Epistel an den Baron S * * von Μ * * zu Coburg
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Epistel an den Baron S** von M** zu Coburg.
Ja, Freund! daß alles eitel sey,
Schrieb Salomo, der Juden weiser König;
Sey’s Wahrheit oder nicht, mein Herz das stimmt ihm bey:
Denn ein erfüllter Wunsch gewährt des Glückes wenig;
Gleich einem Kinde jaget
Der Jüngling, Mann und Greis
Nach dem, was ihm das Glück wohlthätig oft versaget.
Auch ich bekam mein Theil von diesem eitlen Streben;
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Lebt’ ich nur in der Zukunft, unmuthsvoll
Bey jedem kleinen Schmerz, den man verschmerzen soll.
Der Kreislauf meines Bluts ist, leider!
Durch Gram vergiftet und verdickt;
Bleicht meine Wange, wie den Neider,
Der sich am eignen Herzen frißt.
Nun sagen mir die hochgelehrten Männer,
Der Fieber und der Dünste Kenner,
Wann nur die Sonne Luft und Erd’ erwärmet,
Und Zephyr unter Blumen schwärmet,
Die junge Rose wieder blüht,
Der Städter gern aus seinen Mauren flieht,
Sich mit der Göttin der Gesundheit baden,
Die ihre Heilungekraft der Quelle mitgetheilt,
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Die schwache Nerven stärkt, und alle Übel heilt.
Allein ein andrer Wunsch erwacht in meiner Brust –
Dort hinzureisen, wo du jetzo bist,
Dort, wo Antonie[1] des Landes Wonne ist,
Sie, die im Purpur nicht der Menschheit Werth vergißt,
Sie nur zu sehn, sie dankbar zu verehren,
Mit dem sie liebevoll Trost in die Seelen spricht:
Dies tauscht ich um den Quell der ew’gen Jugend nicht.[2]
- ↑ Die regierende Frau Herzoginn zu Sachsen-Coburg, Schwester der Königinn von Preussen, Friedrich des Einzigen Wittwe.
- ↑ Daß die Spanier auf einer von den Lukayischen Inseln in Amerika, unter der Anführung des Ponce de Leon, einen solchen Quell gesucht haben, erzählt Robertson im dritten Buche seiner Geschichte von Amerika, und setzt hinzu, [128] daß die glaubwürdigsten spanischen Geschichtschreiber dieser ausschweifenden Grille ihrer Landesleute erwähnten. – Der Ruf von einem solchen wundersamen Gesundbrunnen hat zu folgendem Ringelgedicht Anlaß gegeben, welches einer unserer angenehmsten Dichter aus dem alten französischen Original nach seiner Art übersetzt, das heißt, verschönert hat:
Zur rechten Zeit half Rüdiger den Küsten
Von Frankreich; schlug die Heiden weit und breit
Mit ihrem Zeug von Widdern und Balisten,
Und setzete das Reich in Sicherheit.
5Zuletzt hieß er das Schifflein wieder rüsten,
Und suchete den Quell, der uns erneut;
Erreicht’ ihn auch, vom Tode schon bedräut,
In einem Hain, wo weiße Spatzen nisten,
Zur rechten Zeit.
10Er taucht’, und wusch die abgelebten Glieder:
Sie glänzeten in Jugendschönheit wieder;
Sein kaltes Herz ward lauter Fröhlichkeit.
Fürstinnen sind in meinem Land’ und Schönen,
Die wimmern itzt nach diesem Quell mit Thränen.
15Sein Wunderthau käm’ ihnen, außer Streit,
Zur rechten Zeit.
Vermischte Gedichte von Joh. Nik. Götz, III. Theil S. 138.
Man sehe auch Lichtwehrs Fabel in Ramlers Fabellese, im I. Theil S. 68.