Einquartierung
[610] Einquartierung. (Zu dem Bilde S. 584 und 585.) Mit getheilten Empfindungen hat der Bauer den unfreiwilligen Gästen entgegengesehen, welche ihm das Manöver auf seinen Hof führt. Die Hopfenernte ist da und sie braucht viele Hände – da hat man keine Zeit, sich um Fremde zu kümmern, Frau und Kinder, Knechte und Mägde, alles muß mit anfassen, damit der reiche Segen rasch geborgen werde. Nun, so schlimm, wie er sich’s ausgemalt, verläuft die Sache nicht: die Leute nehmen vorlieb – und sobald sie des Dienstes ledig sind, setzen sie sich behaglich zu dem Quartierwirth und seinem Gesinde, um mitzuhelfen am emsigen Werke des „Hopfenzopfens“. Freilich, ganz ohne Störung geht es doch nicht ab: der schmucke Unteroffizier im Hintergrund unseres Bildes hat mit Kennerblicken von den Dirnen des Hofs die sauberste herausgefunden – und er hat seinen Kopf drauf gesetzt, von ihr einen Kuß zu kriegen, mit List oder Gewalt. Allzuviel Widerstand scheint ihm auch nicht entgegengesetzt zu werden; die übrigen schauen belustigt auf das fröhliche Ringen der beiden, und nur dem jungen Knechte ist nicht ganz wohl bei der Sache. Die Wünsche theilt er wohl, doch nicht die Keckheit seines Nebenbuhlers, und nur die gegründete Aussicht auf dessen rasches Verschwinden vermag ihn soweit zu trösten, daß er mit sauersüßem Gesicht „Fünfe grad’ sein läßt“. Bei der Bäurin hat sich der am meisten eingeschmeichelt, der sich als Kinderfreund ihres Kleinen angenommen und dessen Zutrauen durch willige Kindsmagddienste erobert hat. Sorgsam giebt er ihm Löffel für Löffel sein Abendsüppchen ein unter Beihilfe des älteren Schwesterchens – im Augenblick aber nehmen die im Hintergrund sich abspielenden Ereignisse nicht bloß seine, sondern auch der Bäurin Aufmerksamkeit allzustark in Anspruch, und der kleine Pfiffikus benutzt die Gelegenheit, einen längst gehegten Plan zur schleunigen Ausführung zu bringen und mit dem Fingerchen in den Löffel zu tippen.