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Ein räuberischer Papagei

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Textdaten
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Titel: Ein räuberischer Papagei
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 788
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Der Kea-Nestor.
Nach dem Leben gezeichnet von W. Kuhnert.

Ein räuberischer Papagei. (Zu dem nebenstehenden Bilde.) Unter den Vögeln Neuseelands zählen zu den bemerkenswertesten die Nestorkakadus, von denen ein Exemplar, ein Kea-Nestor, neuerdings vom Zoologischen Garten in Berlin erworben wurde. Diese Vögel, welche in den Gebirgswäldern Neuseelands leben, haben etwa die Größe unserer Dohlen oder Raben; in der Färbung ihres Gefieders wiegt das Olivengrün vor, jede Feder ist dabei mit einem halbmondförmigen braunen Flecken gezeichnet; scharlachrote und mattgrüne Farben in den Schwanz- und Flügelfedern vervollständigen die bunte Tracht.

Die Eingeborenen nennen den Vogel Kea und halten ihn gern in Gefangenschaft in ihren Dörfern. Die Europäer sind ihm weniger gewogen. Die Ansiedler hatten nämlich unter anderen Haustieren auch Schafe nach Neuseeland gebracht. Eines Tages bemerkten sie, daß die Schafe, die im Gebirge weideten, sehr übel zugerichtet wurden; auf verschiedenen Stellen ihres Felles zeigten sich handgroße Wunden, die tief in das Fleisch hineinreichten und oft den Tod des Tieres zur Folge hatten. Als der Uebelthäter wurde bald der Kea-Nestor ermittelt. Die Kea-Papageien erschienen in Scharen bei den Schafherden und fielen über die Tiere her, die, geängstigt, sich nicht zu wehren wußten und den Angriffen ihrer Feinde erlagen.

Eine solche Raubnatur ist bei einem Vogel von der Familie der Papageien etwas Unerhörtes und um so merkwürdiger, als Neuseeland vor der Besiedeluug durch Weiße keine Schafe, ja nicht einmal größere Säugetiere beherbergte. Die Kea haben somit das Morden erst in jüngster Zeit gelernt! Die Naturforscher erklären sich diesen Wandel in den Lebensgewohnheiten des Vogels in folgender Weise. Die Kea haben seit jeher neben ihrer pflanzlichen Nahrung Insekten als Leckerbissen bevorzugt. In den Bergen Neuseelands wächst nun eine Immortellenpflanze, die, von weitem gesehen, täuschend einem runden Schafe gleicht. In dem Blätterwerk derselben verbergen sich viele Insekten und die Kea pflegen darin mit Vorliebe nach Kerbtieren zu suchen. Als nun die Schafe nach Neuseeland eingeführt wurden, begannen die Kea auch das Vließ der Schafe mit ihrem harten Schnabel zu untersuchen und entdeckten unter demselben das Fleisch, an dem sie Wohlgefallen fanden. So wurde der Kea-Nestor zu einem Mordgesellen und als solcher hat er sich, da er auch als Dieb in die Fleischkammern eindringt, eine unerbittliche Feindschaft der Ansiedler zugezogen. Er wird verfolgt, und bald wird auch er ausgerottet werden, mit so vielen anderen seltenen und eigenartigen Vogelarten Neuseelands das gleiche Schicksal teilend. *