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Ein Lied der Liebe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Else Lasker-Schüler
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Titel: Ein Lied der Liebe
Untertitel:
aus: Gesammelte Gedichte, S. 140-141
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1917
Verlag: Verlag der Weißen Bücher
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[140]

Ein Lied der Liebe
(Sascha)

Seit du nicht da bist,
Ist die Stadt dunkel.

Ich sammle die Schatten
Der Palmen auf,

5
Darunter du wandeltest.


Immer muß ich eine Melodie summen,
Die hängt lächelnd an den Ästen.

Du liebst mich wieder –
Wem soll ich mein Entzücken sagen?

10
Einer Waise oder einem Hochzeitler,

Der im Widerhall das Glück hört.

Ich weiß immer,
Wann du an mich denkst –

Dann wird mein Herz ein Kind

15
Und schreit.


An jedem Tor der Straße
Verweile ich und träume;

[141]

Ich helfe der Sonne deine Schönheit malen
An allen Wänden der Häuser.

20
Aber ich magere

An deinem Bilde.

Um schlanke Säulen schlinge ich mich
Bis sie schwanken.

Überall steht Wildedel

25
Die Blüten unseres Blutes.


Wir tauchen in heilige Moose,
Die aus der Wolle goldener Lämmer sind.

Wenn doch ein Tiger
Seinen Leib streckte

30
Über die Ferne, die uns trennt,

Wie zu einem nahen Stern.

Auf meinem Angesicht
Liegt früh dein Hauch.