Epistel an Madame Unger in Berlin
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Epistel an Madame Unger in Berlin. [1]
Wohl Dir! mir ewig werthes Weib!
Geneuß den holden Seelenfrieden,
Bey dem, was dir das Glück beschieden:
Er würzet jeden Zeitvertreib;
Die uns in einer bösen Stunde,
Die Göttinn des Geschicks voll schwarzer Laune schlug.
Mich leider! will sie nicht mehr hören:
Bald findt sich dies, bald das, um meine Ruh zu stören,
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Doch schwör’ ich dir, bey allen Musen:
Genügsamkeit herrscht wahrlich mir im Busen;
Und dieser Schatz gilt mehr als eines Nabobs Gut.
Nur ach! mir fehlt gesundes Blut,
Und keinen Krampf erzeugt. Wohl dem, der nicht empfindet,
Wo Milz und Magen liegt, der ohne Seitenweh
Und Gicht, vom Wirbel bis zum Zeh’
Dem Fisch in seinem Elemente gleicht;
Wenn uns – was weiß ichs selber? – fehlet;
Wenn wir ein Vorgefühl in unsern Nerven spüren;
(Dem Wetterglase gleich, das rasch bald steigt, bald fällt,
Bald prophezeit: Heut wird es Keilen frieren,
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Wann wir jezt frösteln, und jezt glühn:
Dann kömmt gewiß der böse Dämon Spleen
Sehr ungalant, und fast uns bey den Ohren;
Und frohe Laune geht verloren.
Sah ich auf diesem Erdenrunde
Nicht der Pomona reichen Überfluß:
Ich sah und fühlte nur, daß alles – welken muß,
Und daß der Baum, dem man die Frucht geraubt,
Ein Bild des Todes ist.
Verzeih den Phantasien,
Die schnell entstehen, schnell entfliehen;
Verzeih der Dichterinn, die Reim’ auf Reime häuft,
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Zum Glück für dich fällt mir die Sage ein;
Der Thorheit kürzeste soll auch die beste seyn.
Drum will ich dieses Blatt so schnell als möglich schließen.
Ich küsse dich; mein Karl und Julchen läst dich grüßen.
- ↑ Ist die verdienstvolle Verfasserinn von Julchen Grünthal einer Pensionsgeschichte, von dem Naturkalender, und verschiedener vortrefflichen Übersetzungen dramatischer Stücke.