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Elephant, – Neger, – Mißgeburt

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Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Elephant, – Neger, – Mißgeburt
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 299–301
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[299]
102. Elephant, – Neger, – Mißgeburt.
(1638.)

Die Chroniken vermelden uns von dreien merkwürdigen Ereignissen des Jahres 1638 Folgendes:

Am 23. Juni ist zum ersten Male ein Elephant nach Hamburg gekommen, der alsobald mit obrigkeitlicher Erlaubniß auf dem Einbeck’schen Hause öffentlich zu sehen gewesen ist.[1] Vordem hat man solch Geschöpf Gottes nur aus den Bildern von der Schöpfung und der Arche Noah gekannt. Es ist ein großmächtiges Thier gewesen, auf dessen Ohrlappen und „Schnabel“ der dickste Kerl Platz genug hatte; und sein Führer hat gesagt: es wäre anjetzt noch klein und erst acht Jahre alt, wenn es aber ausgewachsen sei, dann würde es noch immer größer. Gedachter Führer war ein gar winzig Männlein, verstand aber gleichwohl den großen Colosser mit einem eisernen Hakenstock wohl zu tractiren, und lenke ihn, wie man ein Hündchen regiert. Der Elephant konnte auch viel artige Kunststücke, am liebsten aber mochte er mit seinem Rüssel ein paar Stübchen Wein oder ein Faß Bier fassen und mit einem Male ausschlürfen, was ihm viele Bewunderer zu Wege brachte. Etliche Liebhaber vom Reiten versuchten auch seinen Gang, er ging ihnen aber einen zu starken Paß und trottete gar zu hoch. Obgleich nun Jeder, der dies noch nie hier gewesene Naturwunder beschauen wollte, baare 4 [Sch.][2] Lübsch erlegen mußte, [300] so war doch allezeit ein mächtig Gedränge dazu, sintemal die Hamburger etwas curios sind, sofern es was Neues zu sehen oder zu hören giebt.

Um diese Zeit kam auch mit einem Schiffer aus Indien ein kleiner Mohr, ein Negerbübchen von fünf Jahren, nach Hamburg, und war erschrecklich schwarz. Als ihn aber die Weiber am Hopfenmarkte sahen, da fanden sie ihn wunderlieblich, wie denn das Frauenzimmer oft einen seltsamen Geschmack offenbart, sonderlich betrefflich des Ausländischen. Und die Weiber herzten und küßten den kleinen Teufel und nannten ihn liebkosend: „lütten söten swarten Engel!“

In demselben Jahre ereignete es sich, daß hierorts hinterm breiten Giebel ein erschreckliches Monstrum geboren wurde. Die Eltern waren geringe Leute, die beständig in Hader und Zank lebten, mit sich, mit den Nachbarn, mit Gott und der ganzen Welt, auch von Gottes Wort nichts wissen wollten, und ein so gräuliches Fluchen in der Gewohnheit hatten, daß Jedem angst und bange wurde, der solch lästerlich Sacramentiren nur von fern hörte. Und daß Gott die Flucher und Lästerer strafen wird, das war ihnen unterschiedlich, auch vom Gerichtsherrn, in Erinnerung gebracht, der ihnen auch durch Züchtigung und Incarcerirung in der Roggenkiste das Gewissen zu schärfen versuchte, – aber vergebens! Da sie nun wiederum einander und das zu erwartende Kindlein ganz ruchlos verflucht hatten, da traf sie Gottes Strafgricht mit dem abscheulichen Wechselbalge, so ein Ungethüm war mit zwei Schweinsohren, sechs Augen und mit zwei Hörnern auf dem Kopfe, daran man klärlich der bösen Eltern eingeteufelte Natur erkennen konnte. Dies Monstrum lebte bis zum folgenden Tage, dann starb es und wurde verscharrt, da es für ein christlich Menschenkind unmöglich zu achten war. Muthmaaßlich war bei der Geburt desselben noch was Absonderliches passirt, ein Höllenspuck [301] oder ein schreckhaft Gesichte, so den Eltern das Gewissen heftig gerühret, obschon sie darüber schwiegen. Denn die Mutter wurde darnach krank und verfuhr Todes im Irrsinn. Der Kerl aber hatte das Zittern und Bebern an Händen und Füßen davon gekriegt und hat damit noch etliche Jahre als Bettelmann im Steinthor gestanden, und nimmermehr dabei geflucht, sondern das Vaterunser, die 10 Gebote und den Glauben hergebetet.

Anmerkungen

[386] Aus handschriftl. Chroniken.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Es handelte sich um die Elefantendame Hansken, die zwischen 1637 und 1655 mit ihren Kunststücken auf Jahrmärkten in den Niederlanden, in Deutschland, der Schweiz und in Italien gezeigt wurde.
  2. Schilling