[109] Gesamtansicht der Stadt und Burg Stolpen von NW gesehen.
49. Ein Rundgang durch Stolpen.
Die so schöngelegene Bergstadt Stolpen, welche jahraus, jahrein von Fremden gern besucht wird, bietet außer der romantischen Burgruine noch so manche Sehenswürdigkeit. Dazu gehört zunächst „das Dresdner Tor“, durch welches man von Westen her in das Innere der Stadt eintritt. Dasselbe, ein Rest der ehemaligen Stadtmauer, ist noch recht gut erhalten und gibt dem trauten Städtchen ein mittelalterliches Ansehen. Das dunkle Gemäuer, umrankt von dem immergrünen Epheu, gewährt ein eigenartiges, ein geradezu malerisches Bild. – Vom Dresdner Tore aus wenden wir uns hinauf zur schmucken Stadtkirche, welche 1897 so prachtvoll renoviert wurde und im genannten Jahre am Westgiebel einen schlanken, aus Sandstein aufgeführten Turm erhielt. An der östlichen Außenseite der Stadtkirche befinden sich verschiedene uralte Grabdenkmäler. Leider vermag man infolge der Verwitterung nicht immer die volle Inschrift zu entziffern. Auch auf dem kleinen Platze nordwestlich von der Kirche stehen noch einige interessante Grabsteine, darunter auch einer mit sogenannter Mönchsschrift. Hier oben wurden in früheren Zeiten Bewohner der Burg, die Geistlichen und Gerichtsherren, Bürgermeister und Rektoren zur letzten Ruhe gebettet. Rechts vom Haupteingange der Stadtkirche befindet sich ein Grab mit noch recht gut erhaltener Grabplatte. Letztere trägt folgende Inschrift:
Eugen Dietrich Moritz v. Liebenau,
Königl. Sächs. General Major d. Cavallerie,
geb. d. 17. Febr. 1757,
gest. d. 4. Aug. 1821.
Ruhe seiner Asche!
Dem Kgl. Amtsgericht schräg gegenüber steht an der südwestlichen Ecke des Marktes das ehemalige Amtshaus mit zwei interessanten Wappenbildern. (Vgl.
„Das ehemalige Amtshaus.“) Neben dem alten Amtshause steht das vor einigen Jahren renovierte Rathaus. Dasselbe zeigt an der Marktseite ein Wappenbild mit zwei Türmen und dem Brustbilde eines Bischofs, ferner die Jahreszahl 1549. – Mitten auf dem freundlichen Marktplatze befindet sich, umschattet von einer Anzahl Linden, als Denkmal eine Gruppe schöner Basaltsäulen mit zwei Gedenktafeln. Die eine Tafel trägt die Inschrift:
„Zum Andenken an das Regierungsjubiläum
Fr. August’s des Gerechten am 15. Sept. 1818.“ –
[110] An einer Basaltsäule sieht man am oberen Ende derselben das vergoldete Rundbild jenes Fürsten. Die zweite Tafel erinnert an die 800jährige Jubelfeier des Herrscherhauses Wettin am 16. Juni 1889. – Unweit vom Aufgange zur alten Burg Stolpen finden wir an der Nordseite derselben die „Wasserkunst“ mit folgender Inschrift:
„Aquae penuriam Civit. Stolp. Leravit
Friederici Augusti opt. principis
liberalitas M. D. C. C. LXXXIX.“ –
Inneres der Kirche zu Stolpen nach der Erneuerung.
Von der Wasserkunst aus führt hinab zur Bischofswerdaer Straße die Badergasse, ein enges Gäßchen. An einem Hause zur Linken, einer Restauration, befindet sich ein Wappen mit dem Zeichen
und der Inschrift:
„Zur Amts- und Raths-Baderei 1833.“
In der Bischofswerdaer Straße steht das Haus Nr. 31. An demselben ist eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht:
[111] „Hier wurde im Jahre 1793 geboren Mg. Fr. Traugott Friedemann, Dr. der Theologie und Philosophie. Hohe Verdienste erwarb sich derselbe als Oberschulrath und Schriftsteller im Gebiete der klassischen Philosophie und Gymnasialpädagogik um das deutsche Schulwesen. Zum ehrenden Andenken errichtet 1893.“ – Zu den jüngsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Stolpen zählt das am 6. September 1903 enthüllte Siegesdenkmal am Fuße des Siebenspitzigen Turmes, an der Westseite der Burg. Dieses Denkmal, gefertigt vom Bildhauer Starcke in Dresden, ist oben geziert mit einem in Sandstein gehauenen Löwen, zeigt links das Bildnis Kaiser Wilhelms I. und König Alberts von Sachsen, rechts das Bildnis Moltkes und Bismarcks. Es trägt auf der Westseite die Inschrift:
Dieses Denkmal
zur ewigen Erinnerung an den
großen siegreichen Kampf
1870 der geeinigten 1871
Deutschen Stämme
und an die
großen Männer dieser Zeit
errichteten
dankbare Deutsche.
Gedenket der Tapferen,
die vor dem Feinde blieben:
Hermann Wächter, Stolpen.
Julius Gustav Emil Rußig, Neudörfel.
Friedrich Ernst Rodig, Neudörfel.
Welche Wendung
durch
Gottes Fügung!
Droben zeugt die Burgruine von dem Hochmute der Franzosen, das Denkmal drunten am Fuße des Siebenspitzigen Turmes von der Demut und der Dankbarkeit der Deutschen.