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Eisenbahnwünsche

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Eisenbahnwünsche
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 796
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[796] Eisenbahnwünsche. Die Erfahrung ist die Mutter der Verbesserungen, und wenn die Menschen den Winken dieser Mutter immer, nach Art guter und verständiger Kinder, hübsch folgten, würde es um Vieles schöner auf der Welt sein. Besonders aufmerksam sollten auf solche Winke Diejenigen sein, deren Thätigkeit dem Wohle des großen Ganzen dient, und dazu gehören vor Allem die Leiter der allgemeinen Verkehrsanstalten. Aber gerade bei der jetzt unentbehrlichsten derselben, bei der Eisenbahn, begegnen wir der Erscheinung, daß viele Verwaltungen derselben diese vom Publicum sehr verehrte Mutter als eine Stiefmutter betrachten, die sie in immer neue Unkosten stürzen wolle. Es ist daher nothwendig, sie gegen solche Mißachtung überall in Schutz zu nehmen, wo sie in offenbarem Rechte ist. Für diesmal haben wir zwei aus solchen Erfahrungen erwachsene Wünsche zu verdeutlichen.

1) Es sind wohl mehr als einmal, und nicht erst jüngst auf der neuen Saalbahn mit ihren noch unvollendeten Bahnhöfen, während der Fahrt Erkrankungsfälle vorgekommen. Auf solche Vorkommnisse ist auf den meisten Bahnhöfen noch nicht Rücksicht genommen worden: es gebricht fast überall an einem Raume, in welchem Erkrankte oder Verunglückte passende Unterkunft und erste Pflege finden könnten. Dieser Erfahrungssatz sollte nirgends außer Augen gelassen und bei allen Bahnhof-Neubauten sofort berücksichtigt werden.

2) Eine der häufigsten Klagen, namentlich bei langen Eiltouren, betrifft ein Bedürfniß, das nur arge Prüderie von einer öffentlichen Besprechung ausschließen könnte. Hatte es früher Tadel hervorgerufen, daß auf manchen Bahnhöfen die Anstalten „für Männer“ und „für Frauen“ zu entfernt von den Ein- und Aussteigestellen der Perrons angebracht waren, so gehen jetzt die Ansprüche weiter. Es ist längst der Anfang damit gemacht, die Eisenbahnzüge selbst mit Aborten zu versehen. Freilich eignet sich dazu nur das amerikanische Personenwagen-System, das dem Reisenden jeden Augenblick den Gang durch die gesammte Wagenreihe gestattet. Allerdings ist auch bei Wagenzügen deutschen Systems die Einrichtung besonderer Abort-Wagen getroffen, die Benutzung derselben ist aber mit dem offenbar sehr leidigen Zwang verbunden, solche Anstalten nur während der Haltezeit auf einer Station betreten und, wenn nur wenige Minuten Aufenthalt gestattet sind, erst auf der nächsten Station wieder verlassen zu können. In dieser Beziehung ist Abhülfe dringend nöthig, denn hier hat die Sorge für die Gesundheit der Reisenden ein sehr erfahrungsreiches Wort mitzusprechen.