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Einige Worte über die Gemähldeausstellung im Brühlschen Garten in Dresden (1804)

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Textdaten
Autor: N n.
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Titel: Einige Worte über die Gemähldeausstellung im Brühlschen Garten in Dresden
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aus: Zeitung für die elegante Welt
Herausgeber: Georg Voß
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Erscheinungsdatum: 1804
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons
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Kataloge und weitere Rezensionen siehe: Kataloge der Jahresausstellungen der Kurfürstl./Königl. Sächsischen Akademie der Künste
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[323, 324]

Einige Worte über die Gemähldeausstellung im Brühlschen Garten in Dresden.

Die Ausstellung der Künstler- und Schülergemählde in Dresden hat auch dieses Jahr am 5ten März ihren Anfang genommen, und obgleich der Stücke weit über 300 sind, so sind doch nur wenige einiger Auszeichnung werth.

Einen entschiedenen Vorrang behaupten die Arbeiten des Professor Grassi. Es sind drei Portraits voll treffender Aehnlichkeit, geistigem Leben und lieblicher Fantasie, die sein Pinsel aufgestellt hat: die Prinzessin von Hohenzollern, den Erbprinzen von Gotha, und den Doktor Gregorini; die Beleuchtung des letztern ist wunderschön und hinreissend. Der Triumpf seiner Arbeiten aber ist eine singende Muse, deren reizende Gestalt sich, auf Wolken schwebend, über den Erdball und die Atmosphäre des Mondes erhebt, um den Sternen sich zu nähern, die über ihn leuchtend sichtbar sind. Ein Azurblauer Mantel umfließt die himmlische Sängerin, deren Rechte eine Lyra hält; an ihren Schultern bemerkt man goldene Flügel, welche im sinkenden Stral der Abendsonne glänzen, die das Ganze beleuchtet. Dies Meisterwerk der poetischen Mahlerei veranlaßte folgendes Sonnett an Grassi, für dessen Verfasserin man Mad. Elise Bürger hält:

Ja, himmelwärts hat sich dein Bild erhoben
     In solchem Lichte leben Fantasien,
     Sie glücken Glücklichen ohn’ ängstlich Mühen,
     Denn die verklärte Sendung kommt von oben.

Nicht Sterblichen geziemts dies Werk zu loben,
     Für Göttliche nur durft’ es kühn erblühen,
     Vollendet deiner Schöpferhand entfliehen,
     Des Meisters höh’re Weihe laut erproben.

Nur zwischen Sternen muß sie ewig prangen,
     Entrückt dem irrd’schen Raum, dem ängstlich Bangen
     Die Geistgeflügelt singend aufwärts schwebt;

In hoher Einfalt Anmuth Kraft und Streben,
     Der Kinderheimath sich entgegen heben,
     Wo Grassi’s Name unter Musen lebt!

Unter mehrern braven Gemählden des Professor Graff zieht Falk’s Portrait wegen seiner ausnehmenden Gemüthsamkeit besonders an. Eine heilige Cäcilia in Sepia gezeichnet vom Prof. Seydelmann; eine große in Oel gemahlte Landschaft von Klengel, und Apoll mit den neun Musen auf dem Parnaß vom Rath Guttenbrunn, sind gleichfals Zierden des Meisterzimmers, in welchem sich noch viele Unzierden, obwohl von bekannten Mahlern, befinden.

Noch sind die Arbeiten des Fräuleins von Winkel, eines höchst talentvollen Frauenzimmers, sehr bedeutend. Eine große heilige Familie nach Giulio [325] Romano, die Söhne Rubens nach Rubens, ein Christuskopf nach Annibal Carracci und das Portrait einer jungen Dame, sind Beweise eines mit Recht bewunderten Fleißes. Unter den Schülern verdienen die Herren Nöke und Rezsch, Zöglinge des Prof. Grassi, vorzügliche Erwähnung. Des letztern Johannes in Oel gemahlt, und des erstern Akte nach der Natur gezeichnet, versprechen zwei trefliche Künstler für die Zukunft.

Ein Paar Landschaften der Demois. Freistein und das Portrait des Landschaftsmahlers Bunsens von Böhndel dürfen nicht vergessen werden, wenn man von den vorzüglichern Stücken der Ausstellung spricht. Daß weder Hr. Hartmann, noch so mancher andere trefliche Künstler dem allgemeinen Vergnügen des Publikums, ihren Stolz oder ihre Bescheidenheit opfern, und gleichfals die neueren Arbeiten ihrer Pinsel ausstellen wollen, ist ein Unrecht, welches kaum verzeihbar ist (wozu sie aber doch vielleicht ihre guten Ursachen haben. d. H.)

N. n.