Eingetreten und schon fluthet’s
[14]
Im Collosseum.
1.
Eingetreten und schon fluthet’s
Von Gestalten um mich her,
Aug’ und sinnberückend gluthet’s
Rings, ein flirrend Farbenmeer!
In der Toga schwerer Pracht
Rom’s gewalt’ge Senatoren,
Fürsten gleich, an Ehr’ und Macht;
Hier im weißen Priesterkleide
Dort im blanken Erzgeschmeide
Feldherrn mit dem Lorbeerreis,
Und, entzückend anzusehen,
Roma’s Frau’n, ganz Lust und Scherz,
Weich der Schnitt und Stein das Herz.
Aller Völker Sprachen wecken
Dieser Mauern Echo auf:
Von Ägyptens Wüstenstrecken
Von dem Schmeichellaut der Parsen,
Bis zum rauhen Gurgelton
Finst’rer Brukterer und Marsen
Schallt es wirr um Cäsars Thron. –
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Seiner unbegrenzten Macht,
Diese Krone, welch Geflimmer!
Dieser Purpur, loh’nde Pracht!
Diese Augen – ha, wo blitzen
Spähe nach des Zwingers Ritzen,
D’rin der Königstiger ruht!
Doch – noch prunken helle Farben
Mit der Schönheit im Verein,
Streuen gold’ne Funken d’rein,
Festlich wogt es im Gedränge,
Festlich strahlt des Äthers Dom,
Und zu Füßen ruht der Menge
Da – ein Klirren in der Tiefe
Der Arena – und heraus
Speit, als ob ein Dämon riefe,
Sie der Thierwelt ganzen Graus:
Wühlen knirschend in dem Sand,
Und der Löwe wirft die Mähne
Um die Stirn wie zornentbrannt;
Hunger reizt in grimmer Weise
Und Rom’s Cäsar beut als Speise –
Schaud’re – ihnen Menschenblut!
Hilflos zitternde Gestalten
Stößt des Henkers Tritt herein,
Roher Urkraft flieht ihr Sein.
Werden auch die Römer fliehen?
Ruft kein Einziger: „zu viel!?“
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Schande wär’s – mit sattem Glühen
Und ein grausam wildes Leuchten
Bricht mit ungezähmter Macht
Plötzlich aus den trüg’risch-feuchten
Frauenaugen – Rom, hab’ Acht!
Um der Opfer letzte Qual
Wie ein Spiel mit anzusehen,
Pfui, welch Grinsen überall –
Keine Schranke trennt die bunten
Bestien oben, Bestien unten:
Dort Natur – Gesittung hier!