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Ein Lichtbild zu einem Schattenbilde

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Textdaten
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Titel: Ein Lichtbild zu einem Schattenbilde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 260
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[260] Ein Lichtbild zu einem Schattenbilde. Wir haben in unserer vorigen Nummer von dem übertriebenen Luxus eines amerikanischen Geldfürsten gesprochen, welcher den Ehrgeiz hatte, vor allen andern in der französischen Gesellschaft zu glänzen. Ihm gegenüber wollen wir diesmal das Bild eines andern amerikanischen Millionärs stellen, welcher seinen Reichthum zum Besten seiner Landsleute und seines Vaterlandes verwendete. Die Zeitungen berichteten vom Tode William Wilson Corcorans in New-York, welcher bei Lebzeiten und in seinem Testament die verschiedenartigsten gemeinnützigen Schenkungen machte. Er war in Georgetown geboren, kaufte dort den Bauplatz des Oak-hill-Friedhofs, verbesserte ihn mit einem Kostenaufwande von 120 000 Dollars und machte ihn seiner Vaterstadt zum Geschenk. Die Corcoran-Galerie begründete er 1857 mit 300 000 Dollars und stiftete einen Fonds von einer Million Dollars zur Erhaltung derselben; auch schenkte er derselben nach dem Kriege seine eigene werthvolle Gemäldesammlung. Zum Angedenken an seine verstorbene Gattin gründete er die Luisenheimath, eine Stiftung, in welcher gebildete, durch Schicksalsschläge verarmte Frauen Aufnahme finden. Er hat damit einem Bedürfniß Rechnung getragen, welches jedenfalls überall tiefempfunden wird, denn die Armuth in Proletarierkreisen mag die Wohlthätigkeit in hohem Maße herausfordern; an jener verschämten Armuth der gebildeten Stände, die den Kampf ums Dasein ebenso mit Noth und Entbehrung kämpfen müssen wie die Nothleidenden der untersten Klassen, aber dabei noch den Verzicht auf gewohnte geistige Lebensgenüsse schmerzlich empfinden, geht sie oft achtlos vorüber, da sich dieselbe nicht in ihren Weg stellt. Die 300 000 Dollars, welche Corcoran für diese Stiftung ausgesetzt hat, sollten ganz besonders andere Geldmächte, doch auch den Staat und die Kommunen zur Nacheiferung anspornen. Corcoran machte außerdem dem Washington-Waisenhause, der Kolumbia-Universität, der Universität von Virginia, andern Instituten und einigen Kirchen beträchtliche Geschenke. Gegen diese großen menschenfreundlichen Thaten verschwinden freilich ein Damenmantel aus Paradiesvogelfedern und Knallbonbons mit Modekostbarkeiten und Pretiosen, wie sie im Hause des Silberfürsten von Nevada an der Tagesordnung sind.
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