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Ein Bürgermeister ohne Furcht und Tadel

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Textdaten
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Titel: Ein Bürgermeister ohne Furcht und Tadel
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aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 104
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1873
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[100]

Franz Ziegler.

[104] Ein Bürgermeister ohne Furcht und Tadel. (Mit Portrait, S. 100.) Den wir mit dieser Würde ehren, der lebt noch und hat am dritten Februar seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert: Franz Ziegler, der Cato des preußischen Abgeordnetenhauses gegen das Ministerium Mühler kaum glaublichen Andenkens. Sein Leben fiel in die aufsteigende deutsche Zeit, deren erste Stufen 1840 und 1848 waren. Als Bürgermeister von Brandenburg, das, weil sein Geburtsort Warchau in der Nähe lag, ihn zu den Seinigen zählte, kam er als deutscher Volksbote in die Paulskirche. Später, im heimischen Parlament, stand er von allen Steuerverweigerern als der Einzige da, der für seine Beharrlichkeit büßen mußte; als Hochverräther und Aufrührer angeklagt, traf ihn die ganze Reihe der dafür vorhandenen Strafen: Amtsentsetzung, Verlust der Nationalcocarde, Festungshaft und selbst, nachdem letztere überstanden war, noch einjährige Verbannung aus Brandenburg. Und als der Landflüchtige sich in seiner Noth nach Berlin wandte, wurde er abgewiesen. Das waren gar hübsche Zeiten für die glückliche Reaction. Ziegler griff zur Schriftstellerfeder. Hatte er früher die Frage: „Wie ist dem Handwerkerstande zu helfen?“ beantwortet und das Volk über die sociale Reform des Abgabenwesens, über die Fabrik-Creditgesellschaft und dergl. Gegenstände belehrt, so veröffentlichte er von 1860 an mehrere poetische Werke, wie Landwehrmann Krille“, „Der Bettler vom Capitol“ (abgedruckt in der Gartenlaube 1864, Nr. 27), „Nondum“ etc., die ihn dem Volke auch als kernigen märkischen Dichter zeigten. In sein eigenstes Lebenselement gerieth der nun schon alte Ziegler erst wieder, als ihn das Vertrauen seiner Mitbürger in Breslau 1864 wieder in das preußische Abgeordnetenhaus und 1867 in den Reichstag des Norddeutschen Bundes wählte. Hier war er, wie bereits bemerkt, der Sturmvogel, welcher das Sinken des Mühler’schen Ministerschiffs lang voraus anzeigte, ehe es geschah.

Wenn wir dem Mann hiermit öffentlich unsern Gruß zurufen und ihm zum siebzigsten Geburtstag gut und lang Heil wünschen, so wird es sich wohl ziemen, auch des Wahlkreises in Ehren zu gedenken, welcher einem solchen Kämpfer seinen Sitz im Volkshause sichert: es ist der 7. Regierungs-Bezirk Breslau, Stadt Breslau, westlicher Theil.