Ein neues Dichtergrab in Thüringen
[376] Ein neues Dichtergrab in Thüringen. Der dramatische Verherrlicher seiner schönen, sagen- und geschichtereichen Heimath, Alexander Rost, ist am fünfzehnten Mai gestorben und am achtzehnten in den Friedhof Weimars gebettet worden, wo er bei Vielen ruht, deren Namen zu den Ehren Deutschlands gehören. Wie jeder Hochbegabte ist auch er zu früh geschieden; sein Geist und seine Schaffelust hatten Kraft und Vorrath noch für manches Jahr froher Arbeit. Auch die Genugthuung der öffentlichen Anerkennung seiner Werke hob in der letzten Zeit mehr als je seine früher oft gedrückte Dichterseele, und das so spät gewonnene Glück des eigenen Herds schmückte seinen nahenden Lebensabend. Warum sollten wir’s verschweigen, wie sehr es seinem bescheidenen Herzen wohl that, als die „Gartenlaube“ ihren Lesern ihn im Bilde vorführte? Und als eine zweite Freude dieser Zeit pries er die Nachricht, daß sein letztes großes Drama „Der ungläubige Thomas“ von dem Theaterpublicum der vorzüglichsten Bühnen, wie in Dresden, mit warmem Beifalle begrüßt worden sei. Ja, es ist gewiß, daß diese seine zwei letzten großen Freuden seinen letzten Stunden viel von der Bitterkeit alles Scheidens genommen haben. Möge die treue Liebe und Sorge, welche dem Dichter in seinem langen Leiden die nun verlassene Gattin widmete, dieser dankbar vergolten werden! Ihn selbst aber, unsern Alexander Rost, ehre die Bühne und das Volk durch treue Pflege und Verbreitung seiner Werke! Namentlich das Letztere würden wir als die würdigste „Liebesgabe“ für den Dichter preisen, weit höher, als den Denkmalstein, mit welchem nur allzuoft die Theilnahme für den Todten sich für immer abfindet.