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Epistel an Susalis

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Susanne von Bandemer
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Titel: Epistel an Susalis
Untertitel:
aus: Neue vermischte Gedichte, S. 65–67
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1802
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bild
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[65]

Epistel an Susalis. Im Rosenmonath 1790.


Susalis, seufzest du wieder!
Birgt sich die Sonne des Glücks
Abermahls unter ein Wölkchen?
Siehest du trauriges Blicks

5
Auf die blühende Rose?

Ach, ich hatte sie lieb,
Eh’ der kommende Frühling
Ihre Knospe noch trieb.
Ich lobsinge dem Schöpfer,

10
Daß er leben mich ließ;

Denn wir wissen es alle,
Rosendüfte sind süß
An der stützenden Krücke
Dem vermagerten Greis,

15
Unterm Haare wie Silber

Oder glänzendes Eis.

[66]

Ich, ein pures Gerippe
Überzogen mit Haut,
Freue mich über die Rose,

20
Die der Morgen bethau’t.

Und der Abend beregnet.
Ich vergesse darob
Hundert künftige Sorgen,
In der Seele voll Lob;

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Dünke mich jünger, gesünder,

Fühle mich stärker, im Geist;
Werde mit lieblichem Honig
Lächelnder Hoffnung gespeist;
Glaube noch bessere Zeiten. — —

30
Susalis, glaube mir gleich,

Mache durch nagenden Kummer
Deine Wange nicht bleich,
Und dein Auge verloschen.
Hast ja Kinder, die dich

35
Fürchten, lieben, und ehren;

Hast ja Kinder, die sich
Grämen ums Leben der Mutter,
Wann die Mutter sich grämt;
Hast’s erfahren, wie endlich

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Seiner Laune sich schämt,

[67]

Seines Wolkenverkriechens,
Dein oft mürrisches Glück.
Darum wende nicht traurig
Deinen schwimmenden Blick

45
Von dem Rosengeländer.

Ist der Garten nicht dein,
Sind doch unter den Rosen
All’ die süßesten dein.
Denn da blühen viel tausend,

50
Die bald müssen verblühn,

Brich, und heiße den Mißmuth
Von der Stirne entfliehn!

Anne Luise Karschinn.