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Ein kleines Mißverständniß

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein kleines Mißverständniß
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 256
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen
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Bearbeitungsstand
fertig
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[256] Ein kleines Mißverständniß. Während des letzten Aufenthalts von Abd-el-Kader in Paris im verflossenen Herbst gab Emil von Girardin dem Emir zu Ehren ein Diner, wozu er seine sämmtlichen schriftstellerischen Freunde eingeladen hatte. Im Laufe der Unterhaltung sagte Girardin zu Abd-el-Kader: „Es würde mir Vergnügen machen, wenn Sie meine ‚Zwei Schwestern‘ als Geschenk zum Andenken an den heutigen Tag annehmen wollten!“

Mit den „Zwei Schwestern“ meinte Girardin sein neuestes Drama, welches damals gerade ungemeines Furore machte. Bei der Verdolmetschung des Satzes vergaß man jedoch, dem Emir diese Erklärung dazu zu geben, und so stand Abd-el-Kader auf, kreuzte die Arme über der Brust, verbeugte sich vor seinem Wirth und entgegnete: „Ich werde mich außerordentlich glücklich schätzen, die Damen bei nur aufzunehmen, obgleich mein Harem bereits vollständig gefüllt ist; lassen Sie mich nur erst für eine passende Wohnung Sorge tragen!“

Dieses Quiproquo machte allen Anwesenden ungemein viel Spaß und man erinnerte sich dabei auch gelegentlich einer anderen ergötzlichen Geschichte, welche sich einige Zeit nach des Emirs Gefangennahme während seines Aufenthalts in der französischen Festung zugetragen, die man ihm zum Wohnort angewiesen. Er ließ dort seinen Kindern durch einen französischen Schreiblehrer Unterricht ertheilen, und da er mit dem Lehrer sehr zufrieden war, schenkte er ihm eines Tages zur Belohnung eine seiner Frauen. Der arme Schreiblehrer, der bereits mit einer noch dazu ziemlich xanthippenhaften Gattin versehen war, fühlte sich nicht sehr freudig überrascht von des Emirs Großmuth und hatte unendliche Mühe, ihm begreiflich zu machen, daß er das ihm zugedachte Geschenk nicht annehmen könne, da seine Frau ihn bei der bloßen Erwähnung desselben mit Augenauskratzen und dergleichen bedroht habe.