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Ein Morgen vor der Breslauer Hütte in den Oetzthaler Alpen

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Textdaten
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Titel: Ein Morgen vor der Breslauer Hütte in den Oetzthaler Alpen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 89, 98
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[89]

Ein Morgen vor der Breslauer Hütte in den Oetzthaler Alpen.
Nach der Natur gezeichnet von M. Zeno Diemer.

[98] Ein Morgen vor der Breslauer Hütte in den Oetzthaler Alpen. (Zu dem Bilde S. 89.) Herrlich sind die Thäler, die von dem mächtig schwellenden Inn sich südwärts in die Tiroler Alpen hinaufziehen. Das größte unter ihnen ist das Oetzthal, das die nach ihm benannte Oetzthaler Ache durchrauscht. In einer Länge von 86 km klimmt es von Stufe zu Stufe, bald als breites grünendes Gelände, bald als eine Kette wilder Schluchten und Klausen hoch in das Gebirge hinan, bis es sich mit seinen äußersten Ausläufern in der starren Wildnis des ewigen Schnees und Eises verliert. Gegen siebzig über 3000 m hohe gletscherumpanzerte Spitzen bilden die Zinnen des gewaltigen Gebirges, in das es eingezwängt ist, und bis zu der stolzen Höhe von 3776 m steigt die Wildspitze, die Königin der Oetzthaler Alpen, empor. Seit lange wandern die Touristen in dieses Gebiet, in dem die Ferner oder Gletscher sich in ihrer funkelnden Pracht und in mannigfaltigsten Gestalten dem staunenden Auge des Beschauers darbieten. Die Rundsichten von der Wildspitze und der nur um 30 m niedrigeren Weißkugel zählen zu den großartigsten in den Alpen. Der Weg zu diesen Gipfeln führt durch einen der südlichen Ausläufer des Oetzthales, durch das Vent- oder Fendthal. Das Dörfchen Vent, am Fuße der Thalleitspitze in 1893 m Höhe gelegen, bildet überhaupt einen wichtigen Ausgangspunkt für die Hochgebirgstouristen, denn von ihm führen fünfundzwanzig Hochpässe in die benachbarten Thäler. Von ihm aus kann auch die Wildspitze bestiegen werden; auf dem Wege hat die Sektion des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines Breslau bereits im Jahre 1882 eine Schutzhütte errichtet. Das durch mächtige Felsen geschützte Haus liegt in der Höhe von 2848 m am Fuße des Oetzthaler Urkunds inmitten der prächtigsten Hochgebirgsscenerie. Im Jahre 1896 wurde die Hütte durch einen Anbau vergrößert; während des Sommers ist sie ständig bewirtschaftet. Unser Bild zeigt uns einen Morgen vor der Hütte. Bei Sonnenaufgang wallten die Nebel in den Thälern, verdächtiges Gewölk ballte sich um die schneeigen Häupter der Bergriesen und die Alpenkrähen wichen nicht von dem Dache des Hauses. Nun aber sind die Anzeichen des schlechten Wetters geschwunden; die Sonne siegt und unter klarer werdendem Himmel blitzen bereits die Gletscher wie Silberpanzer; in weite Ferne entfliegen die Alpenvögel und nun brechen auch die Touristen auf, um von den hohen und höchsten Zinnen Berge und Thäler aus der Vogelschau zu bewundern. *