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Eigentliche Vorbildung der Heylthumb und des Keyserlichen Ornats

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Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Eigentliche Vorbildung der Heylthumb und des Keyserlichen Ornats
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Entstehungsdatum: Zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts
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Verlag: Dietrich von Berg
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Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung: Darstellung Reichskleinodien auf einem Holzschnitt
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Eigentliche Vorbildung

Der Heylthumb vnd deß Keyserlichen Ornats / welcherin der Statt Nürnberg verwahrlich auffbehalten vnd

gewissen wird / in der Kirchen zum Heyl. Geist.[1]

A.A.A. Der Speer / darmit deß Herrn

Christi Seyten ist eröffnet worden.

DIeser Speer ist nach dem Tod Caroli Magni, welcher das Haupt reich auff die Teutsche Nation gebracht / bey dem Orientalischen Landsfürsten / vnd Anno 929. bey Samsone / einen Julianischen Grafen / nachgehends bey Rudolpho / damahligen König in Burgund / bestanden / vnd ist folgends im Jahrs Christi 930. Henrico Aucupi, oder dem Kayser Herich / bey genannt dem Vogler / alß eine hochschetzbare Sache / geschencket worden; Es finden sich zwar dergleichen auch anderer orten / alß / zu Rom / zu Paris / vnd Saintage, vnd zu Selue, einem Kloster bey Bourdeaux mit vorgeben / daß Sie daß Original deß Speers oder die Spitze darvon auffbehielten / solche alle aber / sind diesem nach gemacht / wie in der gleichen Sachen / welche ein jeder zum Gedächtniß haben wollen / vielmahls beschehen / Es vermeinen auch etliche so vbel bericht sind / daß die spitze deß Speers dem Herrn Christo in die Brust gestochen worden / biß zu dem guldenen Blech / mit a a bemercket / solches ist aber keines weeges vermuthlich / weil der Leib durch vnd durch gestochen / worden were: Andere aber vermeinen / die Römische Kayser haben das guldene Blech ungefehr / so weit anfügen lassen.

B.B. Ein stuck von dem Creutz / an welchem

der Herr Christus gelitten / in seiner Capsula.

HIer ist in der mitten zusehen das Loch / dardurch der Nagel geschlagen worden.

Dieses / wie auch vor gemelder Speer ist von etlichen Kaysern / alß ein Heylthumb mit vber Land / vnd gleich der Bunds-Laden in dem Alten Testament / auch in die Heerläger geführet worden: Doch hat es dem Kayser Ottoni II. wieder seine Feind nit glücken wollen / welcher Anno Christi 982. von Bonavento oder Pisatello, in Italia von den Griechen vnnd Saracenen / ist geschlagen / gefangen / vnnd mit großer mühe wieder erlediget worden. Ingleichen ist es ergangen. Henricus IV.[2] Anno Christi 1056. vnd folgende jahre / da er meinsten theils vntergelegen / vnd endlich von seinem Sohn Henrico V.[3] gefangen / vnnd das Kayserthumb abzutretten / benötiget worden. Es ist auch nicht besser ergangen Friderico Barbarossae[4] Anno C. 1175. Ottoni den sechsten[5] A. C. 12. 14. Friderico II. A. C. 1247. Adolpho Hassovio[6]. 1298. Alberto[7] 1298.

Sonderlich aber hat diese mehrbesagte Heylthume vnnd Kleinodien Hoch- vnd werth gehalten der Kayser Sigißmund[8] / welcher auch Anno 1393. für Nicopoli, in dem Könichreich Bulgaria, von dem Türcken auff das Haupt geschlagen / vnnd hat sein Leben mit einem geringen Rennschifflein / elendiglich / retten müssen. Nach dem Er auch wieder ein Heer zusammen gebracht ist er A. C. 1419. von dem Türcken abermahls geschlagen vnd in die Flucht verjaget worden. Demnach hat dieser Kayßer Sigißmundus wider eine Heer von 60. in 70000. Mann zusammen gebracht vnnd wider die Hussiten vnnd Böhmische Ständ gezogen / aber zum fünfften mahl auch den Sieg verlohren / also daß Er besorgt es möchten diese schetzbare Sachen denn Hussiten in die Hände kommen / vnnd verunehrt werden / derowegen hat er Sie allesambt An. Chr. 1424. nach Nürnberg geschicket / vnd darbey die Gnädige verordnung gethan / dz Sie zu ewiger zeiten bey derselbigen Statt verwahrlich bleiben / vnd auff behalten werden solten / so auch bißhero beschehen.

Erst beschriebenes Kayserliche Heyligthumb oder Heylthumb / ist jährlich zu Nürnberg den Freytag nach Ostern auff dem Marckt / eine stunde nach auffgehender Sonne gewissen worden / nach gehaltener Meße vnnd etlichen Gesängen / von dem Leyden Christi: In bey wesen der Aeltern vnd Jungern Herrn deß Raths / deren ein jeder eine vergultene Kertzen getragen: Nachdem die Meße geendige / wurde von einem Priester die Gnade vnd Indulgentz[9], welche der Papst zu Rom darzu gegeben abgeleßen / benennet vnd vorgezeigt / welche auch von dem Volck andächtiglich betrachtet / vnd alß eine Heylige sache geehret wurden.

D. Ein Zahn S. Johannis in einem

Kästlein / an einer Ketten hangend.

E. Das Schwerdt / welcher Carolus

Magnus geführet vnd jhm von einem Engel soll geben worden seyn.[10]

ES ist auch noch ein anders Schwert / mit dem Wappen deß Hertzogthumbs Schwaben bestehend in dreyen schwartzen Löwen in Goldgelben Felde. Auff einem Kays: Schwert / ist der Böhmische Löw / mit dem doppelten Schweiffe / vnd diese Schwerter sind nicht so Alt / alß das so hier gebildet ist / vnd soll eines darvon der Christliche. Ritter Mauricius geführet haben.

F. Die Kayserliche Kron.[11]

DIese Kron ist sehr Alt / wie der Augenschein weisset / vnnd ist in dem Bogen der Nahm Conradus zulessen / welcher vermuthlich der erste dieser Nahmens gewesen[12] / weil darbey keine zahl zusehen: Vnnd haben dieses Nahmens vier Römische Kayser regieret / alß Cunradus I.[13] A. C. 1025. biß 1039 Cunradus II. Salicus[14] von 1137. biß 1152. Cunradus Suevus III.[15] 1256. biß 1254. dann[16] Cunradus[17] IV. von 1254 biß 1258[18].

G. Der Kayserliche Reichs oder Mayestätt-Apffel.[19]

H. Der Reichs Scepter.

WElcher Kayser dieses verschafft / ist vngewiß / vermutlich aber ist / beedes mit der erstgemelden Krone gemachet werden.[20]

III. Der Kayserliche Rock.[21]

DIeser Rock gleichet einem köstlichem Meßgewand / vnd ist mit Perlen vnd Edlen gesteinen versetzt / dalmatica genannt: Es ist auch darbey ein Chormantel[22] / Stalgürtel / vnd wird nach dem Wahl / dem newen Kayser / oder Römischen König angezogen / vnd nach vollenden Solennitäten / den Herrn von Nürnberg wieder in verwahrung gegeben.

Es seind auch noch etliche andere stück bey handen / welche hier nicht abgebildet / alß: Ein stuck von Christi wiegen / ein Arm der H. Anna / ein stuck von dem Kleid S. Johannis / etliche Glieder von den Ketten / damit S. Peter / S. Paul vnd S. Johannis gefesselt worden / ein stuck deß Tischtuchs / darauff der H. Chirstus sein Abendmahl gehalten / wieder ein stuck von dem Schurtztuch / in welchem Er den Jüngern die Füsse gewaschen / 5. Dörner von der Kron / so die Kriegs-Knechte dem H. Christo auffgesetzet.

Aller dieses ist in einem Silbernen vergulden Sarch geschlossen vnd hengend oben in dem Thor / in der Kirchen bey dem H. Geist / zu Nürnberg.

Zufinden bey Dietrich von Berg Kunsthändlern.

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Heilig-Geist-Spital
  2. Heinrich IV.
  3. Heinrich V.
  4. Friedrich I.
  5. offensichtlich ist hier Otto IV. gemeint
  6. Adolf von Nassau
  7. Albrecht I.
  8. Sigismund
  9. Ablass
  10. der sogenannte Säbel Karls des Großen, tatsächlich aber osteuropäisch aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts
  11. Reichskrone
  12. hier wird wohl Konrad I., König des Ostfrankenreiches, nicht mitgezählt, insofern ist die folgende Zählung gegenüber der modernen Nennung eine Nummer niedriger
  13. Konrad II., im allgemeinen wird angenommen, dass zumindest der Bügel von diesem Herrscher stammt
  14. Konrad III.
  15. Konrad IV.
  16. korrigiert, im Druck dnan
  17. korrigiert, im Druck Cunrandus
  18. es ist nicht klar wer hier gemeint ist, 1254 regierte Wilhelm von Oranien als alleiniger römisch-deutscher König, eventuell ist Konradin von Hohenstaufen, der Sohn Konrads IV., gemeint, dieser war allerdings nie römisch-deutscher König und wurde erst 1268 hingerichtet, allerdings setzte sich sein Onkel Manfred 1258 die sizilianische Krone auf, die eigentlich Konradin zustand
  19. Reichsapfel
  20. tatsächlich ist der Reichsapfel erst Ende des 12. Jahrhunderts entstanden, also wesentlich jünger als die Krone
  21. Dalmatica
  22. Krönungsmantel