Zum Inhalt springen

Ein schwieriger Brief

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: V. Blüthgen
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein schwieriger Brief
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 745, 754–755
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[745]

Ein schwieriger Brief.
Nach dem Oelgemälde von Professor B. Vautier.

[754] Ein schwieriger Brief. (Mit Illustration S. 745.) Der Himmel mag wissen, was sie zu schreiben haben und an wen? Sicherlich handelt es sich um eine Sache, welche zugleich ihre ernsthafte und ihre launige Seite hat und welche von einer geschickten Hand behandelt sein will; und was die Adresse betrifft, so erlaubt ebenfalls der Umstand, daß die mit dem Kalbe ihrer Freundin pflügende Briefstellerin eine ländliche Schönheit ist, mit einiger Wahrscheinlichkeit, Jemanden von den „Hulanen“ oder von der „Attollerie“ als Adressaten zu vermuthen. Man kann ein sehr nettes und kluges Bauernfräulein sein und braucht gar nicht zu Denen zu zählen, die des Lesens und Schreibens unkundig sind, um trotzdem bei gewissen Anlässen an der eigenen Fähigkeit zu verzweifeln, so briefstellern zu können, wie man es sich wünschen mochte. Mitunter ist Schönschreiben allein schon wichtig; und nun gar die Orthographie und der Stil! „Er“ braucht ja nicht zu wissen, wer geschrieben hat: wenn er wieder da ist, hat man nicht nöthig, Briefe zu schreiben. Es ist ein Glück, daß man diese Trine zur Busenfreundin hat, welche in der Schule immer die Erste war, welche Tinte besitzt, die nicht eintrocknet, und eine Feder, die ihr der Herr Kantor schneidet, sobald der vorige Schnitt abgenutzt ist – der Herr Kantor gehört noch zu der alten [754] Garde, welche unentwegt die Kunst des Gänsekiel-Schneidens gegen den Untergang durch die modische Stahlfeder vertheidigt. Die Uhr tickt in dem lauschigen Stübchen, der Nachmittag scheint auf den sauber gescheuerten „Tisch für Alles“, und die kluge Trine weiß der wortschwierigen Freundin alles so geschickt vorzudenken, was sie eigentlich sagen möchte – es wird gewiß ein Brief, der sich sehen lassen kann und der seinen Eindruck macht. Zwei Stunden höchstens, so ist er fertig! V. Blüthgen.