Ein Ehrentag Hamburgs
[692] Ein Ehrentag Hamburgs. (Zu dem Bilde S. 680 und 681). Zum Schutz ihrer Handelsflotte bauten die Hamburger im Jahre 1668 ihre ersten beiden wirklichen Kriegsschiffe, den „Kaiser Leopold I“ und das „Wappen von Hamburg“. Das Orlogschiff „Kaiser Leopold I“ unter dem Kommando des Kapitäns Jakob Karpfanger hatte die Aufgabe, die Hamburger Handelsflotten nach dem Mittelmeere und nach Grönland zu convoyieren, wie man damals den bewaffneten Schutz zur See nannte. Karpfanger räumte unter den algerischen Seeräubern tüchtig auf. Seine größte Heldenthat vollbrachte er jedoch, als zwischen Hamburg und Frankreich Zwistigkeiten ausgebrochen waren, im Kampfe mit einem französischen Kapergeschwader.
Am 11. September 1678 wurde er, als er mit der heimkehrenden Grönlandflotte in die Elbe einsegeln wollte, von fünf gut armierten französischen Schnellseglern angegriffen. Sofort warf er sich dem Feinde entgegen und manövrierte so vortrefflich, daß nach zwölfstündigem hitzigen Gefecht zwei feindliche Schiffe in Grund sanken, während die übrigen unter dem Schutze der Nacht entkamen. Hamburg jubelte dem Sieger zu.
Unser Bild zeigt das Ende des Kampfes. Die Sonne ist hinter grauen Wolken untergegangen. Kapitän Karpfanger manövriert mit seinem mächtigen Orlogschiffe „Kaiser Leopold I“ bei Backstagswind zwischen zwei feindlichen Schiffen, von denen das eine im Sinken begriffen ist und das andere in Flammen aufgeht, hindurch. Während er dem letzteren noch eine glatte Lage giebt, feuert er mit seinen Bugkanonen auf den dritten weiter zurückliegenden Kaper. Die Geschütze der Steuerbordseite sind ausgerannt, um den Gegner zu enfilieren, d. h. der Länge nach mit seinen Geschossen bestreichen zu können. Die Mannschaften der sinkenden französischen Fahrzeuge suchen sich in die Boote zu retten. Im Hintergrunde sieht man die freisegelnde Hamburger Grönlandflotte. H. B.