Ein Rettungsmantel für Schiffbrüchige
[580] Ein Rettungsmantel für Schiffbrüchige. (Zu dem Bilde S. 565.) Eiues schönen Tages zu Ende des Juli bot sich den Passanten der Schiffsbrücke zu Köln ein seltsamer Anblick dar: den Rhein herab trieb ein rätselhaftes Ungeheuer, große aufgeblähte Schwingen hielten es über dem Wasser, während es mit den Händen aufgeschlagen ein Buch hielt, über welches sich ein Männerkopf mit starkem Schnurrbart und energischen Zügen beugte. Die Wellen trugen spielend die sonderbare Gestalt dahin, die sich für die Eingeweihten als der Techniker F. W. Kuhl entpuppte. Derselbe führte den Vertretern der Presse seinen neuen Rettungsmantel in erfolgreicher Probe vor.
Die Konstruktion dieses Mantels ist Geheimnis seines Erfinders. Aeußerlich unterscheidet er sich nicht von einem gewöhnlichen Ueberzieher, der mit einem doppelten Gummifutter ausgestattet ist; er ist sehr leicht, seine Füllung besteht aus einer Masse, die ein Untersinken unter Wasser verhindert; in zwei Minuten ist er angelegt, mit Luft gefüllt und zum Gebrauch fertig, wie der Erfinder es bei seiner Probe bewies. Herr Kuhl behauptet, mit dem nötigen Mundvorrat versehen, 16 bis 18 Tage im Wasser schwimmend zubringen zu können, wenn er noch die zu dem Mantel gehörigen Beinkleider, Schuhe etc. angelegt hat. Aber auch der Mantel allein genüge, den Schiffbrüchigen tagelang in bequemer Lage über Wasser zu halten. Im Hinblick auf die zahlreichen Schiffsunfälle gerade der letzten Zeit muß man jeden Versuch, Menschenleben dabei zu retten, mit Freude begrüßen, und so wollen wir hoffen, daß auch die Erfindung Kuhls einen Fortschritt in dieser Richtung hezeichne.