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Ein Pamphlet auf Schiller und Goethe

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein Pamphlet auf Schiller und Goethe
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 839–840
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
fertig
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[839] Ein Pamphlet auf Schiller und Goethe. Daß unsere großen klassischen Dichter zu jeder Zeit ihre Gegner hatten, ist wohlbekannt: in der Regel war nur der Eine oder Andere von ihnen den gestrengen Kritikern unsympathisch; sie wurden nicht Beide zugleich in einen gemeinsamen Sündenfall verwickelt. So war Wolfgang Menzel ein warmer Verehrer Schiller’s, während er Goethe aufs Schärfste verurtheilte; höchstens die ultramontanen Tendenzschriftsteller wandten sich gegen Beide mit gleicher Verketzerung. Jetzt aber ist ein dramatischer Dichter erstanden, der in der Vorrede zu seinem Drama auf die weimarischen Dioskuren die heftigsten [840] Schmähungen schleudert. Ihm sind Schiller und Goethe „irreleitende Abschreiber, welche sich die Achtung der von ihnen zur Kunstsimpelei verführten Nation erschwindelt haben“. (!) Schiller hat „Ziel und Endzweck des Dramas vollständig verkannt“. (!) Goethe ist frivol; bei seinen weiblichen Gestalten denkt man an Voltaire’s Faungesicht; Goethe’s „Faust“ ist „ein kopfloses Durcheinander“. „Diesen Faust soll der Teufel holen!“ „Schiller’s Muse hätte eine Kur im Tollhause durchmachen müssen.“ (!) Wahrlich, eine beneidenswerthe Selbständigkeit des Urtheils! Und wer ist der unerschrockene Kritiker? Ein bayerischer Dichter Namens Hans Pöhnl, dessen Volksbühnenspiel „Gismunda“ am Münchener Hoftheater in Scene ging und wegen seiner kindischen Fibelverse in allen tragischen Scenen eine wachsende Heiterkeit erweckte und einen großen Lacherfolg davontrug. Daß ein solches Stück vom Münchener Hoftheater gegeben werden konnte, das muß allerdings ganz unbegreiflich erscheinen, eben so wie das unverfrorene Urtheil über unsere großen Dichter, wie es ähnlich kaum jemals zu Tage gefördert wurde. †