Auch Phebus[2] liebt das schwarz’ / und braucht es immerzu /

30
Die schwarze Dinte hat bei ihm ja keine ruh:

Ihr andre Farben ihr / roht / grühn / gelb / blau / und weiß /
Weicht etwas hinder sich / dan schwarz behelt den preis.

Ach schwarz / du edles schwarz / du immer schöne zier /
Mein herze hat allein zu dir lust und begier:

35
Mein auserwehltes schwarz / ich bleib’ in dich verliebt /

So lange nur mein leib dem leben wohnung giebt.

Der Tod hat endlich nichts an dieser liebesbrunst /
Dan wer mich überlebt / der tuht mir noch die gunst /
Und scharret meinen leib in schwarze erden ein /

40
Wan mein verliebter Geist wird ausgeflogen sein.

Anmerkungen (Wikisource)

Grobs Gedicht ist eine Erwiderung auf ein satirisches Gedicht Gotthard Heideggers, in dem dieser die Farbe Rot gepriesen hatte; zur Vorgeschichte siehe Axel Lindqvists Einleitung zu seiner Grob-Ausgabe, Hildesheim 1991, ISBN 3-487-09524-6, S. 71f. (Vorschau bei Google Booksearch: Google)

  1. Nelken
  2. Phoebus, Beiname des Gottes Apollon