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Ein Pferde-Essen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: W. Z.
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Titel: Ein Pferde-Essen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 168
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[168] Ein Pferde-Essen. Erlauben Sie mir, eines eigenthümlichen Diners zu erwähnen, das vor einigen Tagen der berühmte Gastronom Chevet, Bruder des vor Kurzem verstorbenen Marchand de Comestibles im Palais-Royal, einem auserwählten Kreise von Feinschmeckern gegeben. Bei diesem Diner wurden nämlich in den verschiedensten Formen Fleischspeisen aufgetragen, deren kunstvolle Zubereitung die Bewunderung der Zecher so sehr erregte, daß sie den Wirth mit den begeisterungsvollsten Lobeserhebungen überhäuften. Dieser machte jedoch nach beendigter Tafel seinen Gästen die Mittheilung, daß die verschiedenen Fleischsorten, die sie zu sich genommen zu haben wähnten, nur eine einzige Fleischsorte war und zwar nichts mehr und nichts weniger als – Pferdefleisch. Chevet sagte ihnen zugleich, daß es kaum einen Wursthändler in Paris gebe, in dessen Waaren das Pferdefleisch nicht einen Hauptbestandtheil bildete. Er habe ihnen das Fleisch von einem jungen zarten Pferde vorgesetzt, während in den Pasteten der Pariser Wursthändler sich oft das Fleisch von Pferden befinde, die während ihres langen Lebens tausenderlei Schicksale erfahren. Chevet behauptete ferner, daß die meisten Pariser, ohne es zu wissen, Hippophagen seien und daß gar Mancher, der ein Beefsteak zu verzehren glaubt, gemüthlich ein Stück von einem Schimmel genieße, der vor vielen Jahren einem Gensd’armen angehört, oder von einem Schweißfuchs, der vor kaum einem Monat mit peripatetischem Schritte eine Droschke durch die Boulevards geschleppt. – Wir Pariser erfahren gar Manches, die Geheimnisse aber, welche die hiesigen Restaurants unserm Magen zu verdauen geben, werden wir niemals ganz erfahren.
W. Z.