Epistel-Postille (Wilhelm Löhe)/Himmelfahrtstag
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Am Himmelfahrtstage.
- 1. Die erste Rede habe ich zwar gethan, lieber Theophile, von alle dem, das JEsus anfieng, beides zu thun und zu lehren, 2. Bis an den Tag, da Er aufgenommen ward, nachdem Er den Aposteln (welche Er hatte erwählet) durch den heiligen Geist Befehl gegeben hatte, 3. Welchen Er Sich nach Seinem Leiden lebendig erzeigt hatte durch mancherlei Erweisungen, und ließ Sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang, und redete mit ihnen vom Reich Gottes. 4. Und als Er sie versammlet hatte, befahl Er ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehöret (sprach Er) von mir. 5. Denn Johannes hat mit Waßer getauft: Ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. 6. Die aber, so zusammen gekommen waren, fragten Ihn und sprachen: HErr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel? 7. Er sprach aber zu ihnen: Es gebühret euch nicht zu wißen Zeit oder Stunde, welche der Vater Seiner Macht vorbehalten hat; 8. Sondern ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird; und werdet Meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde. 9. Und da Er solches gesagt, ward Er aufgehaben zusehens, und eine Wolke nahm Ihn auf vor ihren Augen weg. 10. Und als sie Ihm nachsahen gen Himmel fahrend, siehe, da standen bei ihnen zween Männer in weißen Kleidern, 11. Welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser JEsus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren.
MErkwürdig ist es, meine lieben Brüder, daß sowohl am Himmelfahrtstage, als am Pfingsttage die Festevangelien nicht die Geschichte des Tages abhandeln, sondern von der Kirche ganz in der Absicht gewählt zu sein scheinen, den Sinn der großen Gottesthaten anzugeben, welche an beiden Festtagen gefeiert werden. Das Pfingstevangelium redet nicht von der Ausgießung des heiligen Geistes am ersten Pfingsttag, sondern von dem immerwährenden bleibenden Pfingsten, welches der HErr durch Seine Einwohnung und persönliche Gnadengegenwart in den Herzen Seiner Auserwählten feiert. Das heutige Evangelium erzählt gleichfalls nicht von der Auffahrt Christi, oder fertigt dieselbe wenigstens bloß mit fünf Worten ab, während der ganze übrige Text voll ist von den letzten Befehlen und Verheißungen des HErrn. Dagegen aber ist an den beiden genannten Festtagen die zweite Lection, welche man insgemein die epistolische zu nennen pflegt, aus keiner Epistel genommen, sondern aus der Apostelgeschichte, und handelt an beiden Tagen ganz von dem geschichtlichen Vorgang, den man feiert. Es zeigt sich dadurch, daß die Kirche vor allen Dingen den Sinn der hohen Feier, die göttlichen Absichten der göttlichen Thaten ihren Kindern einprägen will; die großen Ereignisse sollen mit ihren herrlichen Früchten und ja nicht ohne diese vor die Augen der Gemeinde treten, und die Größe und Herrlichkeit des Festes soll dadurch nur zunehmen. Wir können gewis mit der Textwahl der Kirche vollkommen zufrieden sein; wir dürfen treulich den Rath, der sich darinnen ausspricht, annehmen, Gottes Thaten nicht bloß äußerlich anzuschauen, sondern die herrliche Pracht ihrer Früchte und Absichten zu erkennen und uns zuzueignen. Dennoch aber erfordert es unsere Aufgabe bei diesem Texte, der euch so eben verlesen ist, mehr auf die Thatsache einzugehen, so wie sie uns in der epistolischen Lection erzählt wird, und so bekannt euch allenfalls die Geschichte bereits sein mag, so hoffe ich doch, daß eine abermalige aufmerksame Betrachtung in dieser Stunde euch förderlich sein kann. Laßt uns also unsere selige Unterhaltung über den Text getrost| beginnen, der Segen und Geist unsres ewigen erhöheten HErrn und Heilandes möge mit uns sein.
Wie ihr sehet, besteht unser Text aus den elf ersten Versen des ersten Kapitels der Apostelgeschichte. Die drei ersten Verse sind eine Einleitung des heiligen Schriftstellers in die ganze Schrift, welche er über die Thaten der Apostel verabfaßt hat. Durch diese einleitenden Verse schließt sich der heilige Lucas an sein erstes Werk, an das heilige Evangelium an, welches er auf Anregung und unter Leitung des heiligen Geistes geschrieben hat. Mit der Erzählung der Himmelfahrt des HErrn hat er sein Evangelium beschloßen, mit einer Erzählung von eben demselben Ereignis eröffnet er nach den ersten Eingangsversen die Apostelgeschichte: wie diese große Thatsache im Evangelium als Schlußpunkt des Lebens und persönlichen Wirkens JEsu auf Erden erscheint, so erscheint sie in der Apostelgeschichte als Anfangs- und Ausgangspunkt der großen und gesegneten Thätigkeit, welche unser HErr JEsus Christus durch Seinen heiligen Geist und durch Seine zwölf Boten über die Erde hin eröffnen sollte und wollte. Der heilige Schriftsteller hat also bei der Erzählung der Himmelfahrt im Evangelium eine andere Absicht verfolgt, als bei der in der Apostelgeschichte, und je nach der verschiedenen Absicht hat er an den beiden verschiedenen Orten aus den Umständen derselbigen großen Thatsache verschiedenes hervorgehoben und erzählt. Kein Widerspruch ist zwischen den beiden Erzählungen, sondern die eine ergänzt die andere, so daß wir erst durch Zusammennahme beider ein vollkommeneres Bild von der Auffahrt JEsu bekommen. Hier in diesem Vortrag sehen wir die Auffahrt unsers HErrn textgetreu, nicht als Schlußpunkt des sichtbaren Lebens und Wirkens JEsu auf Erden an, sondern ganz als eine offene Pforte für die große reiche Zeit der Wirksamkeit, welche JEsus Christus durch Seinen Geist und Seine Apostel begonnen hat. Laßt uns sie nach unserem Texte betrachten, ohne daß wir die drei Eingangsverse des Capitels ausführlich besprechen, es wird vielleicht im Laufe des Vortrags Gelegenheit geben, diejenigen Einzelheiten, welche sich auf die Festgeschichte beziehen, aus diesen Eingangsversen hervorzuheben und an ihrem Orte bemerklich zu machen.
Uebersehen wir den Text, so weit er den Vorgang der Auffahrt JEsu erzählt, so finden wir, daß vom vierten bis zum achten Verse Vorbereitungen zur Auffahrt Christi stehen, im neunten und zehnten Verse die Auffahrt selbst erzählt wird, der letzte elfte Vers aber die Botschaft der Engel von der Wiederkunft Christi enthält. Die Vorbereitungen zur Auffahrt zerfallen wieder in zwei Stücke, nämlich in den letzten Befehl und in die letzten Verheißungen des HErrn.
Der letzte Befehl an Seine Jünger war der, von Jerusalem nicht zu weichen, sondern auf die Verheißungen des Vaters, welche ihnen JEsus Christus verkündigt hatte, zu warten, dann aber Seine Zeugen zu werden in Jerusalem und in dem ganzen Judäa und in Samaria und bis ans Ende der Erde. Die letzten Verheißungen des HErrn hängen auf das engste mit den letzten Befehlen zusammen, sie beziehen sich auf die schon erwähnte Verheißung des Vaters, die ihnen Christus verkündigt hatte. Wie Johannes mit Waßer getauft habe, so würden sie nach wenigen Tagen mit dem heiligen Geist getauft werden; die Kraft des heiligen Geistes würde über sie kommen. Der HErr befahl also ein Warten in Jerusalem bis zur Ausgießung des heiligen Geistes. Dieser Befehl muß an seiner Stelle gewesen sein; man erkennt aus ihm, daß ohne denselben die Jünger, welche von den Engeln im elften Verse als galiläische Männer angeredet werden, nach der Auffahrt Christi sich nicht mehr in Jerusalem würden aufgehalten, – sondern sich in ihre Heimath zurückbegeben haben. Aber nicht das allein erkennt man, sondern noch etwas anderes und ein drittes. Der HErr hätte ja auch in Galiläa Seinen Geist über die Jünger ausgießen können, da Er ja selbst, sogar nach Seiner Auferstehung, gerne in diesem Seinem Heimathlande war und den Seinigen dort so viele und geistliche Wohlthaten während Seines irdischen Wandels erzeigt hatte. Aber siehe, das will Er nicht, Er will Seinen Geist über sie in Jerusalem ausgießen, Er unterscheidet auch in Seinem verklärten Leben die irdischen Orte, sie sind Ihm nicht gleichgiltig, Er hat Jerusalem ausersehen vor allen Orten der Erde, wie daselbst zu sterben und von den Todten aufzustehen, so auch Seinen heiligen Geist über Seine Jünger auszugießen. Für das Gesetz der Berg in der Wüste, dagegen aber für die großen Thaten des| Heils Jerusalem und deßen nächste Umgegend: so hat Ers bestimmt und so muß es geschehen. Seine Hand zeichnet Jerusalem, damit auch unsere Herzen und unsere Augen sich dorthin richten, und wie vorher alle Erwartung, so hernach alle heilige Erinnerung an Jerusalem hafte. – Das dritte, was wir aus diesen vorbereitenden Versen zu merken haben, ist folgendes: Der HErr fuhr an dem Tage, an welchem Er redete, hinauf in die ewigen Höhen und verhieß die Ausgießung des heiligen Geistes nach wenigen Tagen, – nach zehn Tagen, wie wir das alle wißen. Hätte Er nicht ebensowohl Seinen heiligen Geist noch an dem Tage der Himmelfahrt über die Jünger ausgießen können? Warum wartete Er zehn Tage? Ist es deshalb gewesen, weil gerade an dem jüdischen Pfingstfeste das christliche Pfingsten eintreten sollte, damit die Verheißung und die Erfüllung zu Einer Zeit zusammen träfe? Hatte Er von Anfang und von Ewigkeit her bestimmt, daß wie das alttestamentliche Passah mit dem neutestamentlichen an einem Tage geschlachtet werden, so auch das alttestamentliche Pfingsten mit dem neutestamentlichen zusammentreffen sollte? Hat Er das alttestamentliche Pfingsten nach vorbedachtem Rathe schon von allem Anfang her auf den Tag verlegt, an welchem Er Seinen Geist über die Kirche ausgießen wollte? Oder hat es tiefere und höhere Gründe neben den bereits fragweise angedeuteten? Mußte der HErr in Seinem Himmel, wollte Er an dem Orte Seines ewigen König- und Priestertums noch himmlische Vorbereitungen auf die Ausgießung Seines Geistes machen, bedurfte Er die zehn Tage, um in der Ewigkeit Werke zu wirken, ohne deren Vollbringung der Geist Gottes nicht ausgegoßen werden konnte? Hie fragt man mehr, als man zu beantworten vermag; es läßt sich vieles vermuthen und ahnen, wovon wir keine Offenbarung, keine Kenntnis, keine Gewisheit haben. So viel aber sehen wir deutlich, daß der HErr, wie Er auch in Seinem verklärten Zustande die Orte unterscheidet, ebenso die Zeiten unterscheidet, und daß Er für alles Zeit und Stunde festgesetzt hat und einhält. Das sehen wir ja auch noch an einer andern Stelle dieser vorbereitenden Verse. Der HErr hatte den Jüngern gesagt, sie sollten in Jerusalem auf die Verheißung des Vaters warten; sie meinten, die Verheißung des Vaters werde ihnen nun gegeben werden, weil das Reich Gottes und Israels, das Licht am Abend der Welt, die Verherrlichung des Volkes Gottes vor dem Ende der Welt eintreten sollte. Der HErr aber sah dieses Ereignis und die Aufrichtung des herrlichen Reiches Israels noch in weiter Ferne, ganz andere Geschäfte waren noch zu vollbringen, nicht wie mit einem Schlage sollte die Kirche in ihrer Vollendung dastehen, sondern erst am Ziele einer langen Arbeit Seiner Knechte, am Ende aller Werke Seiner heiligen Mission sollte das Reich der Glorie Israels eintreten; deshalb sagte Er: „Es gebührt euch nicht zu wißen Zeit oder Stunde, die der Vater Seiner Macht vorbehalten hat.“ Also hat der Vater Zeit und Stunden, also behält Er sie vor und gibt eine jede zu seiner Frist; also unterscheidet der ewige Vater, wie der verklärte Sohn Zeiten und Stunden, Orte und Räume, und begabt Zeit und Raum mit Seiner mannigfaltigen Gabe nach vorbedachtem Rath. Uns aber wird das kund gethan, damit auch wir Zeiten und Stunden, Orte und Räume unterscheiden und achten und aufmerken, was uns der HErr an jedem Ort, zu jeder Zeit an Gnade schenken will.Dies alles, meine lieben Brüder, so wenig auch die schwachen Worte der großen Sache entsprechen, ist dennoch Grundes genug, zu sagen, daß die Himmelfahrt JEsu der Eingang sei in Sein eigenes allerhöchstes Glück. Wie groß ist der, der auffährt zu Seiner ewigen Herrlichkeit, aber auch wie selig ist Er! Niemand ist größer als Er; es ist aber auch niemand seliger als Er. Es kann ja freilich niemand seliger sein, als er nach der Kraft und Macht seines angeschaffenen Wesens das Glück des ewigen Lebens faßen und tragen kann. Wenn es einen seligen Wurm gäbe, so würde er eben so selig sein, als er es vermöge seiner Natur sein könnte; in dem seligen Leben ist alles so selig, als es zu sein vermag, aber es mag dabei gehen, wie mit den Waßersammlungen, die Gott auf Erden gemacht hat: Alle faßen sie Gottes Waßer, jede so viel als sie kann, aber der See faßt mehr als der Teich und der Ocean mehr als der See; ein Element ist es, das in allen ruht, aber nicht ruht in einer so viel wie in andern. So sind alle Seligen selig, aber je nach der Macht und Anlage, die einem jeden gegeben ist, faßt der eine die Seligkeit mehr als der andere; es gibt keine Stufen der Seligkeit, alle sind gleich selig, dennoch aber ein jedes nach dem Maße seiner Fähigkeit. Das Maß aber unsers HErrn in Seiner Auffahrt ist ein wie großes, ja unermeßliches. Sein Leib, Seine Seele, Sein Geist verbunden mit und durchströmt von der ewigen Gottheit, faßet die Herrlichkeit der ewigen Seligkeit mehr, als alle andern Wesen. Herrlicher als alle andern, ist Er auch so selig, daß niemand unter allen andern Creaturen die klaren Tiefen Seiner Seligkeit auch nur durchschauen könnte. In diese Seligkeit aber ist Er am heutigen Tage eingegangen und Sein Himmelfahrtstag ist, wie gesagt, auch der Eingangstag zu Seiner ewigen Seligkeit.
Mit dieser Erinnerung, meine lieben Brüder, schließen wir die Betrachtung der Himmelfahrt des HErrn. Als der HErr auffuhr, da sahen Ihm Seine Jünger staunend nach, und ihre Blicke hiengen auch da noch an den obern Regionen, als ihnen der Gegenstand ihrer Bewunderung durch die Wolken des Himmelfahrtstages bereits entzogen war. Aehnlich könnte es unserer Seele gehen, wenn sie die Bedeutung der Himmelfahrt betrachtet und den HErrn in Seiner Heimfahrt innerlich begleitet hat. Von diesem Wege in die Höhe kehrt der anbetende Gedanke nur langsam zurück. Es merkt sich, daß das eigentlich der Heimweg ist; wer den einmal betreten und kennen gelernt hat, der kehrt ungern zur Erde zurück, selbst wenn Engel winken. Den heiligen Aposteln mußte die sichtbare Auffahrt JEsu trotz dem, daß der HErr sie schon mehrfach darüber unterrichtet hatte, überaus erstaunenswerth und überraschend sein. Vor wenigen Minuten stand Er noch in ihrer Mitte und redete zu ihnen, nun aber ist Er ihren Augen entzogen, nicht durch Tod und Grab, sondern durch eine Himmelfahrt. Das war ein ganz anders Abschiednehmen, als am Kreuze auf Golgatha, mußte auch einen ganz andern Eindruck auf sie machen, – einen nicht minder gewaltigen und starken, aber einen der Art und dem Gefühle nach, das gewirkt wurde, ganz verschiedenen. Himmlisch, freudig, selig, hingerißen, muthig mußten sie sich fühlen, eine Lust mußte in ihnen erwacht sein, denselben Weg zu nehmen; dennoch aber fehlte ihnen der leichte Flug, die Kraft, sich zu erheben, nur ihre Seele und eine kleine Weile ihr Auge konnte Christo folgen. Sie sollten nicht damals schon den Weg in die ewige Heimath wirklich und wesentlich betreten; ihr irdischer Lauf war noch nicht geschloßen, im Gegentheil, die herrlichste und gesegnetste Strecke desselben lag noch vor ihnen. Nicht der aufgefahrene Christus, sondern Der, welcher ihnen Seine Gegenwart für ihre Wirksamkeit verheißen hatte, sollte ihnen zunächst vor Augen schweben. Ihre Seele sollte sich dem heiligen Berufe zuneigen, der ihnen geworden war und sich an die Erde gewöhnen. Ihr Herz sollte voll Freude und Begier an Jerusalem, Judäa, Samaria und die Enden der Erde denken, ihr Fuß sich zu fernen Wegen, ihre Zunge zur evangelischen Verkündigung stärken, zur mühevollen Arbeit sollten sie sich rüsten, der Aufgefahrene aber sollte von nun an ihre Hoffnung, Sein Angesicht und Sein Anschauen ihr Heimweh| und ihre Sehnsucht werden. Darum traten auch zwei Engel zu ihnen, zwei aus den Chören, die Christum heimgeleiteten, zwei Männer in hellem leuchtendem Gewande und brachten durch ihren Zuruf bei den Aposteln die rechten Gedanken in Gang. „Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr hier und schauet gen Himmel? Dieser JEsus, der von euch aufgenommen ist in den Himmel, wird ganz in derselben Weise wiederkommen, wie ihr Ihn habt zum Himmel fahren sehen.“ Also ist da nichts mehr zum Himmel zu sehen, man soll Ihm nicht nachfahren wollen, Er kommt ja wieder gerade so, wie Er aufgefahren ist, mit des Himmels Wolken in der Herrlichkeit des HErrn. Das soll man erwarten, deßen sich würdig machen und bis zur Zeit, da Er wieder kommt, so lange man kann, auf Erden das Werk vollbringen, welches Er befohlen hat, mit den Pfunden wuchern, die Er zurückgelaßen, und unter den Völkern Segen stiften, unter welchen Er Seine Kirche bauen will. Da haben wir, meine Geliebten, zwei ächte Himmelfahrtsgedanken: auf die Wiederkunft Christi warten und bei solchem Warten den heiligen Erdenberuf der Kirche vollbringen. Mit diesen beiden Gedanken schließt der Text und auch mein Vortrag, nicht mit einem von beiden, sondern mit beiden. „Selig sind die Knechte, die auf ihren Herrn warten“, sagt eine Stelle der heiligen Schrift, eine andre aber: „Selig ist der Knecht, welchen der Herr, wenn er kommen wird, also wird finden thun.“ Warten und thun, dem wiederkommenden JEsus entgegen hoffen und entgegen arbeiten, das sind Himmelfahrtsgedanken, Himmelfahrtsgeschäfte. Zu ihnen ruft der HErr und für ihr mächtiges und glückliches Vollbringen bereitet Er ein Pfingsten. Wer den doppelten Entschluß fest ins Herz faßt und seine Augen nach der Hilfe richtet und um sie betet, dem wird sie auch gegeben werden: die Verheißung des Vaters, die Kraft des heiligen Geistes wird über ihn kommen, daß er kann, wozu er sich entschloßen hat, und daß er ein Wegbereiter mehr wird für Den, der wieder kommen wird über ein Kleines. Amen.
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