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Ein armer Teufel

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein armer Teufel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 153-154
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Unternehmens-Philosophie eines Pariser Kaufmanns
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Bearbeitungsstand
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[153] Ein armer Teufel. Wenn man in Paris auf dem Boulevard des Italiens spaziert, bemerkt man eines der größten und ausgedehntesten Magazine der Stadt mit dem Schild: „Un pauvre diable“. – Der Gründer dieses Geschäfts, ein äußerst gewandter und im hohen Grade achtungswürdiger Kaufmann, hatte sich durch Solididät, Geschäftskenntniß und Thätigkeit von einem kleinen Geschäfte [154] dieses enorme errichtet, er war mit andern Worten d’un pauvre diable ein Millionair geworden. Da berieth er sich einst mit seiner Frau und sie fanden, daß 100,000 Franken Renten für gewöhnliche Bedürfnisse hinreichend wären und sie dieselben nicht mehr vermehren wollten. Der Herr „pauvre diable“ rief also alle seine Commis zusammen, nahm von ihnen Abschied und stellte ihnen ihren neuen Herrn vor, nämlich den ob dieses unerwarteten Glückes ganz erstaunten ersten Commis, von dessen Tüchtigkeit er sich durch langjährige Dienste überzeugt hatte. Um aber nicht das Glück so ganz in den Schooß eines Einzigen zu werfen, traf er folgende interessante Verordnung, durch welche er eben so eine Menge von glücklichen Leuten, als eine Pflanzschule ausgezeichneter Commis schuf. Er bestimmte nämlich, daß der erste Commis dem Geschäfte so lange als Herr vorstehen sollte, bis er daraus einen Gewinn von 50,000 Franken Renten gezogen habe. Dann sollte er das Geschäft unter denselben Bedingungen wieder an seinen ersten Commis übergeben und so ad infinitum. Da nun der jedesmalige erste Commis weiß, daß am Ende einer gewissen Zeit sein Glück gemacht sein muß, so giebt er sich alle Mühe sich auf seinem Posten zu erhalten, eben so wie die andern Commis sämmtlich nichts sehnlicher wünschen, als durch Thätigkeit und Treue bis zum Range des ersten Commis zu avanciren. Sie sind denn je nach ihren Fähigkeiten und Leistungen alle numerirt und avanciren je nach den Beweisen, die sie von ihren Fortschritten geben können, und auf diese Weise betrachtet es jeder Commis schon als ein Glück, in das Haus aufgenommen zu werden, weil es dann nur von seinem Fleiße und Talente abhängt, erster Commis und nach wenigen Jahren Herr eines der ersten Pariser Geschäfte zu sein. Es sollen jetzt, seit 22 Jahren, sich schon drei erste Commis gefolgt sein, die sich jeder mit einer Million Franken zurück gezogen und ihren Platz dem Nachfolger cedirt haben. An dem Geburtstag des von so Vielen, die er glücklich gemacht, angebeteten alten Herrn versammeln sie sich denn Alle und wetteifern, wer ihm durch die zarteste Aufmerksamkeit, durch die liebevollste Beglückwünschung seine Verehrung am Besten darthun wird.